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Fed senkt Zielsatz für Fed Funds und Diskontsatz um jeweils 25 Basispunkte!

12.12.2007  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute bei 1.4690, nachdem im Zuge der Zinssenkung Tiefstwerte bei 1.4640 markiert wurden. Der USD notiert gegenüber dem JPY aktuell deutlich ermäßigt bei 111.15.

Der deutsche ZEW-Index sank für die Mehrheit der Marktbeobachter überraschend stark per Dezember von zuvor -32,5 auf -37,2 Punkte. Seit Mai 2007 ergibt sich ausgehend von einem Indexstand von 24,0 Punkten ein nahezu durchgängiger Rückgang auf das aktuelle Niveau.

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Die Bewertung der aktuellen Lage sank von zuvor 70,0 auf 63,5 Punkte. Ausgehend von einem Höchstwert per Juni 2007 bei 88,7 Punkten kam es hier zu kontinuierlichen Abschwächungen auf das aktuelle Niveau. Die negative Entwicklung dieses Index spiegelt primär die globale Finanzkrise. Da hier Finanzmarktteilnehmer befragt werden, ist eine Übertragung auf das realwirtschaftliche Umfeld weniger angemessen. Hier liefert der IFO-Index derzeit probatere Einschätzungen.

Den überwiegenden Markterwartungen entsprechend senkte der Offenmarktausschuss den Zielsatz der Fed Funds von 4,50% auf 4,25%. Der Diskontsatz wurde um 0,25% auf 4,75% ermäßigt. Der Offenmarktausschuss betonte, dass der aktuelle Zinsschritt das Ziel hat, moderates Wachstum im Zeitverlauf zu gewährleisten. Die Mitglieder des Offenmarktausschusses führten in dem Kommunique folgende Begründungen für den Zinsschritt an.
  • Sinkendes wirtschaftliches Wachstum bedingt durch die Schwäche des Wohnimmobilienmarktes
  • Geringere Investitionsausgaben
  • Geringere Konsumausgaben
  • Zunehmende Stresszustände an den Finanzmärkten ( .. weil die Aktienmärkte jüngst so freundlich waren, ein Schelm, wer dabei Hintergedanken hat … )

Das Kommunique liefert neue Einsichten bei den US-Zentralbankern. Man thematisiert die Rolle der Wohnimmobilienkrise. Neu ist jedoch, dass negative Auswirkungen auf Investitionen und den Konsum angesprochen werden. Damit erkennt die US-Zentralbank an, dass die Abschwächung der US-Wirtschaft breiter ausfällt, als noch vor kurzem unterstellt.

Es entsteht immer mehr der Eindruck, dass ebenso wie manche Banken auch die Fed und die USAdministration sich der ökonomischen respektive der bilanziellen Realität im Rahmen einer Salamitaktik stellen und dabei latent bemüht sind, den möglichst optimistischsten Grundton zu liefern. Ergo sollten die Prognosen aus diesem Lager mit einer angemessenen Portion Skepsis begleitet werden. Passend dazu sind die aktuellen Einlassungen von US-Finanzminister Paulson. US-Finanzminister Paulson sieht Herausforderungen für die US-Wirtschaft aus der Immobilienkrise und der Volatilität der Märkte. Sprach dieser Paulson nicht vor Wochen davon, wie "contained", also wie begrenzt die Krise am Wohnimmobilienmarkt sei! Diese neue Form der Verbalakrobatik darf als die aktuelle Facette des üblichen Optimismus/Marketing interpretiert werden.

Aus der Vergangenheit ist hinlänglich bekannt, dass das Verwechseln von Analyse und Marketing (Enron, WorldCom usw.) eine Disziplin ist, die den Nachhaltigkeitsansprüchen der Finanzwirtschaft und der Volkswirtschaft diametral entgegen steht und keine tragfähigen Lösungsansätze liefert! Realitätssin ist die erste Voraussetzung, um sachgerechte Problemlösungen zu ermöglichen!

Hinsichtlich der heute anstehenden Daten verweisen wir auf die aktuelle Datenbox. Eine weitere zyklische Entspannung ist bei der US-Handelsbilanz möglich. Eine zyklische Entspannung ist jedoch nicht mit einer strukturellen Gesundung zu verwechseln!

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD unverändert aus technischen und politischen Gründen favorisiert. Erst ein Überwinden des Widerstands bei 1.4820-50 neutralisiert den positiven Bias des USD.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chef-Volkswirt der Bremer Landesbank






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