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Bitcoin – Sommerflaute rückt näher

24.06.2024  |  Florian Grummes
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Global BofA Fund Manager Umfrage, vom 18. Juni 2024. Quelle: Holger Zschäpitz


Doch obwohl Nvidia seit Jahresanfang bereits um über 190% angestiegen ist, sind die Anleger immer noch optimistisch für das Unternehmen. Eine kürzlich durchgeführte Fondsmanager-Umfrage der Bank of America zeigte die optimistischste Stimmung seit November 2021. Trotzdem hat die globale Risikostimmung im Vergleich zu früheren Übertreibungen noch kein Extrem erreicht.

Die schmale Marktbreite ist äußerst ungesund

Eine Rallye, die nur von wenigen Titeln getragen wird, ist allerdings anfälliger für Rückschläge, wenn diese Schlüsselaktien an Wert verlieren. Die marktgewichteten Indizes in den USA wurden schon seit über zwei Jahrzehnten durch die Überperformance weniger großer Titel verzerrt, was ein irreführendes Bild der allgemeinen Marktgesundheit vermittelt. Die aktuelle Konzentration auf den AI-Sektor hat zu dramatischen Ungleichgewichten in der Marktstruktur und zu einer spekulativen Blase geführt.

Da sich das Handelsvolumen auf wenige Aktien konzentriert, leidet der restliche Markt unter einer beeinträchtigten Liquidität. Eine gesunde Marktrallye sollte jedoch durch eine breite Beteiligung verschiedener Sektoren und Unternehmen gekennzeichnet sein, was auf ein robusteres und nachhaltigeres Wachstum hinweist und das Risiko besser verteilt. Die schmale Marktbreite garantiert praktisch ein zukünftiges Anziehen der Volatilität.

Je länger dieser größtenteils künstlich aufgeblasene Finanz- und Konjunkturzyklus andauert, desto mehr Menschen beginnen, ihren Unglauben abzulegen und Dinge zu glauben, die zu schön sind, um wahr zu sein. Solange die Aktienkurse steigen, werden frisierte Unternehmenszahlen oder betrügerische Praktiken ignoriert. Doch wenn die Leute anfangen, in großem Stil Geld zu verlieren, suchen sie die Schuld beim Management und vermuten zu Recht Betrug (siehe Enron). Dann nimmt der Druck auf die Aufsichtsbehörden deutlich zu. Dieses Kapitel wartet aber noch in der Zukunft.


Die Musik hat gerade aufgehört zu spielen

Bereits kurzfristig bedenklich sind hingegen die Meldungen aus Japan, wonach der fünftgrößte Bankenriese Norinchukin ca. 63 Mrd. USD in Staatsanleihen und europäischen Anleihen liquidiert hat, um massive nicht realisierte Verluste in seinem Anleihen-Portfolio zu decken. Gezwungenermaßen geht Norinchukin jetzt den Weg einer geordneten Liquidation von Dutzenden von Milliarden von Wertpapieren zu einem Zeitpunkt, an dem diese noch liquide und gut bepreist sind, in der Hoffnung, eine ungeordnete Liquidation und noch viel Schlimmeres in ein paar Monaten zu vermeiden.


Reverse-Repo-Fazilität trocknet aus

Da gleichzeitig die Reverse-Repo-Fazilität in den USA nur noch über rund 300 Mrd. USD verfügt, dünnt die Liquidität für die Zocker an der Wall Street immer weiter aus. Vor einem Jahr betrug diese Reverse-Repo-Fazilität noch über zwei Bio. USD! Davon wurden bereits 1,7 Bio. USD an neuem Geld in die Wirtschaft gespült. Diese Mittel existierten als überschüssige Bankreserven, die außerhalb der Wirtschaft gehalten und bei der Fed geparkt wurden. Sie wurden von der Fed abgezogen und zum Kauf von Staatsanleihen verwendet, wodurch die Wirtschaft mit frischem Geld geflutet wurde, um den Konsum anzukurbeln.

Ebenso wurde damit der AI-Aktienboom angetrieben und die sinkende Nachfrage nach US-Staatsanleihen ausgeglichen bzw. verschleiert.


US-Staatskasse gerät immer mehr in Bedrängnis

Hinzu kommt, dass das kumulierte Haushaltsdefizit der USA in diesem Jahr voraussichtlich 1,2 Bio. USD erreicht wird. Diese Prognose berücksichtigt den anhaltenden Anstieg der Ausgaben für Sozialversicherungs- und Gesundheitsprogramme sowie die Auswirkungen höherer Zinsen auf die Zinszahlungen der Staatsschulden. Schon in den letzten Jahren hat das Defizit erheblich zugenommen, da die Ausgaben weiter steigen und die Einnahmen nicht im gleichen Maße wachsen. Dies führt zu einer Verschlechterung der langfristigen Haushaltslage der USA.

Das explodierende Defizit, das vor allem auf die steigenden Zinszahlungen für die Staatsverschuldung zurückzuführen ist, belief sich allein im Mai auf 357 Mrd. USD. Die hohen Zinssätze setzen also nicht nur den Banken und Unternehmen zu, sondern bringen vor allem auch die US-Staatskasse in Bedrängnis.

Vor der US-Wahl im November wird die Fed allerdings voraussichtlich keine dramatischen Zinssenkungen vornehmen. Nur bei einer signifikanten Verschlechterung der wirtschaftlichen Bedingungen könnten die Notenbanker schnell reagieren. Ein solcher Schritt würde jedoch erheblichen wirtschaftlichen Stress und zuvor einen deutlichen Rücksetzer an den Finanzmärkten erfordern. Es ist daher wahrscheinlich, dass die Volatilität in der zweiten Jahreshälfte stark ansteigen wird.

Sommerflaute und Rücksetzer bis zum Herbst

Für die Aktienmärkte und den eng korrelierten Bitcoin sind die Aussichten in den kommenden Monaten deswegen zunächst eher ungünstig. Es ist zu erwarten, dass es bis in den Herbst hinein zu einer typischen Sommerflaute und anschließend (im September) zumindest zu einem etwas größeren Rücksetzer kommen könnte. Idealerweise finden sich im Oktober dann wieder genügend Pessimisten als Kanonenfutter für eine neue Aufwärtsbewegung, so dass damit das nächste Kapitel des Crack-Up-Booms aufgeschlagen werden kann.


7. Fazit: Bitcoin – Sommerflaute rückt näher

Die Vorhersage einer "überschaubaren Erholung vor der Sommerflaute" beim Bitcoin hat sich als weitgehend zutreffend erwiesen. Trotz kurzfristiger Spekulationen und mehreren Erholungsversuchen handelt der Bitcoin weiterhin klar unter seinem Allzeithoch. Die institutionellen Zuflüsse in die Bitcoin-Spot-ETFs bleiben volatil und haben zuletzt nicht mehr für neue nachhaltige Anstiege gesorgt.

Charttechnisch ist die Ausgangslage insgesamt neutral, wobei die überverkaufte Lage kurzfristig durchaus für eine größere Erholung sorgen könnte. Die Konsolidierung innerhalb der Cup-and-Handle Formation könnte sich aber durchaus noch eine Weile hinziehen. Am gefährlichsten erschient uns der potenzielle Stress, welcher aus den klassischen Aktienmärkten im Zuge eines gesunden Rücksetzers auch in den Krypto-Sektor überschwappen könnte. Schließlich ist die AI-Rally nicht nur eine Blase, sondern auch eng verzahnt mit dem Bitcoin-Mining und dem Krypto-Sektor im Allgemeinen.

Insgesamt bleibt es bei der Erwartung einer bevorstehenden Sommerflaute sowie einer potenziellen Korrektur im Herbst. In jedem Fall sollten sich Investoren auf eine erhöhte Volatilität einstellen und besser vorsichtig agieren. Ab dem Herbst wären dann eine nachhaltige Erholung und die Fortsetzung der Rally zu erwarten.


© Florian Grummes
www.midastouch-consulting.com


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