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Ist die Krise an den Finanzmärkten vorbei?

13.05.2008  |  Dr. Dietmar Siebholz
- Seite 6 -
Noch etwas zum Nachdenken:

Kriegszeiten: Teure Kriege, die ihren Aufwand nicht durch Beute hereingebracht haben, waren schon immer Auslöser von Inflation und Geldvernichtung von Rom bis Bagdad. Die US-Militärausgaben für Afghanistan und den Irak (vom möglichen Iran-Abenteuer ganz zu schweigen) sind noch nicht vollständig budgetiert.

Lastenverteilung: Die FED teilte kürzlich mit, dass sie keine Ausbietungslasten im Falle von Bear Stearns übernehme, sondern die Anleihegläubiger diese zu tragen hätten, (und natürlich die Bürger der USA, die die Schuldaufnahme für die Schaffung neuen Geldes später einmal abtragen müssen)

Dollar-Carry-Trade: Kluge Investieren beginnen, sich auf einen US$-Carry-Trade vorzubereiten (siehe Yen-Carry Trade). Man borgt sich den staatlich zinsgünstig gehaltenen US$ und legt sein Geld in besseren und stabileren Alternativen an. Folge: Ein einsetzender US$-Carry-Trade wird den Dollar weiter auf der Verliererstrasse halten

Inflationsexplosion: China spürt die Folgen der internationalen Kostenexplosion; der bislang deflatorische Einfluss der "billigen" Waren aus Fernost wird sich innerhalb von wenigen Monaten verflüchtigen. Die westlichen Länder werden viel mehr für ihren einst so günstigen Warenbezug aus Asien zu zahlen haben. Folge: Weitere Inflation, aber diesmal kommt eine konsumentenorientierte Inflation, die richtig weh tun wird.

Altersversorgungen: Da weltweit Milliarden in Anlagen wie CDO, SIV etc. geflossen sind, aber derzeit nicht oder nur noch zu lächerlichen Werten verwertet werden können, wird es Deckungsprobleme bei allen Versorgungsinstitutionen mit hohem Anlageanteil an den Derivatspapieren geben, die auch existenzielle Gefährdungen mit sich bringen werden.

Derivate: Alle diese sinnlosen Papier-Vereinbarungen ohne einen geregelten Markt werden kurz über lang verschwinden und sich in Luft auflösen; wer dafür etwas gezahlt haben sollte, wird - wenn er recht mit seiner Wette behält - vom Emittenten (da pleite) nichts mehr bekommen oder sein Derivat ohnehin mit Null auslaufen lassen müssen.

Zusammenbruch der realen US-Wirtschaft: Letzen Endes läuft es auf einen Systemwandel heraus, der andere Namen tragen wird, aber einem Zusammenbruch der realen US-Wirtschaft gleichkommt; dann werden wir Europäer folgen.

Verschiebung der Weltmachtkräfte als Folge des US-Zusammenbruchs - die wirtschaftlichen und politischen Gewichte werden sich nach Osten und Süden verschieben, also von Europa/USA nach Asien und in den lateinamerikanischen, aber nicht von den USA abhängigen Wirtschaftsraum.

Vorwarnungen? Ich habe einen interessanten Bericht gelesen, der sich mit der Differenz der kurzfristigen und der Staatsanleihezinsen beschäftigt. Diese Ausarbeitung sagt, dass logischerweise eine Grundlage für die Kapitalmärkte gestört ist, wenn trotz Inflation der längerfristige Zins unter dem kurzen liegt. Ich erinnere mich an die 70-er Jahre, als dieses Phänomen das erste Mal geballt auftrat und Schlimmes ankündigte. Der kurze Zins lag da bei 13%, der längerfristige bei ca. 7,5 bis 5%. - Sehen Sie heute die Daten für die US-Kapitalmärkte. Dort entwickelt sich eine Spanne, die uns aufhorchen lassen sollte.

Ein Bild sagt mehr...: Zuerst einmal eine visuelle Nachdenkhilfe: Ein Gutschein der Stadt München über eine Billion Mark sagt vieles - so war es Ende 1923.

Die Stadt Glogau - nicht weit weg von meinem Geburtsort - gab einen Geldersatzschein über 500 Millionen Reichmark heraus. Darauf steht neben dem Bild von einem Männchen, das offensichtlich nach hinten Münzen entlässt wörtlich: "Der hohe Wert auf dem Papier ist "scheinbar" nur, Du siehst es hier. Heut gibt´s noch was dafür, wer weiß ob morgen Dir jemand wird Dir drauf was borgen. Die wahre Hilfe wär´ in dieser Zeit, zu erhoffen nur von dem Dukatenmann, der vieler Menschen schweres Herzeleid durch kühnen Druck von hinten lindern kann".

Welch realer Zynismus, aber vielleicht konnte man nur durch solch einen Humor die damaligen Problem noch ertragen.

Dem habe ich nichts hinzuzufügen.


© Dr. Dietmar Siebholz
Sie erreichen mich unter wthlz@compuserve.de



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