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FOMC-Sitzung - IWF kappt Prognosen mit einer Ausnahme (RUS) - EU: Gas-Sparplan

27.07.2022  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.0146 (05:20 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0108 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 136,94. In der Folge notiert EUR-JPY bei 138,94. EUR-CHF oszilliert bei 0,9759.

Die Nachrichten und Daten (siehe Datenpotpourri) lieferten den Finanzmärkten die notwendige "Munition" für eine Portion Risikoaversion.

So gibt es weiter keine Entspannung in der Ukraine-Krise. Kiew fordert zudem noch 20 Mrd. USD vom IWF. Der staatliche ukrainische Versorger Naftogaz kann keine Schulden bezahlen.

Der IWF kappt weiter BIP-Prognosen mit der Ausnahme einer Aufwärtsrevision für Russland. Europa organisiert Gas-Notfallpläne, obwohl das Gasnetz vorhanden ist, um den Notfall abzuwenden (siehe unten). Italien plant ein Entlastungspaket in Höhe von 14 Mrd. EUR. S&P setzt den Ausblick des Ratings Italiens von "Positiv" auf "stabil".

Währenddessen agiert Peking konstruktiv. China und Indonesien (viertgrößte Bevölkerung der Welt) werden verstärkt kooperieren. China baut internationale Strukturen auf (Aristoteles). Was macht der Westen? Was macht Westeuropa? Westeuropa nutzt nicht die Strukturen am Gasmarkt die verfügbar sind. Ist es wichtig, ob russisches Gas via Pipeline 1, Pipeline 2, Pipeline 3 oder Pipeline 4 fließt?

Es ist russisches Gas, das Polen, das die Ukraine (jeweils im Re-Flow) und auch Deutschland erhalten. Das wird auch noch bis voraussichtlich 2026 mangels anderer Alternativen und Strukturen so bleiben. Ist es eine Prinzipienreiterei des Westens bei der Auswahl der Pipelines, die das Problem für die Bürger Deutschlands und Europas schafft? Sind die Pläne des Westens in der Krise bisher aufgegangen oder weitgehend gescheitert (Plan versus Ist-Zustand)? Ist Rationalität oder Emotionalität ein guter Berater? Was ist professionell Rationalität oder Emotionalität? Was verdienen unsere Bürger?


FOMC: 0,75% und weniger Vollmundigkeit

Heute erwarten wir die Ergebnisse der Offenmarktausschusssitzung. Zwei Tage setzte man sich dort zusammen, um eine weise Entscheidung vorzubereiten. Der von Fed-Chef Powell immer wieder zu vernehmende Konjunkturoptimismus steht im Widerspruch zu den meisten Struktur- und Konjunkturdaten (siehe auch Anpassung IWF-Prognose). Ergo wird es meines Erachtens einen Zinsschritt um 0,75% geben bei weniger vollmundigen Konjunkturbewertungen.


IWF: Weitere Revision der BIP-Prognosen

Der IWF stellt sich der Realität und passte gestern die BIP-Prognosen an. Der Ausblick hätte sich seit April stark eingetrübt.

Kommentar: Das Tempo der negativen Revisionen ist im historischen Kontext bemerkenswert.

Inflation werde laut IWF eine immer größere Gefahr, da sie sich versteigt und umfassender würde.

Kommentar: Das Thema Stagflation bekommt wegen der Ukraine-Krise immer mehr Realitätsnähe.

Das globale BIP würde 2022 nun nur noch um 3,2% (April 3,6%) und 2023 um 2,9% (April 3,6%) zulegen.

Kommentar: Per Oktober 2021 erwartete der IWF im World Economic Outlook für die Weltwirtschaft noch ein Wachstum per 2022 in Höhe von 4,9%. Mit der Anpassung auf jetzt 3,2% werden die Opportunitätskosten der Ukraine-Krise im makroökonomischen Umfeld deutlich.

Deutschland ist der größte Verlierer im internationalen Kontext. Russlands BIP-Prognose wurde gegenüber April nach oben revidiert.

Kommentar: Deutschlands BIP Prognose wurde per Juli für das Jahr 2022 von 2,1% auf 1,2% reduziert, während die Prognose des BIPs Russlands von -8,5% auf -6,0% nach oben revidiert wurde. An den Prognosen wird deutlich, dass im Westen bei den verfügten Maßnahmen Fehleinschätzungen vorlagen.

Der IWF verweist auf eine Vielzahl von Risiken und konstatiert, dass es noch schlechter laufen könne.

Kommentar: Die Ukraine-Krise ist der Taktgeber für die globale Wirtschaftsentwicklung/Inflation. Es wird deutlich, dass der Schaden der Krise maßgeblich bei den Teilnehmern der Sanktionspolitik angesiedelt ist.

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© IMF Website


Einigung auf Gas-Sparplan

Die EU-Länder haben sich gestern auf einen Gas-Sparplan geeinigt. Die EU-Staaten wollen zwischen August 2022 und März 2023 15% einsparen. Das Ziel sei freiwillig. Im Fall einer Notlage kann es verpflichtend gemacht werden. Staaten, die nicht mit dem europäischen Gas-Leitungsnetz verbunden sind, müssen die Auflagen nicht erfüllen. Für kritische Lebensbereiche (Nahrung) können Ausnahmeregelungen beantragt werden.

Kommentar: So weit, so gut im Rahmen des selbst auferlegten Manövrierraumes, den man sich in Berlin und der EU auferlegt hat. Ich lasse heute Thomas Röper vom Anti-Spiegel zu Wort kommen, der sich in dem Artikel „Der Medienhype und die selbst verursachte Gas-Krise“ mit der verfügbaren Gas-Infrastruktur und deren Nutzung beschäftigt hat und zu interessanten Kenntnissen gelangt ist. Was ist die vornehmste Aufgabe unserer Politik, Schaden abzuwenden oder zu generieren?


Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

China: Zurück im positiven Terrain

Die Gewinne der Industrieunternehmen nahmen per Berichtsmonat Juni im Jahresvergleich um 0,80% zu ́(Vormonat -6,50). Im 1. Halbjahr ergab sich im Jahresvergleich ein Anstieg um 1,00% nach zuvor 1,00%.


Eurozone: Finnland unter Druck

In Finnland legte die Arbeitslosigkeit per Berichtsmonat Juni von 6,1% auf 6,4% zu. Der Index des finnischen Verbrauchervertrauens sank per Juli von -14,3 auf -15,9 Punkte und markierte einen neuen historischen Tiefpunkt (Historie ab 2018). Der finnische Index für das Verarbeitende Gewerbe fiel von 9 auf 5 Zähler (Tiefpunkt seit März 2021).


UK: Stimmung marginal aufgehellt

Der CBI-Index für den Einzelhandel (Distributive Trades) stieg per Juli geringfügig von -5 auf -4 Zähler


USA: Ernüchterung bei Absatz von Wohnimmobilien

Der Case/Shiller Hauspreisindex verzeichnete per Berichtsmonat Mai im 20-Städtevergleich im Monatsvergleich einen Anstieg um 1,3% (Prognose 1,5%) nach zuvor 1,7% (revidiert von 1,8%). Im Jahresvergleich ergab sich eine Zunahme um 20,5% (Prognose 20,6%) nach zuvor 21,2%. Der Index des Verbrauchervertrauens nach Lesart des Conference Board sank per Juli unerwartet stark von zuvor 98,4 (revidiert von 98.,7) auf 95,7 Punkte (Prognose 97,2).

Der Absatz neuer Wohnimmobilien stellte sich in der auf das Jahr hochgerechneten Fassung (annualisiert) auf 590.000 (Prognose 660.000) nach zuvor 642.000 (revidiert von 696.000). Das war der schwächste Wert seit Oktober 2018. Der Richmond Fed Composite Index stellte sich per Juli auf 0 nach zuvor -9 Zählern (revidiert von -11).


Südkorea: Verbrauchervertrauen kippt

Der Index des Verbrauchervertrauens verzeichnete per Berichtsmonat Juli einen Einbruch von 96,4 auf 86,0 Punkte und markierte den schwächsten Wert seit September 2020.


Zinserhöhungen: Ungarns Notenbank erhöht Base Rate um 3%

Die Notenbank Ungarns erhöhte den Leitzins von zuvor 7,75% auf 10,75%. Der Anlagesatz wurde ebenfalls um 3% auf 10,25% angepasst.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein Überschreiten des Widerstandsniveaus bei 1.0450 - 1.0480 neutralisiert den positiven Bias des USD.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe



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