Rohöl: WTI Future testet Kreuzunterstützung
18.07.2022 | Björn Heidkamp
Der abgebildete Chart zeigt die langfristige Kursentwicklung des Rohöl-Futures von 2007 bis heute, bei Kursen von 97,59 USD/Barrel. Ein Notierungsstab bildet das Kursverhalten des Rohöl-Futures für jeden Monat ab.
Langfristiger Aufwärtstrend unterbrochen
Befeuert durch den Ukraine-Krieg sind die Kurse des WTI-Futures in einem exponentiellen Anstieg seit Dezember um mehr als 50% angestiegen. Das bisherige Bewegungshoch erreichte das schwarze Gold am 08.März bezogen auf den aktuellen Future-Kontrakt bei 129,44. Damit wurde der höchste Stand seit Juli 2008 erreicht.
Durch das Kursverhalten der letzten beiden Wochen wurden die technischen Warnsignale, wie beispielsweise die abnehmende Trenddynamik oder die negativen Divergenzen einiger Oszillatoren, bestätigt. Das schwarze Gold hat erstmalig seit Dezember 2021 den Umkehrstab aus dem Juni und somit das Vormonatstief bei 101,53 unterschritten. Dadurch wurde der übergeordnete langfristige Aufwärtstrend unterbrochen.
200-Tage-Linie kurzfristig unterschritten
Aus der Perspektive des mittelfristigen Wochencharts ist der WTI-Future seit Mitte Juni wieder in die vorherige eingezeichnete Konsolidierungszone zwischen 93 und 112 zurück gefallen. Mit dem Unterschreiten des Monatstiefs und der psychologisch wichtigen 100er Marke hat sich die Abwärtsdynamik der letzten Wochen beschleunigt. Am Donnerstag unterschritt der WTI-Future erstmalig seit Dezember 2021 die 200-Tage-Linie, aktuell bei 93,38 im Endloskontrakt. Gleichzeitig wurde mit einem Tagestief bei 90,56 kurzfristig der oben angegebene Konsolidierungsbereich unterschritten.
Intraday-Reversal schenkt Bullen Hoffnung
Positiv zu bewerten ist die Tatsache, dass sowohl der Bereich um die mittelfristigen Konsolidierungstiefs, sowie die 200-Tage-Linie lediglich nur innerhalb des Tageshandels am Donnerstag unterschritten wurden. Jeweils zum Ende des Handelstages haben die Bullen den Rohölpreis wieder deutlich über das kritische Handelsniveau gehievt. In der klassischen Chartanalyse spricht man von einem "Intraday-Reversal".
"Hammer" an Kreuzunterstützung
Betrachtet man nun den Tageschart vom Donnerstag, so hat sich nach der japanischen Candlestickanalyse eine bullishe Einbarformation in Form eines "Hammers" ausgebildet (nicht eingezeichnet).
Der Hammer ist dadurch charakterisiert, dass der Notierungsstabe (Kerze) einen sehr langen unteren Schatten mit einem kleinen Körper aufweist. Ein Hammer illustriert, dass der Markt nahe am Hoch eröffnet hat, es während des Tages einen Ausverkauf gab, und dann, zum Tageschluss hin eine Aufwärtsbewegung stattfand. Der Schlusskurs befindet sich dann in der Nähe der Hochs. Dies könnte ein erstes Anzeichen für eine kurzfristige Trendwende oder zumindest eine kurzfristige Erholung sein.
Saisonale Seitwärtsbewegung bis Ende August?
Aufgrund historischer Erfahrungswerte lassen sich für Aktien, Indizes und Rohstoffe statistische Durchschnittswerte berechnen.
Typische Durchschnittsverläufe der vergangenen 20 Jahre zeigen für den WTI-Future Anfang Juli ein zyklisches Hoch. Dieses Hoch dürfte in diesem Jahr schon etwa zwei Wochen vorher bei etwa 124 erreicht worden sein. Diesem Pivotpunkt folgte in der Vergangenheit mehrfach eine mehrwöchige Seitwärtsbewegung mit einem erneuten Anstieg in Richtung vorherigem Bewegungshoch (124) gegen Ende August. Erfahrungsgemäß scheitert die Wiederaufnahme des Aufwärtstrends, die potentielle Konsolidierung wurde nicht selten im September nach unten aufgelöst.
Fazit:
Aus der Perspektive des langfristigen Monatscharts befindet sich Rohöl spätestens seit November 2020 wieder in einem übergeordneten Aufwärtstrend, dessen Fortsetzung nach aller Erfahrung und allem Lehrbuchwissen viel wahrscheinlicher ist als alle alternativen Szenarien. Mit dem Kursverhalten der letzten Wochen wurde dieser Aufwärtstrend vorerst unterbrochen und durch eine Korrektur- bzw. Konsolidierungsbewegung abgelöst.
Aus der Perspektive des mittelfristigen Wochencharts hat sich das die Ausgangssituation durch den Kursrückgang seit Mitte Juni und dem MACD-Verkaufssignal verschlechtert. Durch das Unterschreiten der Kurse bei 101,53 und 100 hat sich das vorher mittelfristig verhalten positive Chartbild wieder neutralisiert.
In der abgelaufenen Börsenwoche wurde mit dem aktuellen Bewegungstief bei 90,56 die kurzfristige Kreuzunterstützung, bestehend aus 200-Tage-Linie und mittelfristigen Konsolidierungstiefs erstmalig erfolgreich getestet. Im Zusammenhang mit der neutralen saisonalen Phase bis Ende August besteht Hoffnung für die Bullen, dass dieses kritische Niveau kurzfristig wieder mehr Stabilität in den WTI-Kurs bringt. Im zyklischen Idealfall verharren die Kurse bis Ende August weiter in dem Konsolidierungsbereich und erholen sich wieder über 100 in Richtung Junihoch bei etwa 112.
Grundvoraussetzung für dieses Szenario ist jedoch, dass der Bereich erhöhter Aufnahmebereitschaft zwischen 90 und 93 nicht nochmals unterschritten wird. Ansonsten dreht das mittelfristig neutrale Chartbild eindeutig auf Verkauf.
Bei Kursen darunter ist eine beschleunigte Fortsetzung der Korrektur im langfristigen Aufwärtstrend in Richtung 85 wahrscheinlich, ohne jedoch den primären Haupttrend zu gefährden. Fällt der WTI-Future auch unter dieses Niveau wären als nächster Unterstützungsbereich die Marktwendepunkte aus 2018 bei etwa 77 zu beziffern.
© Björn Heidkamp
www.kagels-trading.de
Langfristiger Aufwärtstrend unterbrochen
Befeuert durch den Ukraine-Krieg sind die Kurse des WTI-Futures in einem exponentiellen Anstieg seit Dezember um mehr als 50% angestiegen. Das bisherige Bewegungshoch erreichte das schwarze Gold am 08.März bezogen auf den aktuellen Future-Kontrakt bei 129,44. Damit wurde der höchste Stand seit Juli 2008 erreicht.
Durch das Kursverhalten der letzten beiden Wochen wurden die technischen Warnsignale, wie beispielsweise die abnehmende Trenddynamik oder die negativen Divergenzen einiger Oszillatoren, bestätigt. Das schwarze Gold hat erstmalig seit Dezember 2021 den Umkehrstab aus dem Juni und somit das Vormonatstief bei 101,53 unterschritten. Dadurch wurde der übergeordnete langfristige Aufwärtstrend unterbrochen.
200-Tage-Linie kurzfristig unterschritten
Aus der Perspektive des mittelfristigen Wochencharts ist der WTI-Future seit Mitte Juni wieder in die vorherige eingezeichnete Konsolidierungszone zwischen 93 und 112 zurück gefallen. Mit dem Unterschreiten des Monatstiefs und der psychologisch wichtigen 100er Marke hat sich die Abwärtsdynamik der letzten Wochen beschleunigt. Am Donnerstag unterschritt der WTI-Future erstmalig seit Dezember 2021 die 200-Tage-Linie, aktuell bei 93,38 im Endloskontrakt. Gleichzeitig wurde mit einem Tagestief bei 90,56 kurzfristig der oben angegebene Konsolidierungsbereich unterschritten.
Intraday-Reversal schenkt Bullen Hoffnung
Positiv zu bewerten ist die Tatsache, dass sowohl der Bereich um die mittelfristigen Konsolidierungstiefs, sowie die 200-Tage-Linie lediglich nur innerhalb des Tageshandels am Donnerstag unterschritten wurden. Jeweils zum Ende des Handelstages haben die Bullen den Rohölpreis wieder deutlich über das kritische Handelsniveau gehievt. In der klassischen Chartanalyse spricht man von einem "Intraday-Reversal".
"Hammer" an Kreuzunterstützung
Betrachtet man nun den Tageschart vom Donnerstag, so hat sich nach der japanischen Candlestickanalyse eine bullishe Einbarformation in Form eines "Hammers" ausgebildet (nicht eingezeichnet).
Der Hammer ist dadurch charakterisiert, dass der Notierungsstabe (Kerze) einen sehr langen unteren Schatten mit einem kleinen Körper aufweist. Ein Hammer illustriert, dass der Markt nahe am Hoch eröffnet hat, es während des Tages einen Ausverkauf gab, und dann, zum Tageschluss hin eine Aufwärtsbewegung stattfand. Der Schlusskurs befindet sich dann in der Nähe der Hochs. Dies könnte ein erstes Anzeichen für eine kurzfristige Trendwende oder zumindest eine kurzfristige Erholung sein.
Saisonale Seitwärtsbewegung bis Ende August?
Aufgrund historischer Erfahrungswerte lassen sich für Aktien, Indizes und Rohstoffe statistische Durchschnittswerte berechnen.
Typische Durchschnittsverläufe der vergangenen 20 Jahre zeigen für den WTI-Future Anfang Juli ein zyklisches Hoch. Dieses Hoch dürfte in diesem Jahr schon etwa zwei Wochen vorher bei etwa 124 erreicht worden sein. Diesem Pivotpunkt folgte in der Vergangenheit mehrfach eine mehrwöchige Seitwärtsbewegung mit einem erneuten Anstieg in Richtung vorherigem Bewegungshoch (124) gegen Ende August. Erfahrungsgemäß scheitert die Wiederaufnahme des Aufwärtstrends, die potentielle Konsolidierung wurde nicht selten im September nach unten aufgelöst.
Fazit:
Aus der Perspektive des langfristigen Monatscharts befindet sich Rohöl spätestens seit November 2020 wieder in einem übergeordneten Aufwärtstrend, dessen Fortsetzung nach aller Erfahrung und allem Lehrbuchwissen viel wahrscheinlicher ist als alle alternativen Szenarien. Mit dem Kursverhalten der letzten Wochen wurde dieser Aufwärtstrend vorerst unterbrochen und durch eine Korrektur- bzw. Konsolidierungsbewegung abgelöst.
Aus der Perspektive des mittelfristigen Wochencharts hat sich das die Ausgangssituation durch den Kursrückgang seit Mitte Juni und dem MACD-Verkaufssignal verschlechtert. Durch das Unterschreiten der Kurse bei 101,53 und 100 hat sich das vorher mittelfristig verhalten positive Chartbild wieder neutralisiert.
In der abgelaufenen Börsenwoche wurde mit dem aktuellen Bewegungstief bei 90,56 die kurzfristige Kreuzunterstützung, bestehend aus 200-Tage-Linie und mittelfristigen Konsolidierungstiefs erstmalig erfolgreich getestet. Im Zusammenhang mit der neutralen saisonalen Phase bis Ende August besteht Hoffnung für die Bullen, dass dieses kritische Niveau kurzfristig wieder mehr Stabilität in den WTI-Kurs bringt. Im zyklischen Idealfall verharren die Kurse bis Ende August weiter in dem Konsolidierungsbereich und erholen sich wieder über 100 in Richtung Junihoch bei etwa 112.
Grundvoraussetzung für dieses Szenario ist jedoch, dass der Bereich erhöhter Aufnahmebereitschaft zwischen 90 und 93 nicht nochmals unterschritten wird. Ansonsten dreht das mittelfristig neutrale Chartbild eindeutig auf Verkauf.
Bei Kursen darunter ist eine beschleunigte Fortsetzung der Korrektur im langfristigen Aufwärtstrend in Richtung 85 wahrscheinlich, ohne jedoch den primären Haupttrend zu gefährden. Fällt der WTI-Future auch unter dieses Niveau wären als nächster Unterstützungsbereich die Marktwendepunkte aus 2018 bei etwa 77 zu beziffern.
© Björn Heidkamp
www.kagels-trading.de