Ist die Krise an den Finanzmärkten vorbei?
13.05.2008 | Dr. Dietmar Siebholz
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3. Welche Lösungen für die Probleme an den Finanzmärkten gibt es?Historie:
Die großen mittel- und südamerikanischen Kreditkrisen
Gläubiger: US-Banken
Lösung: Erleichterung bei der Ausfall-Verbuchung, Finanzierung von neuen Gesellschaften, die gegen neue Finanzierungen die alten und schlechten Kredite übernehmen - das wird gerade von den US-Instituten und der Deutschen Bank praktiziert - der Kreditabschaum bleibt der gleiche, nur ist er jetzt ausgegliedert und durch neue Kredite finanziert
Die Long-Term Capital Management-Krise (LTMC)
Gläubiger: US-Banken, Zentralbanken, internationale Banken
Lösung: Zwangseinlagen der Investment-Banken, "Umlage" zu Lasten der internationalen Banken
Die Russland-Krise
Gläubiger: "Internationale Banken"
Lösung: Streckung der Rückführungen, Krisenbewältigung im Schuldnerland Russland
Die Asien-Krise
Gläubiger: Internationale Banken
Lösung: Streckung der Rückführungen, Krisenbewältigung in asiatischen Schuldnerländern
Die aktuelle Derivate-Krise
Schaffung neuer Kredite durch die Notenbanken, "Verkauf" der alten uneinbringlichen Schulden in neue Einheiten und Ausbuchung aus den Bilanzen der großen Finanzinstitute
Und das Allerschlimmste, was ich mit meiner mehr als 40 Jahre bestehender Erfahrung hinnehmen muss, ist die Praxis der Bank of England, schlechte Kredite anzukaufen und diese quasi der Bonität der Staatsanleihen gleichzustellen; das wird und muss das Vertrauen in die Staatsanleihen und damit den Bondmarkt zerstören. Garantiert.
Hinweise: Wie auch bei den meisten der o.g. Krisen werden die Maßstäbe verändert; ich konnte es kaum glauben, dass der von mir geschätzte Bundesbank-Direktor Zeitler vorschlägt, die Bilanzierungsrichtlinien einfach zu ändern und so Abschreibungen auf die CDS und andere Derivate auszuschließen nach dem Prinzip "Des Kaisers neue Kleider, er ist nackt, aber man sieht es nicht."
Alternative: Im freien Markt gibt es nach Übertreibungen die Regel, dass sich der Markt selbst heilt und zwar durch Untergang der Verlierer. Die Größe der Finanzinstitute und deren politischer Einfluss wird es schaffen, dieser Marktregel wieder einmal außer Kraft zu setzen, also wird weiterhin Geld aus dünner Luft gezaubert, um die großen Player am Finanzmarkt am Leben zu halten.
Dieses Geld, das mit dem von uns persönlich verdienten in direkter Konkurrenz an den Märkten steht, ist aber nicht verdient, sondern durch Notenbanken (gegen die Verschuldung von Staatsinstitutionen) geschaffen.
Die Regierungen lassen aber die dringend erforderlichen Bereinigungen nicht zu, sondern sozialisieren die Bankverluste durch neues Geld, das die Gemeinschaft über Schulden zu tilgen hat. Dazu kommt noch die zweite Last der durch dieses aus der Luft gegen Verschuldung geschaffene neue Geld: Die Inflation.
Erkenntnis I: Es ist schon bezeichnend, dass bürgerlichen Geldfälschern der Kerker droht, aber Notenbankiers und Investmentbanker für ihre Geldschöpfung - also das legitime Geldfälschen - geadelt werden ("Sir Alan Greenspan").
Erkenntnis II: Gibt es Lösungen, das System unverändert zu erhalten? Ja natürlich, das bislang seit 1918 praktizierte; damals allerdings noch unter dem Kuratell eines Goldstandards, der auch kein so richtiger Goldstandard nach 1920 war, sondern ein Mischstandard, Modell der Rettung über Geldschöpfung. Nach Englands Untergang in den 20-er Jahren kam dann die Zeit der Notenbanken, seien es FED oder Reichsbank, die alles als Sicherheit für die Ausgabe neuer Kredite annahmen. Heute nennt man es die Sekurisation, es ist aber die gleiche Schlampe wie in den Zwanzigern, nur mit modernerer Kleidung. Die Notenbanken werden die Lösung schaffen, in dem sie - so lange die Welt deren Papier- oder Computergeld annimmt - Kreditgeld in Umlauf bringen auf Teufel komm raus, um die Finanzindustrie zu retten. Aber auf die lange Sicht werden sie dieses marode System nicht retten können.