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Märkte: "Partylaune" dank Fed - Fed: Politik der ruhigen Hand, aber Zinsprojektionen deutlich angepasst

14.12.2023  |  Folker Hellmeyer
Deutschland: IW und IfW kürzen BIP Prognosen - Haushaltskompromiss gefunden

Der Euro eröffnet gegenüber dem USD bei 1,0903 (05:33 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0774 in Europas Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 14159. In der Folge notiert EUR-JPY bei 154,39. EUR-CHF oszilliert bei 0,9462.


Märkte: "Partylaune" dank Fed

Die Finanzmärkte zeigten sich nach Bekanntgabe des Sitzungsergebnisses des Offenmarktausschusses der Federal Reserve in "Partylaune", zuvor dominierte zarte Risikoaversion. Die US-Notenbank schwenkte mittels gesenkter Projektionen für die Fed Funds Rate in Richtung Zinssenkungszyklus. Das war in dieser Form unerwartet und hatte von daher einen markanten Marktimpuls in Richtung Risikofreude (Details siehe unten).

Das Datenpotpourri (siehe unten) lieferte in den letzten 24 Handelsstunden für Europa wenig Erbauliches. Die Industrieproduktion der Eurozone war prekär, die des GBP als auch das Monats-BIP unerwartet schwach, aber dennoch deutlich höher als in der Eurozone und Deutschland. Positive Daten erreichten uns aus den USA (PPI, Hypothekenmarktindex), aus Japan heute früh und aus Russland (BIP +5,5% bestätigt im 3. Quartal 2023). Brasiliens Notenbank senkte den Leitzins um 0,50% auf jetzt 11,75%.

An den Aktienmärkten purzelten einige Rekorde. Europa reüssierte im Späthandel. Der Late-DAX markierte ein neues Allzeithoch und legte 0,51% zu, der EuroStoxx 50 stieg um 0,41%. In den USA war der Anstieg ausgeprägter. Der Dow Jones markierte ein neues Allzeithoch und stieg um 1,40%, der S&P 500 um 1,30% und der Citi Tech 100 um 1,09%. In Fernost hakte es heute früh (Stand 07:40 Uhr) in Japan und China. Der Nikkei (Japan) verlor 0,73% und der CSI (China) 0,30%. Dagegen legte der Sensex (Indien) um 1,20%, der Hangseng (Hongkong) um 0,96% und der Kospi (Südkorea) um 1,15% zu.

US-Rentenmärkte reüssierten. Die Rendite der 10-jährigen Staatsanleihe stellt sich aktuell auf 3,95% nach 4,20% gestern. Ergo kam es zu einem Rückgang um 0,25%, das ist massiv. Es ergibt sich das geringste Renditeniveau in den USA bei 10-jährigen Staatsanleihen seit August 2023. Die 10–jährige Bundesanleihe rentiert mit 2,16% nach 2,22% am Vortag.

In der Folge der geringeren Zinsattraktivität des USD kam der USD an den Devisenmärkten unter Druck, allen voran gegenüber dem JPY. Der EUR legte gegen den USD um 1,08% zu.

Gold (2,62%) und Silber (4,93%) gewannen gegenüber dem USD aus dem identischen Grund der geringeren US-Zinsattraktivität deutlich an Boden.


Federal Reserve: Politik der ruhigen Hand, aber Zinsprojektionen deutlich angepasst


Die US-Notenbank hat erwartungsgemäß an der Politik der ruhigen Hand bei dem Leitzins festgehalten.

Sie hat jedoch bei den Zinsprojektionen unerwartet deutliche Zinssenkungen im kommenden Jahr impliziert. Drei oder mehr Zinssenkungen stünden jetzt auf der Agenda. Der Finanzmarkt diskontiert das mit der Erwartung von Zinssenkungen per 2024 in Höhe von 150 Basispunkten. Gemäß Markterwartung soll der Zinssenkungszyklus nun bereits im März 2024 beginnen.

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Kommentar: Die US-Notenbank überraschte die Märkte und auch mich. War sie bisher daran interessiert, überbordende Zinssenkungserwartungen einzupflegen, lieferte sie jetzt mit den Projektionen für die Fed Funds Rate einen entgegengesetzten Pfad.

Fakt ist, dass das Inflationsbild (CPI 3,1%, PPI 0,9%, Importpreise -2,0%) diese Politik erlaubt. Der Realzins ist nahezu prohibitiv hoch. Das war grundsätzlich aber auch schon vor zwei Monaten der Fall. Dieser Kontext wirft Fragen auf, denn auch in der EZB (Schnabel) wurde dieser Schwenk vollzogen. Geopolitik (Eskalation war Inflationstreiber) spielt eine erhebliche Rolle für die Themen Inflation und Zins. Weiß man auf Zentralbankebene, die seit 2008 auf höchster Ebene eng mit den Spitzen der Politik kooperiert, unter Umständen mehr?

Als Fazit lässt sich ziehen, dass die Fed mit der gestrigen Sitzung einen markanten Stimungsaufheller für die Realwirtschaft und die Finanzmärkte zur Verfügung stellte, der auch umgehend an den Märkten seine Wirkung in Richtung Risikobereitschaft entfaltete.



IW Köln: Deutsches BIP schrumpft 2024 um 0,5%


Das Institut der deutschen Wirtschaft (Köln) rechnet für 2024 unter anderem wegen der Haushaltskrise mit einem Rückgang des BIP um 0,5%. Unternehmen würden ihre Investitionsentscheidungen zurückstellen. Mit diesen schlechten Aussichten stünde Deutschland unter den großen Industriestaaten alleine da. IW-Direktor Hüther sagte, an dieser Krise hätte die Regierung entscheidend mitgewirkt.

Die deutsche Wirtschaft wäre auf Investitionsimpulse angewiesen. Kurzfristig könnte ein Sondervermögen, ähnlich dem der Bundeswehr, Abhilfe schaffen. Langfristig müsste eine Reform der Schuldenbremse auf die Agenda. Das IfW (Kiel) senkte die BIP-Prognose 2024 von 1,3% auf 0,9% Das IfW erwartet Stützung des BIP durch den Verbraucher wegen steigender Reallöhne und sinkender Inflation.


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