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Inflationäre Zeiten, schlechte Zeiten. Auf Gold und Silber setzen

27.06.2022  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Und genau das ist auch der Grund, warum zu befürchten ist, dass die Inflation gekommen ist, um zu bleiben: Gegen ihr Entstehen gab und gibt es offensichtlich nicht den erforderlichen gesellschaftlichen Widerstand; der Wille, die bereits hohe Inflation sofort und entschieden zu stoppen, ist leider gering, wie die zögerliche Zinspolitik der Zentralbank zeigt; und das Wissen um die Schäden, die die Inflation verursacht, ist nicht mehr in der Breite verfügbar und macht daher die Menschen nicht gegen eine Inflationspolitik mobil.

Bei all dem ist zu berücksichtigen, dass die Wähler in vielen Ländern Regierungen an die Macht gebracht haben beziehungsweise sie dulden, die sich zur Aufgabe gemacht haben, die Energie und damit auch alle anderen Güterpreise zu verteuern, um umweltpolitische Ziele zu erreichen.

Vor diesem Hintergrund ist daher vermutlich erst pathologisches Lernen erforderlich, bevor der "Feldzug gegen die Inflation" beginnen und man wieder auf niedrige(re) Inflation hoffen kann: Die Menschen müssen vermutlich wieder leidvoll erfahren, dass Inflation ein wirtschaftliches und gesellschaftliches Übel ist, und dass man die Kosten ihrer Beseitigung zu keiner Zeit scheuen darf.

Wenn man diese (Zukunft-)Einschätzung als Anleger teilt, dann mag man auch für die Empfehlung offen sein, einen Teil seines Vermögens in physischem Gold und Silber zu halten. Die Edelmetalle bieten eine Möglichkeit, sich gegen den Kaufkraftverlust von US-Dollar, Euro & Co zu schützen. Darauf können vor allem Anleger mit einem Anlagehorizont von drei oder mehr Jahren setzten.


Der große Goldpreisanstieg in den 1970er und 1980er Jahren

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Quelle: Refinitiv; Berechnungen Degussa. Konsumgüterpreise indexiert (Januar 1968 = 35).


Mit dem Ende der Goldbindung des US-Dollar zu Beginn der 1970er Jahre stieg der Goldpreis in allen bedeutenden Währungen dramatisch an: Von Anfang 1968 bis Anfang der 1980er Jahre schoss der Goldpreis um 1.833 Prozent in die Höhe (!), während in der gleichen Zeit die US-Konsumgüterpreise um "nur" 149 Prozent anstiegen. [Es sei hier angemerkt, dass der Goldpreis am 21. Januar 1980 einen bis dahin nicht erreichten Rekordwert von 843 USD/oz erreichte.]

Was waren die Gründe für das Hochschnellen des Goldpreises? Mehrere Gründe sind zu nennen. Zum einen war der Goldpreis bis zur Freigabe seines Preises (in US-Dollar) bereits stark unterbewertet. Diese Unterbewertung löste sich entsprechend auf, indem der Goldpreis zu Beginn der 1970er Jahre in allen wichtigen Währungen stark anstieg. Zum anderen wurde die Weltwirtschaft zur gleichen Zeit von der ersten Ölpreiskrise heimgesucht.

Das wiederum schürte Inflationsängste, die sich in einer stark steigenden Goldnachfrage (für Absicherungszwecke) und einem entsprechenden Goldpreisanstieg niederschlugen. Zudem waren in dieser Zeit die Marktzinsen abzüglich der Inflation stark negativ, und entsprechend attraktiv war es für viele Anleger und Investoren, Gold als "sicheren Hafen" nachzufragen. Die Inflation war natürlich in letzter Konsequenz die Folge der Geldpolitik, die nahezu überall auf der Welt gleichgerichtet verlief: Mit niedrigen (realen) Zinsen und einem starken Ausweiten der Geldmengen versuchte man, die Konjunkturen zu stützen und die Arbeitslosigkeit zu senken.

Doch diese Keynesianische Geldpolitik scheiterte - wie die hohen Inflationsraten in vielen Volkswirtschaften der Welt unmissverständlich zeigten. - Wie gewaltig der Goldpreisanstieg in den 1970er und 1980er Jahren ausfiel, zeigt die nachstehende Graphik. Sie zeigt den Goldpreis (USD/oz) ab Januar 1968 bis Ende 1988 sowie den Goldpreis ab 2000 bis Ende 2020, wobei beide Zeitreihen im Ausgangspunkt den Wert von 100 annehmen. Mit bloßem Auge ist leicht erkennbar, wie fulminant der Goldpreisanstieg ab den 1970er Jahren war - und dass dagegen sogar der überaus starke Goldpreisanstieg ab 2000 sprichwörtlich verblasst.



Goldpreisanstieg ab 2000 war sehr "moderat" gegenüber den 1970er/1980er Jahren

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Quelle: Refinitiv; Berechnungen Degussa. Beide Zeitreihen sind indexiert (Januar 1968 = 100). Betrachtet wird jeweils eine Zeit-spanne von 20 Jahren.


Die Geschichte wiederholt sich bekanntlich nicht. Aber hier und da "reimt sie sich", so sagt ein geläufiges Sprichwort. Der Blick in die Vergangenheit gibt zumindest eine Art Vorstellungsbild für die Gegenwart beziehungsweise Zukunft, das zeigt, welche Bewegungen im Goldpreis möglich sind, wenn das Vertrauen in das ungedeckte Geld schwindet.

Und das war es ja letztlich, was den starken Goldpreisanstieg ab Beginn der 1970er Jahre verursachte. Und da heute die Probleme des ungedeckten Geldsystems größer denn je sind, sollte man die seit Jahrtausend bewährte "Rolle des Goldes als Versicherung" keinesfalls aus dem Auge verlieren. [P.S.: Wäre der Goldpreis ab Januar 2000 dem Pfad gefolgt, den der Goldpreis ab Januar 1968 bis zu seinem Rekordpreis Anfang der 1980er Jahre genommen hat, so hätte er in der Spitze 7.010 USD/oz erreicht.]



© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH



* Der Dow Jones ist ein reiner Preisindex. Das heißt, es werden nur Kursgewinne, nicht aber Dividenden und deren Reininvestition berücksichtigt.


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