Euro nach neuen Höchstkursen bei 1.4731 auf Konsolidierungskurs - EZB im Fokus!
08.11.2007 | Folker Hellmeyer
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Einmal mehr ist die Korrelation zwischen den Aktienmärkten und den „Carry-Trades“ auffällig. Mit den Einbrüchen am Aktienmarkt sowohl in den USA als auch in Japan stehen die „Carry-Trades“ nachhaltig unter Druck. Im Zuge dieser Entwicklung wurden in der Parität USD-JPY Tiefstkurse bei 112.10, in der Parität EUR JPY Tiefstkurse bei 164.16 und in der Parität EUR-CHF Tiefstkurse bei 1.6572 markiert.
Die deutsche Industrieproduktion per September setzte mit einem nicht erwarteten Anstieg um 0,3% (Prognose -0,3%) und einer Revision des Vormonatswerts von +1,7% auf +1,9% positive Akzente für den Euro. Im Jahresvergleich ergab sich eine Zunahme um 6,1% nach zuvor 5,4%. Wir hatten bereits darauf verwiesen, dass der üppige Auftragsbestand keinen Anlass bietet von negativen Überraschungen auszugehen. Der beigefügte Chart verdeutlicht die positive Tendenz der Industrieproduktion Deutschlands seit Ende 2003 eindrücklich.
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Wir freuen uns über die überraschend positive Entwicklung der Produktivität per 3. Quartal in den USA. Die Prognose von 3% wurde mit 4,9% in sportlicher Manier nachhaltig überboten. In einer Phase der überwiegend nicht erwarteten Zuspitzung der Krise (Paulson, Fed, Finanzgewerbe) insbesondere in den USA kommt es dort zu erhöhten Wachstum und zu erhöhten Produktivitätsentwicklungen. Im Zuge dieser Berechnungen ergab sich bei den Lohnstückkosten ein Rückgang um 0,2%. Wir nehmen diese Daten zur Kenntnis und sind ob der Revisionen in den kommenden 12 – 18 Monaten gespannt, wo dieser Wert schlussendlich ausgewiesen wird. Wir enthalten uns an dieser Stelle einer weiteren Kommentierung.
Im US-Großhandel nahmen per September die Lagerbestände um 0,8% zu. Der Absatz erhöhte sich um 1,3%, so dass das Verhältnis zwischen Lagerbestand und Absatz von zuvor 1,11 auf 1,10 sank.
US-Verbraucherkredite nahmen per September um 3,75 Mrd. USD zu. Der Vormonatswert wurde von +12,2 Mrd. USD auf +15,41 Mrd. USD revidiert. Ingesamt boten die US-Daten in der Grundtendenz im Hinblick auf die Erwartungshaltung der Marktteilnehmer und losgelöst von Qualitätsaspekten für den USD einen unterstützenden Einfluss.
Heute steht die EZB-Ratssitzung im Mittelpunkt des Interesses. Im Zuge der Vollkaskopolitik bei der Vorbereitung des Marktes auf zinspolitische Veränderungen dürfen wir fest davon ausgehen, dass es zu keinen Veränderungen bei der Zinspolitik kommen wird. Vielmehr wird eine Politik der ruhigen Hand dominieren.
Der Fokus der Marktteilnehmer liegt auf der Pressekonferenz. Einmal mehr werden Volkswirte und Finanzanalysten zu Sprachanalysten mutieren. Kommata, Schlüsselbegriffe oder die Häufigkeit der Wiederholung bestimmter Begriffe werden zu marktrelevanten Faktoren in der Preisbestimmung. Na, wir sind schon so ein aufgeregter Haufen!
Derzeit ist im Hinblick auf die Geldmengenentwicklung und den Energiepreisanstieg nicht erkennbar, dass die Inflationssorge bei der EZB abgenommen hat. Gleichwohl drängt sich die Frage auf, wo die Energiepreise ohne das Türkei/Kurdistan Problem oder ohne die latente Drohung eines Militärschlags der USA gegen den Iran stünden. Schlussendlich sind derzeit maßgeblich exogene Einflüsse entscheidend für das Preisniveau am Energiemarkt. Diese Einflüsse sind durch Zinspolitik der Zentralbanken nicht beeinflussbar, sondern lediglich durch weitsichtige Politik. Ob die USA oder die Türkei dazu in der Lage sind, wird hier nicht thematisiert. Aus den USA folgt die Veröffentlichung der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe per 3. November 2007. Analysten unterstellen einen Anstieg von zuvor 327.000 auf 330.000.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das im Hinblick auf die Reife der technischen Lage und der politischen Umstände eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.4320 - 40 dreht den Bias zu Gunsten des USD.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chef-Volkswirt der Bremer Landesbank
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