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"Delete America"

27.05.2024  |  Vertrauliche Mitteilungen
Die Beschreibung der deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen wurde über viele Jahre hinweg – stark vereinfacht gesagt – auf Autoverkäufe reduziert. Und selbst dabei wollte man kaum zur Kenntnis nehmen, daß die im Reich der Mitte abgesetzten deutschen Autos mehrheitlich schon längst nicht mehr nach China exportiert, sondern dort hergestellt wurden und werden.

Mit einer möglichen Sicherung deutscher Arbeitsplätze hat dies z.B. nichts mehr zu tun und die zunehmenden Verkaufserfolge chinesischer Hersteller auch in Deutschland tun hier noch ein Übriges.

Jetzt erhält die sich abzeichnende Dynamik, mit der die Volksrepublik China ihre "Überproduktion" u.a. nach Deutschland lenkt, noch eine weitere, durchaus bittere Komponente. Es geht um eine staatliche Direktive, mit der Peking erreichen möchte, daß noch genutzte westliche Hochtechnologie in China "ausgelöscht" und möglichst vollständig durch Produkte heimischer Hersteller ersetzt werden soll. Mehrfach taucht in der als "Document 79" bekannt gewordenen Direktive das Kürzel "Delete A" auf.

Es kann mit "Amerika auslöschen" übersetzt werden, wobei mit „Amerika“ offenbar der – aus chinesischer Perspektive – gesamte westliche Wirtschaftsraum gemeint ist. Die Anordnung betrifft zunächst im Wesentlichen staatlich-chinesische Unternehmen und weist diese an, noch genutzte westliche Soft- und Hardware bis zum Jahr 2027 durch heimische Produkte zu ersetzen. Zu den größten Verlierern dieser neuen chinesischen Strategie werden deshalb zunächst Unternehmen wie Microsoft, Dell, Cisco Systems, Oracle, Salesforce und SAP zählen.

"Document 79" wurde von einer direkt dem chinesischen Staatsrat unterstellten Behörde formuliert, die u.a. die dem chinesischen Staat gehörenden Unternehmen beaufsichtigt. Als gewissermaßen verlängerter Arm der Kommunistischen Partei arbeitet man dort mit Hochdruck daran, noch genutzte westliche Technologien möglichst vollständig durch heimische Alternativen zu ersetzen.

Es ist ein Sinneswandel, der nicht ganz überraschend kommt. Denn unter den beiden letzten US-Präsidenten (Trump wie Biden) verschlechterten sich die Beziehungen zwischen China und den westlichen Wirtschaftsräumen (nimmt man nur einmal Nordamerika und Europa) permanent. Exportbeschränkungen, Sanktionsmaßnahmen und der "Inflation Reduction Act" bildeten dabei nur die Spitze des Eisbergs einer Politik, die neudeutsch als "De-Risking-Strategie" verkauft wurde und wird.

Dahinter steht letztlich der Versuch, aus engen Wirtschaftsbeziehungen durchaus resultierende Risiken zu minimieren, indem man möglichst viele Brücken abbricht, dies aber möglichst nicht zum eigenen Nachteil. Die chinesischen Kommunisten, die seit jeher als überaus begabte "Kopierer" gelten, haben nun ganz einfach auch die "De-Risking-Strategie" für sich entdeckt – und trennen sich von westlichen Partnerunternehmen bzw. Lieferanten wo immer es möglich ist.

Die chinesisch-deutschen Wirtschaftsbeziehungen sind hiervon auch, aber noch nicht so massiv betroffen, wie dies in Bezug auf die USA bereits der Fall ist. Doch "Document 79" wird auch hier einschlagen, alles andere wäre unwahrscheinlich. Mittel- bis langfristig dürfte es deutschen Hard- und Softwareherstellern in China deshalb ebenso ergehen wie schon heute der deutschen Automobilbranche, die sukzessive aus dem Land getrieben wird.

Die Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) auf seiner kürzlichen Chinareise begleitenden Wirtschaftsvertreter trieb auch diese Sorge um, wenngleich man aus strategischen Gründen hierüber öffentlich eher schweigsam ist. Immer mehr deutsche Unternehmen sehen sich deshalb nach Alternativen zu ihren bisherigen Aktivitäten in China um, wobei in vielen Fällen der Blick auf die Länder Südostasiens fiel und fällt.


© Vertrauliche Mitteilungen
Auszug aus den "Vertrauliche Mitteilungen", Nr. 4598



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