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Fed agiert wie erwartet - US-Daten nicht überzeugend - EUR-USD unter Druck!

02.05.2008  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute bei 1.5470, nachdem gestern im US-Handel Tiefstkurse bei 1.5431 markiert wurden. Der USD notiert gegenüber dem JPY aktuell bei 104.60 und zeigt sich damit stabilisiert. "Carry-Trades" liefern ein ambivalentes Bild. EUR-JPY stellt sich auf 161.90. EUR-CHF oszilliert bei 1.6205.

In den beiden zurückliegenden Tagen stand eine Vielzahl von Indikatoren zur Veröffentlichung an. Die Daten der Eurozone am Mittwoch konnten nicht vollständig überzeugen:
  • Der deutsche Arbeitslosenquote per April stellte sich unverändert auf 7,9% (Prognose 7,8%) in der saisonal bereinigten Fassung. Der Vormonatswert wurde von 7,8% auf 7,9% revidiert.
  • Die Arbeitslosenquote der Eurozone verharrte per März den Erwartungen entsprechend den dritten Monat in Folge bei 7,1%.
  • Der Geschäftsklimaindex der Eurozone sank per April unerwartet von zuvor 0,80 auf 0,44 Punkte (Prognose 0,70 Punkte). Per Ende 2006 lagen die Höchstwerte bei 1,50 Punkten.

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Der Datenpotpourri aus den USA ab Mittwoch konnte in der Gesamtheit nicht überzeugen. Der Finanzmarkt zeigt sich jedoch zunehmend abgestumpft. Ergo dürfen wir von einer asymmetrischen Wahrnehmung im Rahmen der Marktpsychologie sprechen:
  • Das US-BIP ist laut erster Schätzung auf annualisierter Basis um 0,60% gestiegen. Die Prognose war bei 0,2% angesiedelt. Damit ergab sich angeblich, "angeblich" ist hier betont, ein Anstieg um 2,5% gegenüber dem Vorjahr. Unsere kritische Haltung gegenüber dieser Veröffentlichung setzen wir als bekannt voraus.
  • Der Einkaufsmanagerindex aus Chicago per April legte marginal von 48,2 auf 48,3 Punkte zu (Prognose 47,5). Wesentliche Subindices stehen zu diesem Ergebnis im diametralen Widerspruch. Der Auftragsindex sank von 53,9 auf 53,0 Punkte. Der Beschäftigungsindex kollabierte von 44,6 auf 35,3 Zähler.

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  • Der Offenmarktausschuss senkte den Erwartungen entsprechend den Zielsatz der Fed Funds von zuvor 2,25% auf 2,00%. Durchgehende Schwäche der Wirtschaft (… Wachstum 0,6%/2,5%???? ...) und unveränderte Stresszustände am Finanzmarkt wurden als Hintergründe angeführt. Die Verbalakrobatik impliziert laut Marktkonsensus eine Pause und unter Umständen auch das Ende des aktuellen Zinssenkungszyklus.

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  • Der Challenger Report, der Auskunft über angekündigte Massenentlassungen gibt, lieferte mit 90.010 betroffenen Jobs eine Zunahme gegenüber dem Vormonat um 68%. Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 27,4%.

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  • Die Arbeitslosenerstanträge in der Berichtswoche per 26. April nahmen von zuvor 345.000 unerwartet stark auf 380.000 zu (Prognose 360.000).
  • Persönliche Einkommen verzeichneten im März einen Anstieg im Monatsvergleich um 0,3% (Jahresvergleich +4,0%). Persönliche Ausgaben erhöhten sich im Monatsvergleich um 0,4% (Jahresvergleich 5,3%).
  • Bauausgaben per März sanken um 1,1% im Monatsvergleich. Analysten hatten einen Rückgang um 0,9% erwartet.
  • Der ISM-Index per April verharrte bei 48,6 Punkten. Marktbeobachter hatten einen Rückgang auf 48,0 Zähler unterstellt. Mit Werten unterhalb der Marke von 50 Punkten beschreibt der Index eine Kontraktion im produzierenden und verarbeitenden Sektor der USA. In der Komposition der Subindices konnte der Index nicht überzeugen. Einer leichten Zunahme in der Produktion (49,1 nach 48,7) stand ein deutlicher Rückgang der Beschäftigung (45,4 nach 49,2) gegenüber.

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  • Der US-Automobilabsatz sank per April auf annualisierter Basis von zuvor 15,1 auf 14,4 Mio. Kfz und markierte damit das niedrigste Niveau seit Mitte 1998. US-Automobilbauer verzeichneten im Jahresvergleich Absatzeinbussen im zweistelligen Prozentbereich. Der Anteil der "Großen Drei" am US-Markt sank auf ein neuen Tiefststand bei 48,3%.

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Heute steht zunächst der Einkaufsmanagerindex der Eurozone per April im Fokus. Analysten unterstellen einen Rückgang von 52,0 auf 50,8 Punkte. Damit würde sich der Index deutlich der kritischen Marke von 50 Punkten nähern. Der Konjunkturhimmel in der Eurozone zeigt sich aller Voraussicht nach bedeckter.

Aus den USA steht heute der Arbeitsmarktbericht per April im Zentrum des Interesses. Die vom Markt aus guten Gründen als wenig aussagefähig (internationaler Vergleich) eingestufte Arbeitslosenquote soll von 5,1% auf 5,2% zulegen. Von hervorgehobener Bedeutung ist die Entwicklung der Beschäftigung außerhalb des Agrarbereichs (Nonfarm Payrolls). Marktbeobachter unterstellen einen Jobabbau in der Größenordnung von 80.000 Jobs.

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Die "Factory Orders" per März beenden den heutigen Datenreigen. Analysten prognostizieren eine leichte Zunahme um 0,2%. Diese Erwartungshaltung basiert auf der Annahme, dass eine Gegenbewegung zu den deutlichen Einbrüchen in den beiden Vormonaten um 1,3% und 2,3% anstehen wird.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein nachhaltiges Überwinden des Widerstands bei 1.5680 - 10 neutralisiert den positiven Bias des USD.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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