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Warum Freiheit einen freien Markt für Geld braucht

31.10.2022  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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So etwas wie "Geldknappheit" gibt es volkswirtschaftlich gesehen nicht (wenngleich das Geld für den einzelnen natürlich knapp werden kann). Die Menschen wollen über Kaufkraft verfügen, und dazu halten sie einen Teil ihres Vermögens bei gegebenem Güterpreisniveau in Form von Geld. Wenn die Menschen nun plötzlich mehr Geld halten, also über mehr Kaufkraft verfügen wollen, dann bieten sie verstärkt ihre Güter (wie z. B. ihre Arbeitskraft, Aktien etc.) im Tausch gegen Geld an.

Die Folge ist, dass die Güterpreise sinken, und die reale Kaufkraft des Geldes steigt. Ein neues Gleichgewicht stellt sich ein: Die reale Geldmenge nimmt wie gewünscht zu, obwohl die nominale Geldmenge sich nicht verändert. Kurzum: Der Preismechanismus passt die Güterpreise so an, dass die Menschen immer die gewünschte Kasse halten in Relation zur den Güterpreisen. Das Problem der Geldknappheit ist also keines, es entspringt vielmehr einem irrtümlichen Denken.

Was also ist der wahre Grund, dass wir heute Fiatgeld und nicht mehr Goldgeld haben? Murray N. Rothbard (1926-1995) gibt die Antwort in seinem Buch "What has government done to our money?" aus dem Jahr 1963. Er zeigt darin auf, dass diejenigen, die über andere herrschen (ob Feudalherren, Könige, Kaiser oder Parlamentarier) das Geldmonopol an sich reißen - und er erklärt auch, wie das im Einzelnen geschieht. Dieser Prozess wurde weltweit spätestens mit der Aufhebung der Goldeinlösbarkeit des US-Dollar am 15. August 1971 abgeschlossen.

Alle bedeutenden Währungen sind seither ungedecktes Geld, Fiat-Geld, ob US-Dollar, Euro, chinesischer Ren-minbi, japanischer Yen, britisches Pfund oder Schweizer Franken. Die Antwort auf die Frage "Warum haben wir heute Fiat-Geld?" lautet also: weil es dem Staat (wie wir ihn heute kennen) dient.


Macht des Geldes

Das Fiat-Geldmonopol ist mit einer gewaltigen Herrschaftsmacht verbunden. Es dehnt die Finanzierungsmöglichkeiten des Staates extrem weit aus - und damit seine Fähigkeit, sich die Zustimmung beim Wahlvolk sprichwörtlich zu erkaufen. Der Staat kann mit seinem Fiat-Geld das Wirtschaftsgeschehen steuern - die Konjunktur, auch wie sich die Volkswirtschaft strukturell entwickelt. Mit dem reichlich verfügbaren Fiat-Geld kann der Staat immer mehr Menschen von sich abhängig machen. Beispielsweise indem er als Auftraggeber für Firmen auftritt, als Arbeitgeber im öffentlichen Dienst, als Financier der Altersvorsorge. Er kann sich so die Massen wahrlich zu Untertanen machen.

Kriege kann der Staat relativ problemlos durch die Ausgabe von neuem Fiat-Geld finanzieren, und die breite Bevölkerung wird dabei - zumindest anfänglich - über die wahren Kosten des Waffenganges hinweggetäuscht. Sogar Umsturzvorhaben kann der Staat (beziehungsweise die Sonderinteressengruppen, die ihn für ihre Zwecke einspannen) mit seinem Fiat-Geldmonopol recht einfach in die Tat umsetzen - Stichworte sind hier "Great Reset", "Große Transformation", "Neue Weltordnung".

Und selbstverständlich missbraucht der Staat sein Geldmonopol. Die Geldgeschichte zeigt das unmissverständlich. So schreibt etwa Friedrich August von Hayek (1899-1992): “Mit der einzigen Ausnahme der 200 Jahre der Goldwährung haben praktisch alle Staaten der Geschichte ihr Monopol der Geldausgabe dazu gebraucht, die Menschen zu betrügen und auszuplündern.“³


Fiat-Geld bedeutet Unfreiheit

Wäre das staatliche Fiat-Geld die beste aller Lösungen, müsste der Staat es nicht privilegieren (mit Gesetzen und Regularien), nicht die Konkurrenz, die von Seiten anderer Geldarten ausgeht, behindern beziehungsweise aus-schalten. Doch genau das macht er. Er will den Wettbewerb um das beste Geld gar nicht erst aufkommen lassen. Wenn aber das Geld vorgeschrieben wird, das du und ich verwenden müssen, wenn wir keine Wahlmöglichkeit haben, wenn potentiellen Geldanbietern der Marktzugang verstellt wird, dann verletzt das deine und meine Freiheit - und zwar nicht nur unsere Freiheit bei der Geldwahl, sondern das Diktat, Fiat-Geld benutzen zu müssen, zerstört letztlich alle Freiheiten.

Das erkannte Ludwig von Mises hellsichtig bereits im Jahr 1912. Er schrieb: "Es wäre ein Irrtum, wollte man annehmen, daß der Bestand der modernen Organisation des Tauschverkehres für die Zukunft gesichert sei. Sie trägt in ihrem Innern bereits den Keim der Zerstörung. Die Entwicklung des Umlaufsmittels (gemeint: Fiat-Geld, A.d.V.) muß notwendigerweise zu ihrem Zusammenbruche führen."⁴

Warum aber sollte, wie Mises schreibt, der Tauschverkehr (gemeint ist das freie Marktsystem) früher oder später zusammenbrechen, wenn die Menschen Fiatgeld verwenden? Mises verweist auf die Wirtschafts- und Gesellschaftskrisen, die das Fiat-Geld verursacht. Er denkt, dass die Menschen nicht verstehen, was die Krise ausgelöst hat, und dass sie im Staat die Lösung der Krise erblicken.

Der Staat erhält, so Mises, dadurch immer größere Vollmachten und knebelt Wirtschaft und Gesellschaft mit Ge- und Verboten, Regularien, Gesetzen, Kontrollen, bis das Wenige, das vom freiheitlichen Wirtschafts- und Gesellschaftssystem noch übrig ist, auch noch abstirbt - und eine kollektivistisch-sozialistische Apparatur entsteht, die den Menschen Elend, Unterdrückung und Gewalt bringt.


Der Drang zur Welt-Fiat-Währung

An der Grundthese scheint etwas dran zu sein. Es ist unverkennbar, dass mit dem Ende des Goldgeldes zu Beginn der 1970er Jahre die westlichen Staaten auf Expansionskurs sind wie nie zuvor in der Geschichte des Westens. Ob gemessen an den Steuereinnahmen im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung, der Zahl der Gesetze und Verordnungen, der Höhe der öffentlichen Schulden, der Größe der Zentralbankbilanzen - der Staat ist auf dem Vormarsch auf Kosten bürgerlicher und unternehmerischer Freiheiten.

Der Staat erkauft sich sprichwörtlich mit seinem Fiat-Geld die Unterstützung der Menschen, korrumpiert sie; und die Krisen, für die das Fiatgeld sorgt, nutzt er, um immer weiter zu expandieren. Fiat-Geld spielt den unfreiheitlichen Wirtschafts- und Gesellschaftskonzepten wie Sozialismus und Kommunismus unübersehbar in die Hände. Wer sich an die Unschuldsvermutung klammert, der wird darin eine nicht-intendierte Konsequenz des Fiat-Geldes erblicken; wer sie fallen lässt, der wird ein bewusst herbeigeführtes Ergebnis diagnostizieren.


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