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Die Pleite der Silicon Valley Bank. Oder: Das Problem der "Teilreserve"

18.03.2023  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Die Fed hatte jedoch durch ihre extreme Niedrigzinspolitik die Kaufkurse der Anleihen in stratosphärische Höhen katapultiert. Durch die nachfolgenden schnellen Zinserhöhen fielen die Kurse dann ins Bodenlose, bescherten Anlegern wie der Silicon Valley Bank, die nicht in der Lage war, ihre Zinsrisiken zu managen, gewaltige Verluste. So gesehen kann man durchaus urteilen, dass die Bank (beziehungsweise ihre Geldgeber) Opfer des Boomund-Bust geworden sind, für den die Zentralbank gesorgt hat.


Bail in, bail out

Im Teilreservesystem kann das Scheitern einer Bank zum Untergang vieler anderer Banken führen. Und zwar dann, wenn Investoren befürchten, dass die Probleme der einen Bank auch bei vielen anderen akut sind. Und das ist ja leider im Teilreservesystem tatsächlich auch der Fall. Es kann hier ein Liquiditätsproblem entstehen: dass also eine Bank nicht in der Lage ist, ihre jederzeit abrufbaren (Sicht-)Verbindlichkeiten gegenüber ihren Kunden vollumfänglich zu bezahlen. Dieses Problem kann die Zentralbank durch Einschuss von neuem Kredit und Geld lösen.

Es kann sich aber auch ein Insolvenzproblem einstellen: dass sich also die Aktiva der Bank – Kredite und Wertpapiere – so stark im Wert beziehungsweise Marktpreis erringern, dass sie nicht mehr ausreichen, um alle Verbindlichkeiten zu decken, und dann ist die Bank überschuldet. Hier helfen auch Kredit- und Geldspritzen der Zentralbank dann nicht mehr. Die Bank muss saniert werden, die Ansprüche, die Kunden und Investoren gegenüber der Bank haben, sind herabzusetzen. Das ist dann der gefürchtete "Bail in".

Oder aber – weil die Folgen des "Bail in" politisch gescheut werden – der Staat übernimmt die Bank, verstaatlicht sie. Dazu zahlt er neu geschaffenes Geld, das er von der Zentralbank bekommt, als zusätzliches Eigenkapital in die Bank ein. Das ist dann der nicht weniger berühmt-berüchtigte "Bail out", der durch Geldmengenvermehrung
finanziert wird, und der dazu beiträgt, die Kaufkraft des Geldes (weiter) herabzusetzen.


Einlagenrettung

Dass die US-Regierung nun eine Versicherung für die Einlagen, die Kunden bei der Silicon Valley Bank (sowie der Signature Bank in New York) unterhalten, ausgesprochen hat, zeigt, wie ernst die Problemlage eingestuft wurde. Viele Bankkunden wären dann nämlich aufgewacht, hätten sich aufgemacht, ihre nicht-versicherten Bankeinlagen (die schätzungsweise ungefähr 50% aller Einlagen ausmachen) loszuwerden. Dazu hätten sie zum Beispiel ihre Bankguthaben in US-Staatsanleihen eingetauscht; oder sie hätten ihre Guthaben auf Konten bei Großbanken überwiesen, weil diese nicht Pleite gehen können, weil sie "too big to fail" sind. Gerade den kleineren Banken hätte dann der Bank-Run, vielen womöglich der Ruin gedroht.

Ein Bail-in ist gewissermaßen eine Operation am offenen Herzen. Das betrifft vor allem das Bail in für Bankdepositen und andere Bankschulden. Er hat das Potential, für große Verunsicherung zu sorgen, eine Bankenkrise auszulösen, nicht nur in den USA, sondern weltweit. Das trifft insbesondere auf die aktuelle Situation zu.

Der FDIC zufolge schlummern in den Bilanzen der US-Banken unrealisierte Verluste bei Wertpapieren in Höhe von etwa 600 Mrd. US-Dollar – eine Folge vor allem der Zinserhöhungen in den vergangenen Monaten. Wären Banken gezwungen, die Papiere zu verkaufen, um den Abzug von Kundeneinlagen zu finanzieren, käme es zu hohen Verlusten, zur Realisierung bisher nicht realisierter Verluste.

Das wiederum würde die Rücklagen der Banken beziehungsweise ihr Eigenkapital – das sich derzeit auf etwa 2.100 US-Dollar beläuft – unter Druck setzen. Daraus kann dann nur allzu leicht eine Abwärtsspirale entstehen: fallende Wertpapierkurse, steigende Buchverluste, schwindendes Vertrauen in die Solidität der Banken, Bank-Runs. Vor diesem Hintergrund erklärt sich, warum die US-Regierung so schnell und umfangreich die Einlagen der Silicon Valley Bank versichert hat: Die Abwärtsspirale soll gar nicht erst anfangen sich zu drehen.


Gold und Silber, physisch

Die Pleite der Silicon Valley Bank sollte Kapitalanleger daran erinnern, dass das Fiatgeldsystem riskant für sie ist; dass es zwar Chancen bietet, in gewissen (Boom-)Phasen hohe Gewinne zu realisieren, dass es aber auch gewaltige Verlustrisiken birgt, die die Bust-Phase bringt. Vor allem die Geldhalter sollten erkennen, dass das Fiatgeld alles andere als risikolos ist: dass es im Zeitablauf nicht nur seine Kaufkraft einbüßt, ein Prozess, der im Rahmen von Banken-Bail-outs erheblich an Fahrt gewinnen kann, sondern dass es auch verloren gehen kann.

Gerade in einem bereits überdehnten Fiatgeldregime ist das Halten von physischem Gold und auch physischem Silber ratsam. Die Kaufkraft dieser Edelmetalle lässt sich nicht durch die Geldmengenvermehrung der Zentralbanken herabsetzen – anders als das Fiatgeld. Und physisches Gold und Silber tragen auch kein Zahlungsausfallrisiko. Banken können umfallen, Bankeinlagen verloren gehen.

Gold und Silber in physischer Form nicht. Und nicht zuletzt: Der Wert der Münzen und Barren in Gold und Silber ist unabhängig von den Öffnungszeiten der Banken, Finanzinstituten und Börsenplätzen – und ist trendmäßig nach oben gerichtet in einem überdehnten Fiatgeldsystem.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH


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