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Euroschwäche ausgeprägt - Scholz kommentiert - Habeck kommentiert

07.07.2022  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0204 (05:25 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0163 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 135,74. In der Folge notiert EUR-JPY bei 138,51. EUR-CHF oszilliert bei 0,9888.


Finanzmärkte: Ein wenig Entspannung - CHF Höchstkurs gegen EUR

An den Aktienmärkten ergab sich nach dem letzten Ausverkauf eine Korrektur der Abwärtsbewegung, die heute früh zunächst anhält. An den Kapitalmärkten stellt sich die 10-jährige Bundrendite auf aktuell 1,16% (Tiefpunkt gestern 1,08%) , während US-Renditen für 10-jährige Staatsanleihen bei 2,91% rentieren (Tagestief bei 2,76%). Der Goldpreis sackte gestern markant ab, während sich der Silberpreis halten konnte.

Der Euro stand grundsätzlich unter Druck. Gestern wurden Tiefstkurse gegenüber dem USD bei 1.0163 markiert. Es sind die tiefsten Kurse seit 20 Jahren Noch deutlicher wird es im Vergleich zu dem Schweizer Franken. Hier wurde ein Tiefstkurs bei 0,9875 erreicht. Das war der niedrigste Kurs in der Historie. So sieht ein innereuropäisches Misstrauensvotum aus. Nachfolgender Chart zeigt das Währungspaar CHF/EUR. Die Währungsbewegungen zu Lasten des Euros belegen einen Kaufkraftverlust des Euros, der nichts anderes ist als Ausdruck eines Wohlstandsverlusts. Es bedeutet auch mehr importierte Inflation.

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Chart: © Reuters CHF/EUR - Anstieg des CHF/Verfall des EUR


Kanzler Scholz meldet sich zu Wort

Deutschland müsse die Energiewende beschleunigen. Energiepolitik sei nicht nur eine Frage des Preises. Energiepolitik sei auch Sicherheitspolitik.

Kommentar: Ja zur Beschleunigung der Energiewende (Schonung der Ressourcen, Generationengerechtigkeit, Zukunft des Planeten). Ich bin dabei, morgen kommt Solar! Widerspruch: Die Energiepolitik ist eine Frage des Preises (Wohlstandsverlust der Bevölkerung, Scheitern der Unternehmen, Verlust an Arbeitsplätzen, Problem der internationalen Konkurrenzfähigkeit). Ja, Energiepolitik ist auch Sicherheitspolitik.

Lieber Herr Scholz, wer nimmt seit Jahren unzulässig Einfluss auf unsere Innen- und Energiepolitik (Grenell, Trump, Biden) und die dritter Staaten, wer wendet sein Recht extraterritorial an und untergräbt damit nationale Souveränität (Bruch UN-Charta)? Haben uns die USA bedroht (u.a. Sanktionen auf Automobile)? Russland liefert bis heute, Polen und Co. haben Pipelines dichtgemacht (jetzt liefern wir an Polen & Co), nicht Moskau! Gibt es hier einen "blinden Fleck"?


Scholz führte aus, dass Russland Energie als politische Waffe einsetze. Niemand glaube daran, dass es wirklich technische Gründe für die Kürzung von Gaslieferungen gebe.

Kommentar: Wer setzt das Thema Energie als Waffe ein Herr Scholz? Die von uns verfügten Sanktionen, also die "Waffenanwendung" ging von dem Westen im Energiesektor aus. Jetzt wollen die G-7 Länder auch noch den Preis bestimmen (in Rede stehen 40 - 60 USD pro Fass Öl), zu dem Russland sein Gas verkauft.

Der Westen stellt das "geheiligte" Marktprinzip nach unserer Willkür auf den Kopf (Aggression). Der Westen unterstellt ohne Beweis (Glaube ist kein Beweis), dass es keine technischen Gründe für den verminderten, aber nicht eingestellten Gasfluss gäbe. Fakt ist, dass die Turbine wegen unserer Sanktionen in Kanada festhängt. Fakt ist, dass das ein Problem für den umfänglichen Betrieb der Pipeline darstellt. Man kann sich in Moskau keine Turbinen "bei Mondschein nachts um 24 Uhr ertanzen".



Habeck: Einige Einlassungen

Herr Habeck gab bekannt, dass der Energieverbrauch im 1. Halbjahr 14% tiefer lag (Gas -10%) als im Vorjahr.

Kommentar: Das freut sehr, sparender Umgang mit Ressourcen ist hilfreich. Conny und ich sind dabei! Habeck weiter: Es kämen noch enorme Preissteigerungen bei Energie.

Kommentar: Das ist mir zu fatalistisch. Es gibt viele Wege, die das verhindern könnten. Die sollten ernsthaft erwogen werden, denn es geht hier nicht nur um Preise, sondern um die Menschen hier, unsere Wirtschaftsstruktur, die uns trägt, die unser Gesundheitssystem und unser Sozialsystem finanziert. Weiter führte er aus, dass das, was Berlin derzeit mache, ziemlich dicht an Enteignung von Firmen sei.

Kommentar: Eigentum hat Verfassungsrang. Die Worte implizieren einen recht losen Umgang mit Grundpfeilern unseres Systems. Herr Habeck, Eigentum ist der Fruchtstand erfolgreich geleisteter Arbeit der Menschen im Generationenvertrag (im Sozialsystem verankert). Übergriffigkeiten werfen Fragen zu Ihrem Verfassungs- und Menschenverständnis auf.

Habeck sagte, er hätte Lust bei Russland-Sanktionen noch einmal richtig nachzuladen.

Kommentar: Bisher bestrafen die Sanktionen uns. Haben Sie wirklich Lust und Freude daran, uns zu bestrafen, uns unsere Wohlstands- oder sogar Lebensgrundlagen zu entziehen? Gestern schickte mir ein Maschinenbauer eine Notwasserstandesmeldung, davor ein mittelständisches Wohnungsbauunternehmen und davor ein mittelständisches Bäckereiunternehmen. Helene Fischer sang das Lied "Atemlos", ich bin es ob derartiger "lässiger" Einlassungen.

Habeck weiter: Man sei bei beiden geplanten LNG-Terminals für Winter im grünen Bereich.

Kommentar: Ich höre Ihre Worte und wir messen Sie genau daran. Habeck: Rezession und Kreditklemme als Folge der Sanktionspolitik sei möglich. Kommentar: Ach so, was ist Ihr Job noch einmal? Schaden zu kreieren oder abzuwenden?


Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: Daten durchwachsen

Der von S&P ermittelte Einkaufsmanagerindex des Konsumsektors sank per Juni von zuvor 49,2 auf 47,0 Punkte und markierte den tiefsten Indexwert seit Februar 2021 (Deutschland 45,9 nach 45,4). Die Einzelhandelsumsätze legten per Berichtsmonat Mai im Monatsvergleich um 0,2% (Prognose 0,4%) nach zuvor -1,4% (revidiert von -1,3%) zu. Im Jahresvergleich kam es zu einer Zunahme um 0,2% (Prognose -0,4%) nach zuvor 4,0% (revidiert von 3,9%). Deutschland: Der Auftragseingang der Industrie stieg im Monatsvergleich um 0,1% (Prognose -0,6%) nach zuvor -1,8% (revidiert von -2,7%).


UK: Konsumstimmung tiefer, Index aber deutlich über 50 Punkten

Der von S&P ermittelte Einkaufsmanagerindex des Konsumsektors sank per Juni von zuvor 56,4 auf 52,6 Punkte (Prognose 55,0) und markierte den tiefsten Indexwert seit September 2021.


USA: Stabile Lage im Dienstleistungssektor

Der MBA Hypothekenmarktindex fiel in der Berichtswoche per 1. Juli von zuvor 322,7 auf 305,3 Zähler. Der von S%P ermittelte Einkaufsmanagerindex des Dienstleistungssektors stieg per Juni von zuvor 51,6 auf 52,7 Zähler. In der Folge stellte sich der Composite Index auf 52,3 nach zuvor 51,2 Punkten. Der vom ISM ermittelte Einkaufsmanagerindex des Dienstleistungssektors sank von zuvor 55,9 auf 55,3 Punkte (Prognose 54,3)


Japan:
Die Devisenreserven lagen per Berichtsmonat Juni bei 1.311,3 Mrd. USD nach zuvor 1.329,7 Mrd. USD. Der Index der Frühindikatoren per Mai sank um 1,5 Punkte, während der Lageindex um 1,3 Zähler zulegte.


Zinserhöhungen seitens Zentralbanken
:

Malaysia: Von zuvor 2,00% auf 2,25% (Prognose 2,25%)

Rumänien: Von zuvor 3,75% auf 4,75% (Prognose 4,50%)

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein Überschreiten des Widerstandsniveaus bei 1.0870 - 1.0900 neutralisiert den positiven Bias des USD.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe



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