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Preissprung am Ölmarkt

06.06.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Bezüglich der (inversen) Korrelation von Dollar und Öl stellt sich zumeist das Henne-Ei Problem. Doch diesmal ist die Frage des Auslösers leicht zu beantworten: Trichets Andeutung einer möglichen Zinserhöhung der EZB – wovon unsere Volkswirte nun für Juli ausgehen - hat den Dollar stark unter Druck gesetzt, und dann konnte der Ölpreis kräftig zulegen. Mit einem Preissprung um 5,5 Dollar je Barrel war gestern die größte (absolute) Tagesveränderung seit Aufnahme des Handels zu verbuchen.

Die heftige Reaktion am Ölmarkt zeigt unseres Erachtens aber auch, dass es den Markt nach oben zieht. Damit sehen wir uns in unserer Einschätzung bestätigt, dass die jüngste Korrektur eine Konsolidierungsphase ist und wir nochmals neue Rekordstände sehen werden. Auch unsere Markttechnik hält am Auswärtspotenzial bis 143 bzw. 160 Dollar je Barrel fest, wobei eine wichtige Unterstützungslinie bei 114,50 zu sehen ist.

Die übrigen Nachrichten des gestrigen Tages: Laut Zeitungsbericht drohen die Führer ders nigerianischen Öl und Gasgewerkschaft der amerikanischen Ölgesellschaft Chevron mit einem unbefristeten Streik wegen unfairer Arbeitsbedingungen. Chevron förderte 2007 laut Unternehmensangaben in Nigeria 350 Tsd. Barrel Rohöl täglich. Darüber hinaus ist der Start des Naira Agbari Projektes mit einer Förderkapazität von 250 Tsd. Barrel täglich am 15. Juni gefährdet. Zudem gibt das Energieministerium in den USA bekannt, dass man einen Teil der geplanten Aufstockung der Strategischen Reserve, nämlich 2,1 Mio. Barrel, in das nächste Frühjahr verschieben werde.

Laut Aussagen des US Kongressabgeordneten Stupak zeigen erste Untersuchungs-ergebnisse des "Energy Oversight Committee", dass die Preise an den Öl-Futuremärkten durch die großen Handelshäuser, namentlich Goldman Sachs und Morgan Stanley beeinflusst werden. Illegale Manipulation wurde bislang nicht aufgezeigt, aber es gäbe Schlupflöcher. Es laufen derzeit Gesetzesinitiativen, die die Marktaufsicht der CFTC auch außerhalb des eigenen Landes verbessern sollen.

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Am Gasmarkt setzt sich die Rallye fort. Gas der Sorte Henry Hub markiert bei 12,5 Dollar je MMBtu ein weiteres Hoch. Der Anstieg der Lagerbestände lag mit 105 Mrd. Kubikfuß geringfügig über den Erwartungen. Der am 10.Juni zur Veröffentlichung anstehende kurzfristige Ausblick der EIA ist mit Spannung zu erwarten, weil er Aufschlüsse darüber geben wird, inwieweit die derzeitige Rallye fundamental untermauert ist.


Edelmetalle

Auch die Edelmetalle konnten gestern von der Dollarschwäche profitieren. Gold verteuerte sich um gut 10 Dollar je Feinunze. Heute morgen gibt die Bombay Bullion Association bekannt, dass die Goldimporte Indiens im Mai abermals drastisch unter Vorjahr lagen. Sie beliefen sich auf 25 Tonnen verglichen mit 69 Tonnen ein Jahr zuvor.

Platin kann sich ebenfalls wieder über 2000 Dollar je Unze etablieren. Laut GFMS bleibt Südafrika mit seinen Energieproblemen der entscheidende Faktor. Eskom, der staatliche Energiekonzern, wies Ende Mai nochmals daraufhin, dass die Energieknappheit noch über Jahre ein Thema sei; bislang sei nur ein Teil des benötigten Investitionsvolumen gesichert, die geforderte Anhebung der Energietarife sei trotz der Absenkung von der Regierung noch nicht genehmigt werden. Die Kohlereseveren seien zuletzt zwar gestiegen, aber noch immer unter der kritischen Schwelle von 20 Tagen Reichweite. Damit dürfte der belastende Faktor einer sich abschwächenden Automobilindustrie in den USA und Europa überkompensiert werden. GFMS sieht weiteres Preissteigerungspotenzial für Platin.


Industriemetalle

Mit Ausnahme von Blei können auch die Industriemetalle von der Schwäche des Dollar profitieren. Apache Corp gibt bekannt, dass es zwei Monate dauern kann, bis der Gas Exportterminal wieder teilweise funktionsbereit sei. Die benachbarten Industrien sichern sich aber die Energieversorgung über andere Quellen.

Kupfer konnte sich gestern erholen. Die staatliche chilenische Kupferkommission - Chile ist weltweit größtes Produzentenland für Kupfer - rechnet im laufenden Jahr abermals mit einem Marktdefizit. Allerdings sei aufgrund kräftiger Produktionsausweitungen in 2009 mit einem Überschuss zu rechnen. Aber auch kurzfristig haben sich die Perspektiven für die chilenische Kupferproduktion aufgehellt. Starke Regenfälle lassen die Pegel in den Wasserreservoirs zur Gewinnung von Energie steigen, die in den Minen im Norden des Landes benötigt wird. Mittelfristig will man die Energiesituation im Norden des Landes durch Solaranlagen verbessern.


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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