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Euro zu Wochenbeginn fest gegenüber USD und GBP

31.03.2008  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute bei 1.5795 nur unwesentlich unterhalb der in Fernost bei 1.5816 markierten Höchstkurse. Der USD notiert gegenüber dem JPY aktuell bei 99.60. Zwischenzeitlich wurden Tiefstkurse bei 98.83 erreicht. "Carry-Trades" zeigen sich unverändert stabil. EUR-JPY notiert bei 157.25, während EUR-CHF bei 1.5735 oszilliert. Das GBP ist gegenüber dem Euro mit Kursen jenseits der 0.7930 auf den tiefsten Stand seit Oktober 1996 gesunken.

Insgesamt erfreut sich der Euro damit einer großen internationalen Beliebtheit, die im Hinblick auf strukturelle Defizite insbesondere zwischen Nord-und Südeuropa sachlich als ambitioniert betrachtet werden darf. Diesbezüglich ist es verständlich, dass Herr Juncker von der Eurogruppe sich wenig begeistert zeigt, dass der Euro die Hauptlast der Anpassungen insbesondere im Währungssektor trägt. Gerade dieser Umstand führt in Südeuropa zu weiteren Spannungen, die bisher vom Devisenmarkt unbeachtet blieben. Das dürfte sich im weiteren Jahresverlauf mit den voraussichtlichen politischen Änderungen bedingt durch Neuwahlen (Berlusconis voraussichtliches Comeback) in Italien verändern.

An dieser Stelle erlaube ich mir einen kurzen Exkurs aus aktuellem Anlass. In den Finanzmedien wird der mögliche Zusammenschluss von Dresdner Bank, Commerzbank und der Postbank überwiegend positiv begeleitet. Aus mikroökonomischer Sichtweise der Allianz und der Dresdner Bank mag das nachvollziehbar sein. Das gilt aber nicht für die Commerzbank und die Postbank. Beide Institutionen haben erfolgreiche Geschäftsmodelle, die sich im Zeitverlauf bewährt haben. Diese Modelle würden durch einen derartigen Zusammenschluss gefährdet. Der wirtschaftliche Erfolg eines solchen Modells ist im Hinblick auf unterschiedliche Kulturen in den Häusern nicht selbstverständlich.

Ein weiterer Aspekt fällt in der gesamten Diskussion unter den Tisch. Gerade der ungezügelte Konzentrationsprozess in den vergangenen 15 Jahren im Finanzsektor ist ein wesentlicher
Katalysator der aktuellen globalen Finanzkrise. "Too big to fail" und "Moral Hazard" drängen sich ale Themen auf. Die aktuelle Subventionspolitik der Zentralbanken ist die Folge. Privatisierung der Gewinne und Sozialisierung der Verluste erleben wir derzeit. Wie kann in einem solchen Umfeld genau dieser verfehlten Konzentrationspolitik das Wort geredet werden. Im Gegenteil bedarf es der Tragfähigkeit eines umfänglichen Polypols, um den Herausforderungen im Sinne der Risikotragfähigkeit zu entsprechen. In einem Polypol kann es auch zum Scheitern einzelner Institutionen kommen. Das Polypol erzieht dazu, die Risikotragfähigkeit der einzelnen Institutionen und damit des gesamten Systems nicht überzustrapazieren.

Das Argument, dass nur große Finanzkolosse genügend Profitabilität entwickeln, wird gerade durch die Erfolgsstories der Commerzbank und der Postbank widerlegt. Die Aktionäre der betroffenen Unternehmen sind gut beraten, sich nicht von dem verfehlten Zeitgeist der Vergangenheit leiten zu lassen, sondern sich den Anforderungen und damit auch Chancen der Zukunft zu öffnen.


Die US-Daten am Freitag lieferten keine nachhaltig neuen Erkenntnisse. Persönliche Einkommen legten im Monatsvergleich um 0,5% zu (Jahresvergleich nominal 4,6%). Persönliche Ausgaben erhöhten sich um 0,1% (Jahresvergleich nominal 5,1%).

Das Verbrauchervertrauen nach Lesart der Uni Michigan sank stärker als erwartet von zuvor 70,8 auf 69,5 Punkte. Damit wurde das niedrigste Niveau dieses Index seit 16 Jahren markiert. Heute stehen zunächst Daten aus der Eurozone im Fokus. Die Geldmenge M-3 soll laut Konsensusprognose per Februar im Jahresvergleich um 11,4% nach zuvor 11,5% zugelegt haben. Dieser voraussichtlich unwesentliche Rückgang ist ohne Bedeutung. Das "Economic Sentiment" soll per März von zuvor 100,1 auf 100,0 Zähler gesunken sein. Es dominiert weiter Stabilität.

Die erster Schätzung der Verbraucherpreise wird per März bei 3,3% unverändert zum Vormonat prognostiziert. Wesentlich bleiben die Entwicklungen am Energie- und Rohstoffmarkt, die auch nicht durch die EZB beeinflusst werden können.

Aus den USA folgt der Einkaufsmanagerindex aus Chicago per März. Analysten unterstellen nach dem starken Einbruch im Vormonat von 51,5 auf 44,5 Punkte einen leichten Anstieg als Gegenreaktion auf 46,0 Zähler. Damit oszillierte der Index weiter im kontraktiven Bereich.

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Zusammenfassend ergibt sich nach dem Überwinden des Widerstandsfelds bei 1.5640-70 ein Szenario, das den Euro favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.5620-50 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank






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