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Analyse statt Propaganda und Sündenbocksuche

11.07.2008  |  Claus Vogt
- Seite 5 -
Es sind also die Notenbanker und ihre politischen Herren, die die von Herrn Prince so offenherzig geschilderte Geisteshaltung ermöglichen und fördern. Sie reichen gescheiterten Großspekulanten wie Bear Stearns, LTCM, Northern Rock oder IKB die helfende Hand, sobald deren hochriskanten Geschäfte verheerende Verluste bescheren - angeblich, um größeren wirtschaftlichen Schaden abzuwenden.

Diesem Moral Hazard genannten Phänomen habe ich mich in der Vergangenheit immer wieder gewidmet. Es wäre selbstverständlich einfach zu beseitigen, indem die Großspekulanten genauso behandelt werden wie Sie und ich, das heißt ihre Gewinne in vollem Umfang versteuern und ihre Verluste in vollem Umfang selbst tragen müssten - mit allen unangenehmen Folgen.


Köhler will das Monster zähmen und Frankenstein weitermachen lassen

Kann es sein, dass Herr Köhler diese simplen Zusammenhänge nicht kennt? Kaum vorstellbar, oder doch? Jedenfalls übergeht er sie geflissentlich und fordert in der Manier eines populistischen Demagogen, das Monster in die Schranken zu weisen, also neue Gesetze und Regulierungen zu erlassen. Aber wie soll diese kurzsichtige Forderung die gewünschten Ergebnisse erzielen, wenn Frankenstein, der Vater der armen Kreatur und Schöpfer zukünftiger Ungeheuer, unangetastet sein Labor des Grauens weiter betreiben darf?

Tja, meine sehr verehrten Leser, es ist wieder einmal so weit. Der Staat und seine Institutionen tragen die Schuld an einer Fehlentwicklung und lenken davon ab, indem sie dem Volk griffige Metaphern und wohlfeile Sündenböcke präsentieren und dabei weitere Gesetze und Regulierungen beschließen. Damit beseitigen sie Schritt für Schritt die in jeder Hinsicht überlegene Marktwirtschaft. Der große Denker und Ökonom Friedrich August von Hayek hat für diesen Teufelskreis einen genialen Begriff geprägt: "The Road to Serfdom - Der Weg zur Knechtschaft."

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Inflationsrate in Euroland, 1991 bis 2008. Quelle: Bloomberg
Manche sind der Meinung, dass die vor 10 Jahren ins Leben gerufene EZB eine Erfolgsgeschichte
sei. Wieso eigentlich?


Inflation ist immer ein monetäres Phänomen

Inflation ist immer und überall ein monetäres Phänomen. Auf diese geldpolitische Binsenweisheit wies kürzlich auch Otmar Issing hin, ehemaliges Direktoriumsmitglied und Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank (EZB). Das war aber noch nicht alles; er sagte noch mehr:

"Ohne ein funktionierendes Geldsystem kann es auf Dauer keine stabile Gesellschaft freier Bürger geben."

Recht hat er, der gute Professor. Warum er trotzdem eine führende Rolle bei der EZB bekleidete, kann ich Ihnen natürlich nicht erklären. Vielleicht wollte er ja Schlimmeres verhindern. Wie auch immer, nachdem er diese markanten und altbekannten Wahrheiten ausgesprochen hat, lässt er auf den folgenden Interview-Seiten die EZB hochleben und feiert sie als großen Erfolg. Ja, Sie haben richtig gelesen, die EZB. Jene Zentralbank, die ihr selbst gestecktes Geldmengenwachstumsziel in ihrer 10-jährigen Geschichte nicht ein einziges Mal eingehalten hat; die zurzeit für ein zweistelliges Geldmengenwachstum sorgt; die seit 2001 Jahr für Jahr eine offizielle Geldentwertung von über 2% zu verantworten hat; die ihr ursprüngliches Inflationsziel (ja, die Notenbank hat das offizielle Ziel, Ihr Geld zu entwerten) von 1,5% also nicht erreicht hat; die dieses Ziel deshalb vor drei Jahren auf 1,999% angehoben hat; die auch diesen Wert seither stets überschritten hat; die im Mai eine Inflationsrate von 3,7% und im Juni gar von 4,0% veröffentlichen musste; und die deutlich schlechter abgeschnitten hat als die vergleichbaren unabhängigen Notenbanken Europas (Schweiz, Dänemark, Großbritannien, Schweden und Norwegen).

Aber vielleicht muss man hier wirklich großzügig sein und anerkennen, dass man bei einem derart großen bürokratischen Apparat durchaus Schlimmeres hätte erwarten können. Aber das kann ja bekanntlich noch kommen - was ich an dieser Stelle ausdrücklich prognostizieren möchte.

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CRB-Rohstoffindex, 1986 bis 2008. Quelle: Decision Point
Kann meine im Jahr 2002 abgegebene und seither oft wiederholte Prognose, bei den Rohstoffpreisen
einen langfristigen Aufwärtstrend begonnen zu haben, den Preisanstieg erst
ausgelöst haben? Es gibt tatsächlich Zeitgenossen, die diese absurde These vertreten.


Bin ich jetzt Schuld an steigenden Preisen?

Der von der Zeitung "Die Welt" als "Chefberater der 27 EU-Staaten für Wirtschaftsfragen" vorgestellte Klaus Gretschmann hat sich zu einer, gelinde ausgedrückt, sehr abenteuerlichen These verstiegen. Dieser erstaunliche Experte, der laut "Welt" zu den "ranghöchsten der rund 35.000 Brüsseler Beamten" gehört, wird mit folgender Aussage zitiert:

"Nicht Nachrichten vom Ölmarkt bewegen die Preise, sondern Empfehlungen von Investmentbanken oder Aussagen von Analysten, wonach die Preise für ein Fass Öl auf 150 oder gar 200 Dollar steigen könnten."

Man mag es kaum glauben, aber diese außergewöhnliche "Koryphäe", die ein so offensichtlich falsches Bild von der Funktionsweise von Märkten hat, lehrte einst in Köln Finanzwissenschaften. Danach war er Abteilungsleiter im Kanzleramt unter Gerhard Schröder und jetzt beglückt er als EU-Generaldirektor die Welt mit solchen absurden Thesen. Wenn das die Qualität der Brüsseler Chefberater ist, dann müssen Sie sich über nichts mehr wundern.




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