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Analyse statt Propaganda und Sündenbocksuche

11.07.2008  |  Claus Vogt
Die notwendige, aber nicht hinreichende Bedingung für das Entstehen von Spekulationsblasen ist ein weit über das Wirtschaftswachstum hinausgehendes Geld- und Kreditmengenwachstum. Geld- und Kreditmengenwachstum liegen in letzter Instanz natürlich in den Händen der Zentralbanken. Sie tragen also die Verantwortung für das Entstehen von Spekulationsblasen und damit auch für die unter Umständen verheerenden Folgen ihres unvermeidlichen Platzens.

Das Wissen um diesen ursächlichen Zusammenhang ist wichtig und leider alles andere als selbstverständlich. Denn sowohl die Notenbanker selbst als auch ihre Herren aus der Politik betreiben einen ganz erheblichen propagandistischen Aufwand, um diese einfache Wahrheit zu verschleiern.

Gemeinsam mit Roland Leuschel habe ich dem Thema Spekulationsblasen bereits vor vier Jahren ein ganzes Buch gewidmet. Und auch in der "Performance" werde ich seit Jahren nicht müde, die Verantwortlichen für die ökonomischen Fehlentwicklungen der vergangenen Jahre und die Missstände an den Finanzmärkten und im Bankenwesen in aller Deutlichkeit beim Namen zu nennen. Schließlich sollten Sie diese Zusammenhänge kennen und wissen, wer Schuld ist an der sich entwickelnden Misere. Nur so können Sie beurteilen, ob die von den unterschiedlichsten Seiten vorgebrachten Lösungsvorschläge erfolgversprechend sind - oder womöglich sogar kontraproduktiv. Außerdem ist dieses Wissen auch für ihre Anlageentscheidungen von unschätzbarem Wert.


Die inflationären Weichen wurden bereits vor Jahren gestellt

Spekulationsblasen sind nur eine besondere Ausprägung eines allgemeinen Phänomens, nämlich der Geldentwertung, der Inflation. Deshalb lautete der Untertitel unseres Buchs "Das Greenspan Dossier" auch "Inflation um jeden Preis". Und das zu einer Zeit, da sich die von den Notenbankern ganz bewusst angestoßene öffentliche Diskussion an dem die Situation völlig verkennenden Thema Deflation abarbeitete. Dabei wurden die ursächlichen Voraussetzungen für das heute die Schlagzeilen beherrschende Thema Inflation damals bereits geschaffen, und zwar ganz bewusst durch eine entsprechende Geld- und Fiskalpolitik. Doch dazu später mehr.

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EU-Geldmengenwachstum (M-3) in Mrd. Euro, 1980 bis 2008. Quelle: Bloomberg
Inflation ist immer ein monetäres Phänomen.


Der lange Weg in die aktuelle Krise

Ende der 1990er Jahre entstand an den Aktienmärkten nahezu weltweit eine gewaltige Spekulationsblase. Um die grausamen Folgen ihres Platzens zu lindern und den begonnenen Bereinigungsprozess abzuwürgen, griffen die Verantwortlichen zu rabiaten geld- und fiskalpolitischen Mitteln. Plakativ gesprochen, ließen sie die sprichwörtliche Gelddruckmaschine heißlaufen. Und tatsächlich war ihnen ein gewisser Erfolg beschieden.

Zwar konnte die verheerende Baisse an den Aktienmärkten nicht aufgehalten werden, aber die unvermeidliche und notwendige Rezession fiel viel harmloser aus als es ohne diese Eingriffe der Fall gewesen wäre. Der Finanzsektor überstand die Krise mit relativ kleinen Blessuren, das Notenbanksystem konnte den Lügenschleier, mit dem es sich umgibt, aufrechterhalten, und das Volk blieb trotz der am Aktienmarkt und insbesondere mit Volksaktien erlittenen Verluste gläubig, ruhig und brav.

Dieses kurzfristig positive Ergebnis wurde allerdings zu einem sehr hohen Preis erkauft. Denn nahezu weltweit entstand eine Echoblase an den Aktienmärkten und eine Immobilienblase, deren Dimension die zuvor gesehene Aktienblase geradezu winzig erscheinen lässt.

Das Platzen dieser Immobilienblase ist das Thema, das die Entwicklung der Weltwirtschaft und der Finanzmärkte die kommenden Jahre über beschäftigen wird. Das Platzen dieser Blase hat das Potenzial, eine epochale Trendwende einzuläuten, die weit über die Finanzmärkte hinausweist. Stellen Sie sich für die kommenden Jahre auf spannende Zeiten und überraschende Entwicklungen ein.

Die wichtigsten Trends werden noch immer in den USA gemacht

Im Zentrum meiner Analysen stehen stets die USA. Denn dieses Land ist noch immer die unangefochtene Führungsnation in militärischer, politischer, wirtschaftlicher und vor allem geldpolitischer Hinsicht. Dort werden nach wie vor die großen und kleinen Trends an den Finanzmärkten vorgegeben, und die amerikanische Zentralbank steht im Zentrum des derzeitigen Weltwährungssystems. Die Finanzmärkte der USA sind die am weitesten entwickelten, ihre Marktbreite und -tiefe sucht ihresgleichen. Die positive Korrelation zwischen den europäischen und amerikanischen Finanzmärkten ist außerordentlich hoch. So hoch, dass eine analytische Fokussierung auf die europäischen Märkte einfach keinen Sinn ergibt.

Deshalb spielte auch die US-Immobilienblase eine überaus große Rolle in meiner Arbeit. Allerdings wies ich stets darauf hin, dass diese gefährliche Entwicklung nicht auf die USA beschränkt ist, sondern zahlreiche andere Länder und Regionen wie beispielsweise Großbritannien, Irland, Spanien, Portugal, Australien sowie Teile Osteuropas und Asiens gleichermaßen betrifft.

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Amsterdam Herengracht Index, Nominalpreise, 1628 bis 2008.
Quelle: Elliott Wave International
In der Vergangenheit gab es auch an den Immobiliemärkten schwere Baissen, deren Ausmaß
Sie hier entnehmen können.


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Amsterdam Herengracht Index, reale Preise, 1628 bis 2008.
Quelle: Elliott Wave International
Auch inflationsbereinigt zeigen die Immobilienpreise ein Bild, das mich unwillkürlich an
eine Spekulationsblase denken lässt.





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