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Eine Konfluenz von positiven Entwicklungen unterstützt den USD!

04.06.2008  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute bei 1.5455, nachdem gestern im europäischen Handel Tiefstkurse bei 1.5411 markiert wurden. Der USD konnte sich befestigen und stellt sich aktuell auf 105.15. Die "Carry-Trades" zeigen sich auf dem ermäßigten Niveau stabilisiert. EUR-JPY notiert bei 162.50 und EUR-CHF oszilliert bei 1.6105.

Der Euro zeigte sich gestern zunächst von seiner starken Seite. Es wurden Höchstkurse im Dunstkreis von 1.5625 erreicht. Ab diesem Zeitpunkt ergaben sich unerwartete Entwicklungen in nahezu allen Bereichen, die mit Ausnahme der US-KFZ-Absatzzahlen durchgehend unterstützend für den USD ausfielen. Ganz entscheidend waren die Äußerungen von Ben Bernanke auf einem geldpolitischen Kongress in Barcelona. Er signalisierte, dass weitere Zinssenkungen hinsichtlich gegebener Inflationssorgen unwahrscheinlich seien. Er bezeichnete die Zinspolitik der Fed als angemessen. Mithin sind weitere Belastungen des USD durch Zinssenkungen weitgehend ausgeschlossen. Er warnte vor den Risiken eines schwachen USD bezüglich der Inflationsentwicklung. Genau diese Punkt wirkte sich als maßgeblicher Katalysator der USD-Befestigung aus. Die damit nach außen getragene Erkenntnis, dass ein schwacher USD mit verstärkten Inflationsrisiken verbunden ist (Grundstudium VWL… ), darf als Ausdruck einer zumindest ernster zu nehmenden Stabilitätspolitik der Fed in der Währungsfrage interpretiert werden.

Ein zweiter unterstützender Aspekt ergab sich mit dem Abschluss der Vorwahlen der Demokraten im US-Präsidentschaftswahlkampf. Barack Obama ist nach dem Abschluss der Vorwahlen hinsichtlich der Stimmverhältnisse der Präsidentschaftskandidat der Demokraten. Hillary Clinton hat ihre Niederlage jedoch noch nicht eingestanden. Nennen wir das an dieser Stelle Geplänkel. Ihr Ego ist halt sehr ausgeprägt. Barack Obama kann als Kandidat eines Neuanfangs auftreten. McCain oder Clinton stehen für das obwaltende Establishment der letzten beiden Dekaden und damit für die aktuelle Misere der USA. Für das Image der USA ist es in der aktuell kritischen Situation ungemein wichtig, einen Kandidaten in der Außenwirkung und Innenwirkung zu präsentieren, der nationale und internationale Zuversicht in die USA und deren erschütterte Glaubwürdigkeit begründen kann. Genau diese Funktion kann Obama ausfüllen.

Die gegebene politische Konstellation mit dem demokratischen Präsidentschaftskandidaten Obama ist als ein psychologischer Punktgewinn zu Gunsten des USD zu interpretieren. Wenden wir uns den gestern veröffentlichten Wirtschaftsdaten aus den USA zu. Hier stellten sich überwiegend nicht prognostizierte positive Überraschungen zu Gunsten des USD ein:
  • Der "ABC News Money Magazine Consumer Comfort Index" verbesserte sich in der Berichtswoche von dem historischen Tiefstwert bei -51 Punkten auf -45 Punkte.


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  • Die Industrieaufträge per April sanken nicht wie erwartet um 0,1%, sondern sie legten um solide 1,1% zu. Der Vormonatswert wurde von 1,3% auf 1,5% nach oben revidiert. Energieprodukte spielten im Berichtsmonat eine prominente Rolle (Non-Durables +2,8%, Durable -0,6%). Der Preisanstieg bei Energieprodukten ist ein wesentlicher Treiber des Anstiegs. Sorry, dieses Wasser muss in den Wein.

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    • Der Absatz von Kraftfahrzeugen sank in den USA per Mai auf 14,27 nach zuvor 14,4 Mio. Fahrzeugen (annualisiert). Damit wurde der niedrigste Stand seit 10 Jahren markiert. Im Jahresvergleich ergab sich ein Rückgang um 13%. Der Anteil der US-Marken sank im Monatsvergleich von 48% auf 45%. Vor einem Jahr lag dieser Wert bei 52%. Der Markt war nicht bereit, nachhaltig auf diese Veröffentlichung zu reagieren.

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    Dienstleistungssektor per Mai. Analysten unterstellen einen Rückgang von 52,0 auf 50,6 Punkte, dem Wert der Flash-Schätzung. Die Einzelhandelsumsätze sollen per April in der Eurozone um 0,2% zugelegt haben. Das entspräche einem Rückgang auf Jahresbasis um 0,6% nach zuvor -1,6% im März. Aus den USA steht der ADP-Employment Report per Mai auf der Agenda, der Aufschluss über die Entwicklung der Beschäftigung in der Privatwirtschaft nach Berechnungen von ADP geben soll. Analysten unterstellen einen Rückgang um 30.000 Jobs in dieser Statistik. Schaun mer mal!

    Die US-Arbeitsproduktivität soll sich im 1. Quartal 2008 auf 2,5% stellen. Da das Wachstum im 1. Quartal nach oben revidiert wurde, steht auch hier eine weitestgehend identische Anpassung an. Wir nehmen diese Entwicklung zur Kenntnis und philosophieren über Datenqualität… Im Mittelpunkt des Interesses steht der ISM-Dienstleistungsindex per Mai. Laut Konsensusprognose steht hier ein Rückgang von 52,0 auf 51,0 Punkte an. Der Index neigt bisweilen zu hoher Volatilität. Überraschungen in alle Richtungen sind hier möglich.

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    Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD nach dem nachhaltigen Unterschreiten der Unterstützung bei 1.5450 favorisiert. Erst ein markantes Überwinden der Widerstandszone bei 1.5720 - 50 neutralisiert den positiven Bias des USD.

    Viel Erfolg!


    © Folker Hellmeyer
    Chefanalyst der Bremer Landesbank






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