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Märkte: Gold markiert Allzeithochs, Silber weit abgeschlagen – IFO: Ampel-Wirtschaftspolitik ist Risikofaktor für Standort – Institute sehen Deutschland in der Rezession

07.03.2024  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet gegenüber dem USD bei 1,0903 (05:30 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0856 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 148,51. In der Folge notiert EUR-JPY bei 161,92. EUR-CHF oszilliert bei 0,9607.


Märkte: Gold markiert Allzeithochs, Silber weit abgeschlagen

Die Internationalen Finanzmärkte zeigten sich gestern weiter widerstandsfähig. Die Geopolitik bleibt hintergründig Belastungsfaktor. Gestern ergaben sich keine neuen Erkenntnisse. Das Datenpotpourri war unterstützend (siehe unten). China und Deutschland reüssierten mit Rekorden bei den Handelsbilanzüberschüssen. US-Arbeitsmarktdaten waren marginal schwächer als erwartet. Einzelhandelsumsätze der Eurozone waren nahe der Prognose und die PMIs der europäischen Baubranche zeigten sich leicht erholt auf prekärem Niveau ex Italien.

Exkurs USA: Im "Beige Book" der Fed wird die wirtschaftliche Lage in den Bezirken der Fed als moderat bewertet. Fed-Chef Powell nahm gestern bezüglich zukünftiger Zinssenkungen eine verhaltene Position ein. Der Chef der Fed Minneapolis Kashkari erwartet 2024 zwei Zinssenkungen der US-Notenbank. Marktwirkungen gingen von den Meldungen nicht aus.

Westliche Aktienmärkte konnten zulegen. Der Late DAX stieg um 0,24%, der EuroStoxx 50 um 0,81%. Der S&P 500 nahm um 0,48% zu, der Dow Jones um 0,21% und der Citi US Tech 100 um 0,46%. In Fernost kam es überwiegend zu Verlusten (Stand 07:04 Uhr). Der Nikkei (Japan) gab um 1,42% nach, der CSI 300 (China) verlor 0,64% und der Hangseng (Hongkong) 0,93%. Der Sensex (Indien) stieg dagegen um 0,10% und der Kospi (Südkorea) um 0,17%.

An den Rentenmärkten gab es keine ausgeprägten Bewegungen. 10-jährige Bundesanleihen rentieren aktuell mit 2,33% (Vortag 2,32%), 10-jährige US-Staatsanleihen mit 4,12% (Vortag 4,16%).

Gold markierte gegenüber dem USD neue Allzeithochs jenseits der Marke von 2.150 USD pro Unze. Das ist hinsichtlich der erodierten strukturellen Basis des US-Haushalts, der erodierten internationalen Position der USA versus Globaler Süden und der zunehmenden Abkehr vom USD im internationalen Zahlungsverkehr nicht erstaunlich. Erstaunlich ist, dass Silber mit gut 24 USD pro Unze weit von den Allzeithochs (48 circa USD) entfernt ist. "Food for thought!"

Der USD verlor gegenüber dem EUR an Boden und notiert aktuell auf den höchsten Niveaus seit 19. Januar 2024.


FO: Ampel-Wirtschaftspolitik ist Risikofaktor für Standort


IFO-Präsident Fuest kritisiert eine fehlende Strategie der Ampel-Regierung, um den Wirtschaftsmotor wieder anzuwerfen. Fuest sagte, es gebe kein überzeugendes Konzept. Es gebe unterschiedliche Vorstellungen dazu, aber keine Einigkeit in der Koalition.

Kommentar: Im der Öffentlichkeit zugänglichen Diskurs ist nicht erkennbar, dass an den Ursachen struktureller Natur Veränderungen im erforderlichen Maße geplant sind.

Auch Vorgängerregierungen hätten keine klare Wachstumsstrategie gehabt, in einer wirtschaftlich besseren Lage sei dies aber weniger ins Gewicht gefallen.

Kommentar: Korrekt, unter Merkel war es Ver- bis "Zerwaltung", nicht Gestaltung!

Wichtig wäre jetzt eine einheitliche Antwort der Regierung auf die Wirtschaftskrise. Das sei bislang nicht in Sicht. Die Wirtschaftspolitik der Regierung sei damit ein Risikofaktor für die bereits deutlich gesenkte Konjunkturprognose für dieses Jahr.

Kommentar: Es geht nicht nur um eine einheitliche Antwort, sondern darum, dass die richtigen Themen, die Kernursachen der Probleme erkannt und adressiert werden, ergo nachhaltige Energieversorgungssicherheit, konkurrenzfähiges Preisniveau der Energie, Steuerreform in Richtung Leistungsgesellschaft, Abbau der Bürokratie, Wiedergewinnung des Vertrauens der Wirtschaft (prekär, Kontext Investitionen, Kapitalstock), "IT-Airbus" (umfassend), Infrastruktur, Wiedererlangen der verlorenen internationale Wahrnehmung und Investitionen in Bildung.

Fuest sagte, die Schuldenbremse sei keine Wachstumsbremse. Sie erlaube gerade in Krisenzeiten mehr Schulden, auch Sondertöpfe seien möglich. Andere Staaten stünden bei ähnlichen internationalen Bedingungen besser da als Deutschland.

Kommentar: Bei den massiven Aufgaben, die vor uns liegen (siehe oben), ist es zwingend erforderlich, solitär für Investitionen höhere Mittel freizusetzen. Bei „echten“ Investitionen gibt es Multiplikatoreffekte mit zukünftig nachhaltig erhöhtem Steueraufkommen!

Fuest weiter, man habe ganz klar strukturelle Probleme.

Kommentar: Danke Herr Fuest (späte Erkenntnis), willkommen im Club (Aristoteles). Es ist eben ein Strukturproblem, das jetzt seine negative konjunkturelle Funktion erfährt.

Im Wohnungsbau und in der Industrie gebe es keine attraktiven Investitionsbedingungen. Das geplante Wachstumschancengesetz - zusätzliche Abschreibungsmöglichkeiten für Unternehmen - sei zwar richtig, mit gut 3 Mrd. EUR Entlastungsvolumen aber zu gering. Man müsste deutlich mehr tun. Eine Steuerreform sei ebenso nötig wie ein Abbau der überbordenden Bürokratie.

Kommentar: 3 Mrd. sind lächerlich (existentiell!). Für nicht existentielle Problem gibt es Mittel nach Gusto! Der Blick muss jedoch auf alle von mir genannten Themenfelder gehen. Es geht in dieser Krise um das Primat der Rationalität und der Verantwortung.


Deutschland: Institute sehen Deutschland in der Rezession

Die IFO-Ökonomen und die Experten vom Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) gehen davon aus, dass das BIP das 2. Quartal in Folge schrumpft und Deutschland in eine Rezession rutscht. Erst ab Jahresmitte dürfte es besser werden. Das IFO-Institut senkte die BIP-Prognose von 0,7% auf 0,2%. Das IfW kürzte die Schätzung von 0,9% auf 0,1%. Für 2025 erhöhte das IFO-Institut die Prognose um 0,2% auf 1,5%. Das IfW prognostiziert weiter 1,2%
Wachstum.

Kommentar: Das Jahr 2024 erinnert an das Jahr 2023. Die Wachstumsprognosen wurden 2023 reduziert und das Prinzip Hoffnung für das Jahr 2024 instrumentalisiert. Herr Fuest sprach von strukturellen Problemen und er liegt damit richtig. Da es strukturelle Probleme sind, besteht das Risiko, den Wachstumspfad 2025 zu rosig einzuschätzen.


Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

Eurozone: Deutsche Handelsbilanz not Rekord, Einzelhandel besser als erwartet

Deutschland: Die Handelsbilanz wies per Januar einen Überschuss in Höhe von 27,5 Mrd. EUR aus (Prognose 21,5 Mrd., Vormonat 22,2 Mrd., siehe Chart). Es ist der höchste Überschuss in der Historie (bisher April 2016 24,1 Mrd. EUR). Inflation spielt eine Rolle (nominale Größe). Exporte legten im Monatsvergleich um 6,3% (Prognose 1,5%) nach zuvor -4,6% zu. Importe stiegen im Monatsvergleich um 3,6% (Prognose 1,8%) nach zuvor -6,7%.

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Das Bild hellte sich in der Baubranche der Eurozone, Deutschlands und Frankreichs auf. Die Niveaus sind und bleiben ex Italien prekär. Das gilt allen voran für Deutschland.

Die Einzelhandelsumsätze der Eurozone verzeichneten per Januar im Monatsvergleich einen Anstieg um 0,1% (Prognose 0,1%, Vormonat revidiert von -1,1% auf -0,6%). Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um 1,0% (Prognose -1,3%) nach zuvor -0,5% (revidiert von -0,8%).


China: Handelsbilanz mit Rekordüberschuss, starke Importe und Exporte

Die Handelsbilanz reüssierte per Februar mit einem Überschuss in Höhe von 125,16 Mrd. USD (Prognose 103,7 Mrd. USD, Vormonat 75,34 Mrd. USD) und markierte damit einen Rekordüberschuss. Exporte verzeichneten im Jahresvergleich einen Anstieg um 7,1% (Prognose 1,9%, Vormonat 2,3%) und Importe um 3,5% (Prognose 1,5%, Vormonat 0,2%). Stärkere Importe und Exporte implizieren eine erhöhte Wirtschaftsaktivität.


USA: Daten ohne wesentliche Neuerkenntnisse

Der ADP-Beschäftigungsreport (Beschäftigung ex Staat) wies per Februar einen Anstieg um 140.000 Jobs (Prognose 150.000) nach zuvor 111.000 (revidiert von 107.000) aus. Laut JOLTS-Report (offene Stellen) gab es per Januar 8,863 Mio. offene Stellen (Prognose 8,900 Mio., Vormonat 8,889 Mio. revidiert von 9,026 Mio.). Der MBA-Hypothekenmarktindex stieg per 2. März 2024 von zuvor 171,5 auf 188,2 Zähler.

Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine positive Tendenz. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1,0540 – 1,0570 negiert das für den EUR positive Szenario.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe



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