Reale BRICS-Bedrohung + Schlimmste Makro-Lage überhaupt
22.09.2023 | Matt Piepenburg
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Alles verknüpfenWie dem auch sei, jetzt ist es an uns, all das miteinander zu verknüpfen.
Sollte die (wie auch immer falsch dargestellte) Inflation eindeutig realer und spürbarer werden (wovon ich ausgehe), so werden die daraufhin ansteigenden Anleiherenditen auch zu einem Erstarken des US-Dollars führen und somit den Kneipendeckel Uncle Sams verteuern, was wiederum kein gutes Omen für Amerikas schwarzlöchriges Zwillingsdefizit aus unrückzahlbaren Schulden wäre, insofern nicht…
…insofern nicht die Fed wieder mehr falsches/ inflationäres Geld druckt, um die eigenen Schuldtitel aufzukaufen und den eigenen exporttoxischen sowie BRICS-ignoranten US-Dollar zu schwächen.
Doch auch hier: Egal, wie ich die makroökonomischen Daten drehe und wende, die US-Notenbank wird letztendlich keine andere Wahl haben, als die Kehrtwende einzuleiten, die mehr Sofortliquidität bringt und folglich auch eine verstärkt inflationäre Geldpolitik, damit die kaputten Anleihemärkte gerettet/ monetisiert werden können.
Sobald diese Zwangsläufigkeit Schlagzeilen macht, wird der temporär erstarkende Dollar als das erkannt werden, was die informierte Welt längst in ihm sieht – ein weiteres Fiat-Monster, das die Weltreservewährung stellt, welche in den Händen einer Nation liegt, die in puncto Staatsschulden- und Defizitquoten mit jeder anderen Bananenrepublik gleichzieht.
Direkte Realitätsbetrachtung fällt schwer, nicht aber den BRICS…
In den USA oder der EU mögen es viele vielleicht nicht sehen wollen. Wie der Tod oder die Sonne lassen sich auch schlechte Nachrichten schwerlich direkt unter die Lupe nehmen. Die BRICS-Staaten aber, denen peinliche Bilanzen nichts Fremdes sind, sehen es klar und deutlich.
Auch wenn ich nie an den Hype um goldgedeckte BRICS-Währungen glaubte, so habe ich doch null Zweifel daran, dass dieses Amalgam aus rohstoffreichen Nationen einen gemeinsamen Feind hat im derzeit US-dominierten (und US-getriebenen) internationalen Handelssystem, dessen hegemoniale Tage gezählt sind und dessen Allianzen sich für immer und ewig weg von Washington dedollarisieren werden, wovor wir ab Tag 1 der Sanktion gegen Putin (ökonomischer Selbstmord) gewarnt hatten.
Zudem benötigen die BRICS gar keine "offizielle" goldgedeckte Währung, um sie ihre Sachwerte in Gold, und nicht Dollar, zu handeln. Sie müssten schlichtweg einfordern, dass ihre Exporte in Gold bezahlt werden, wie Marcus Krall und ich kürzlich erörterten.
Die erweiterten BRICS-Nationen sind wohl kaum die perfekte Mischung aus grenzenloser Vertrauenswürdigkeit und effizienter Koordination. Nichtsdestotrotz verbindet sie eine existenzielle Bedrohung durch einen überteuerten USD und negativ rentierende UST. Des Weiteren, das hatte ich jüngst auf dem Rule-Symposium erwähnt, herrscht zwischen ihnen vielleicht nicht vollstes Vertrauen, Gold hingegen vertrauen sie voll und ganz.
Systemwechsel ist jetzt eine Frage des Überlebens
Nie passte der Spruch "der Feind meines Feindes ist mein Freund" besser als auf die wachsende Liste der BRICS+-Akteure, die erkennen, dass ihr eigenes Überleben davon abhängt, dass sie dem Erstickungstod entkommen, welcher mit der Begleichung von > 14 Bill. $ in USD-denominierten Schulden einhergeht, deren steigende Kosten (Zinsen) sie sich nicht mehr leisten können und somit Gefahr laufen, zu Vasallen Washingtons zu werden.
Wie Luke Gromen kürzlich anmerkte, heißt es aus der Perspektive der BRICS-Staaten jetzt: "Entweder zusammenhalten oder einzeln hängen".
Veränderungen beim Petrodollar?
Beispielsweise China kann nicht auf ewig an einem Petrodollarsystem für Ölkäufe festhalten. Als weltgrößter Ölimporteur erkennt das Land rein rechnerisch, dass ihm am Ende die Dollars für die Ölkäufe ausgehen werden.
Kurzum: China muss sich einen besseren Plan einfallen lassen – jenseits des Dollars. Und das wird es.
Haben Sie übrigens mitbekommen, wer das nächste "BRIC in the wall" sein wird? Saudi-Arabien! Erkennen Sie den Trend? Und sehen Sie, wie sich in der Ferne Veränderungen bei den Ölwährungen auftun?
Ich mein’ ja nur…
Ich schon hatte vor Monaten Folgendes zu bedenken gegeben: Der Saudische Trend – weg von Washington und näher an Shanghai – könnte letztlich den entscheidenden Impuls geben für eine langsame Auflösung des heutigen Petrodollarsystems, welches bis dato im Spannungsfeld zwischen den einst "freundlichen", heute aber nachlassenden, US-saudischen Beziehungen funktioniert und Garant ist für die globale Nachfrage (und folglich das Überleben) eines ansonsten entwerteten Papier-Dollars.
Sollte sich das Petrodollarsystem radikal oder auch nur langsam auflösen, so würde das die Nachfrage und inhärente Kaufkraft des USD weitaus stärker schädigen (und Gold steil ansteigen lassen), als jede goldgedeckte Handelswährung der BRICS das könnte. Und trotz aller Sensationsmache im Vorfeld des BRICS-Gipfels in Südafrika sah dies niemand kommen – zumindest nicht die Traditionsmedien. Das stelle man sich mal vor…
BRICS haben weitere Tricks auf Lager: Mehr USD-Vermögen als -Verbindlichkeiten
Abgesehen von einer Lahmlegung des USD durch Verschiebungen im Petrodollarhandel (schrittweise oder plötzlich), sollte nicht unerwähnt bleiben, dass mit Ausnahme von Südafrika alle BRICS-Staaten mehr USD-Vermögen als -Verbindlichkeiten haben. Das bedeutet auch: Um USD zu beschaffen, können sie jetzt auch UST abstoßen – zum Schaden von Uncle Sam.
Viele Ideologen und US-Thinktanker sind immer noch der Ansicht, die USA hätten alle Macht über jene kleinen, blöden BRICS-Staaten, welche vermeintlich unter einer Dollarknappheit leiden. Diese Großtuer betrachten den USD weiterhin als allmächtig und allherrschend; vielleicht sollte man mal im Irak oder Libyen nachfragen… Doch das Lager "der ewig Dollar-Gläubigen" sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr oder die grundlegende Mathematik hinter dem Schuldenmärchen.
Falls Sie es nicht mitbekommen haben: Die USA haben ihr Schuldenaufnahmevolumen bis Ende 2023 gerade um wahnsinnige 1,9 Billionen $ aufgestockt. Und das in Zeiten steigender Zinsen, während die US-Notenbank am straffen (suizidalen) QT-Kurs festhält!
Mathematisch erzeugt das Abwärtsdruck bei Anleihen und somit Aufwärts(kosten)druck bei den Anleiherenditen – ein Szenario, das für ein mit insgesamt 95 Bill. $ + (Öffentliche Hand, Haushalte sowie Unternehmen) verschuldetes Amerika nicht länger funktionieren kann.
Sollten die BRICS-Staaten sich entscheiden, diesem toxischen Mix noch ein Scheibchen US-Anleiheausverkauf hinzuzufügen, dann hätte das – in einem stark absturzgefährdeten, schuldenbasierten System – noch schwindelerregendere/ unangenehmere Konsequenzen für Uncle Sam.
Das ist schlecht, ganz schlecht!
Um es erneut zu sagen: Die makroökonomische Lage, ganz gleich wie man sie dreht und wendet, ist nie zuvor so schlecht, so anfällig und so vorhersehbar gewesen.
Die USA sind jetzt gefangen in einem Schulden-Teufelskreis, aus dem es nur noch einen Ausweg gibt, der über eine währungsvernichtende Rückkehr zu mehr künstlichen QE-“Stimuli“ führt und über den Inbegriff aller Inflationswellen.
Der Horizont ist jetzt klar überschaubar: Anleiherenditen, Zwillingsdefizite und Inflation (selbst die falsch dargestellte) sind auf dem Weg nach oben, und ja, auch das BIP ist gestiegen, doch wie ich kürzlich geschrieben hatte, ist schuldengetriebenes BIP-Wachstum nicht Wachstum, sondern nur Verschuldung.
Insofern Washington die Staatsausgaben nicht im Rekordumfang kürzt (was den politischen Opportunisten die Wahlergebnisse ruinieren würde und somit nicht in Frage kommt), bleibt Washington nur noch ein einziges Instrument – mehr Falschgeld und mehr reale Inflation. Das bedeutet auch, dass das Geld in Ihren Taschen, Girokonten oder Portfolios zur reinen Beleidigung wird.
© Matt Piepenburg
Kommerzdirektor bei MAM
Dieser Artikel wurde am 17. September 2023 auf www.goldswitzerland.com veröffentlicht.