Kein Strom, kein Geld, wenig Essen - Ergebnis: Elend
26.09.2022 | Egon von Greyerz
"Jahreseinkommen 20 Pfund - Jahresausgaben 19 [Pfund] 19 [Schilling] und sechs [Pence], Ergebnis: Glück. Jahreseinkommen zwanzig Pfund - jährliche Ausgaben genau zwanzig Pfund und noch sechs [Pence], Ergebnis: Elend."
- Zitat aus Charles Dickens "David Copperfield"
- Zitat aus Charles Dickens "David Copperfield"
Leider hat die Welt zu lange schon zwanzig Pfund und sechs Pence ausgegeben, bei einem Jahreseinkommen von nur zwanzig Pfund. Deswegen wird unweigerlich ELEND kommen.
Entgegen den Aussagen der weisesten Männer und Frauen des Landes wird die Welt gerade von einer der brutalsten Inflationsattacken überzogen. Die "vorübergehenden" Vorstände der Fed und EZB konnten die Inflation natürlich erst dann identifizieren, als sich Sündenböcke wie Putin boten, auf die man heute die Schuld schieben kann.
Powell, Lagarde und deren Vorgänger waren sich wohl überhaupt nicht im Klaren darüber, dass sie selbst nicht nur die perfekte Grundlage für kurze Preiserhöhungsphasen geschaffen hatten, sondern gleich für eine unaufhaltsame Lawine globaler Inflation.
Weder Covid noch Putin sind die Ursache für Inflation
Um es ganz klar zu sagen: Covid ließ keine Inflation entstehen. Putin ließ keine Inflation entstehen. Nein. Inflation ist die Folge der unverantwortlichen und vollkommen irrationalen Politik von Regierungen und Zentralbanken, die davon ausgeht, dass man Wohlstand aus dem Nichts entstehen lassen kann.
Man versteht nicht, oder möchte zumindest nicht verstehen, dass rücksichtslose Produktion von Falschgeld, das null Wert hat, auch NULL VERMÖGEN PRODUZIERT. Geld an sich hat NULL Wert. Geld ist nur ein Derivat, das seinen Wert durch die Tauschmittelfunktion für produzierte Güter und Dienstleistung erhält.
Vereinfacht gesagt, hat Geld, das seinen Wert nicht auf Grundlage von Gütern und Dienstleistungen erhält, NULL Wert. Also liegen auch die Konsequenzen des rapiden Kreditwachstums seit August 1971 (als Nixon das Goldfenster schloss) sowie der exponentiellen Explosion des Geldangebots seit August 2019 ganz klar auf der Hand.
Geldmengenwachstum produziert Inflation
Zwischen 1971 und 2019 wuchs die Geldmenge M1 um 6,1% pro Jahr. Entgegen dem weitläufigen Verständnis von Zentralbankern und Normalbürgern entsteht Inflation aber nicht durch Preiserhöhungen, sondern durch Kreditschöpfung (die Erhöhung des Geldangebots). Wenn das Gesamtgeldangebot 100 beträgt und die Zentralbank noch 100 dazu druckt (ohne dass Güter oder Dienstleistungen produziert wurden), dann werden sich die Preise für alle Güter verdoppeln und der Wert des Geldes wird sich halbieren.
Zwischen 1971 und 2019 (siehe Chart unten) führte ein Geldmengenwachstum von jährlich 6,1% dazu, dass sich die Preise alle 12 Jahre verdoppelten.
Ein M1-Wachstum von 74% pro Jahr, wie wir es seit 2019 bis heute beobachten, bringt jedoch katastrophale Effekte mit sich: Der Wert des Geldes halbiert sich jedes Jahr. Und genau das bekommt die Welt gerade erst zu spüren.
Die Welt muss gerade schmerzlich lernen, was unbegrenzte Geld- und Kreditschöpfung bewirkt.
Auch zuvor hatte es schon einen monumentalen Anstieg bei den Vermögenspreisen gegeben (z.B. Aktien, Anleihen, Immobilien). Doch für Regierungen und Politik ist diese Art von Inflation recht bequem, weil sie aus den Inflationsstatistiken herausgehalten wird. Der Ausbruch galoppierender als auch anhaltender Inflation bei den Verbraucherpreisen war jedoch 100%ig garantiert, ganz gleich, was uns die Zentralbanker mit ihren gespaltenen Zungen zuvor erklärt hatten.
Wie ich oben geschrieben hatte: Weder Putin noch Covid haben die Preisanstiege verursacht, sondern ökonomisches Missmanagement seitens des Staates und der Zentralbanken, die Geld ausgaben, das sie nicht hatten.
"Alle möchten auf Staatskosten leben, vergessen aber, dass der Staat auf Kosten aller leben möchte." - Frederic Bastiat
Ende August 2019 wurde das Finanzsystem nicht mehr fertig mit der ständigen Überlastung durch Mehrausgaben; es befand sich am Rande des Zusammenbruchs. Das Problem war im Grunde ein Überhang aus dem Jahren der Großen Finanzkrise (2006-2009), als für die Rettung des bankrotten Finanzsystems zweistellige Billionen-$-Beträge gedruckt wurden.
Wie auf Zuruf sind diese Probleme wieder aufgetaucht, jetzt allerdings in einer Größenordnung, mit der die Welt nicht mehr fertig werden wird - nicht ohne erhebliches Elend.
Energie ist der Schlüssel zum Wirtschaftswachstum
Ohne Energie kann die Welt nicht wachsen. Keine Regierung hat bislang verstanden, dass die Welt ihren Energie-Peak erreicht hat. Und das lässt sich nicht bis 2030 (UN-Agenda) korrigieren und auch nicht bis 2050 (Klimawandel).
Weder Al Gore noch Greta Thunberg sind Zauberer, die den Energieverbrauch senken können. Ihre Agenda ist rein politischer Natur, der jedes Verständnis dafür fehlt, welche ökonomischen Konsequenzen die Abschaltung von Energiesystemen hat, welche dringend benötigt werden, um die Welt in den nächsten 30-75 Jahren am Laufen zu halten.
Fossile Brennstoffe (Öl, Kohle, Erdgas) liefern heute 85% der weltweit genutzten Energie. Klimawandelakteure haben erreicht, dass schon jetzt Investitionen in fossile Brennstoff gestoppt werden - Jahrzehnte vor der Verfügbarkeit praktikabler Alternativen. Doch nicht nur das. In vielen Ländern wurden zudem Pipelines unterbrochen, Atomkraftwerke geschlossen und die Kohleproduktion verboten.
Hinzu kommen noch die gewaltigen Ungleichgewichte in Europa im Rahmen der sehr unklugen und gefährlichen Abhängigkeit von Russland aber auch die Tatsache, dass man über Sanktionen etc. zugleich die einen fütternde Hand ganz abschneidet.
Was für ein Chaos!
Die Klimawandelkrieger glauben, sie könnten den Temperaturanstieg bis 2050 auf 1,5 Grad begrenzen. Das ist bloß ein Wunschtraum, ohne sinnstiftende wissenschaftliche Beweise. Auch wenn man dieses Programm an sich als bewundernswert betrachten könnte, seine Folgen sind es nicht. Handlungen haben immer Folgen, und fehlerhafte Handlungen, wie im Fall des Klimawandels, werden katastrophale Folgen haben.
Erstens werden die strengen Maßnahmen nicht von allen teilnehmenden Parteien durchgesetzt. Und zweitens: Selbst wenn das der Fall wäre, bliebe die Erreichung der gewünschten Ziele unwahrscheinlich.
Noch schlimmer ist aber, dass ein verfrühter Ausstieg aus Brennstoffnutzung und -produktion unermessliche Schäden an der Weltwirtschaft und somit der Menschheit hervorrufen wird. Diese Schäden werden wahrscheinlich schwerer wiegen als die Konsequenzen der Nutzung fossiler Brennstoffe - insbesondere in den kommenden 30-75 Jahren.