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Analyse statt Propaganda und Sündenbocksuche

11.07.2008  |  Claus Vogt
- Seite 4 -
Der Gipfel der Propaganda

Wie letzteres funktioniert, erleben wir in zunehmendem Ausmaß ja bereits seit vielen Monaten beim Umgang mit den Themen Inflation und Bankenkrise. Beispielsweise treffen sich Politiker aus aller Herren Länder zu einem Krisengipfel, bei dem es sich in Wirklichkeit um den Gipfel der Propaganda handelt. Und in Deutschland tun es ihnen die Parteipolitiker gleich, indem sie sogenannte hochkarätige Arbeitsgruppen bilden.

Hier wie dort sollen Maßnahmen ausbaldowert werden, die angeblich den steigenden Energie- oder Nahrungsmittelpreisen den Garaus machen sollen. Dabei wird sorgsam darauf geachtet, nur ja nicht die geld- und fiskalpolitischen Ursachen steigender Preise und die zwingend an dieser Stelle ansetzende Lösung des Inflationsproblems zu erwähnen, also die Einführung einer seriösen Geld- und Fiskalpolitik, oder besser noch die Abschaffung des staatlichen Zwangsgeldmonopols mit seinem Zentralbanksystem und dem Teildeckungsbankwesen. Die Einführung einer marktwirtschaftlichen Alternative zu unserem zentraler Planwirtschaft entsprechendem Weltwährungssystem wird von keiner einzigen Partei auch nur bewusst wahrgenommen. Dieses Thema ist vollkommen tabu, obwohl sich unsere Politiker in ihren Sonntagsreden immer wieder zur Marktwirtschaft bekennen. Ein bisschen jedenfalls, und sonntags nur.


Exkurs: Die Ethik der Geldproduktion

Warum das so ist - und vieles mehr - können Sie in dem im Jahr 2007 erschienenen und sehr empfehlenswerten Buch "Die Ethik der Geldproduktion" von Jörg Guido Hülsmann nachlesen. Hier erfahren Sie alles über das Wie, Wo, Wann und Warum der Geldproduktion und der Währungssysteme, und das in einer überaus leserfreundlich aufbereiteten Weise. Professor Hülsmann tritt ohne Wenn und Aber für die freie Marktwirtschaft ein und die ihr zugrunde liegenden Prinzipien der Vertragsfreiheit und des Rechts auf Privateigentum. Er stellt die gängigen Propagandalügen der Geldpolitiker aller Zeiten vor und macht deutlich, auf welche mehr oder weniger subtile Weise der Staat die Eigentumsrechte seiner Bürger durch die Ausübung geldpolitischer Zwänge und durch geldpolitische Manipulationen verletzt. Dabei diskutiert er dieses extrem wichtige Thema, das den Ausgangspunkt einer ganzen Reihe gesellschaftlicher Fehlentwicklungen bildet, auch unter moralischen und ethischen Gesichtspunkten und zeigt, dass unser zeitgenössisches Währungssystem nicht mit den Zehn Geboten in Einklang gebracht werden kann und für eine in höchstem Maße willkürliche Umverteilung des Wohlstands sorgt. Er weist auch darauf hin, dass eine radikale Kehrtwende prinzipiell jederzeit möglich ist, aber den egoistischen Interessen der Politikerkaste diametral entgegengesetzt ist. Lesen Sie dieses wichtige Buch über das Herzstück staatlicher Macht.


Zentrale Forderungen der Kommunisten sind erfüllt

Nicht zufällig, möchte ich an dieser Stelle ergänzen, findet sich im "Manifest der Kommunistischen Partei" von Marx und Engels in der Liste der zehn "despotischen Eingriffe in die Eigentumsrechte und die bürgerlichen Produktionsverhältnisse", die von den Erfindern des Kommunismus’ gefordert werden, um die kommunistische Machtübernahme zu erzwingen, folgender Punkt:

"Zentralisation des Kredits in den Händen des Staats durch eine Nationalbank mit Staatskapital und ausschließlichem Monopol."

Diese wichtige Forderung der die kommunistische Weltrevolution predigenden Autoren ist in unserer Welt der Zentralbanken längst erfüllt. Das gilt auch für die Forderung nach einer "öffentlichen und unentgeltlichen Erziehung aller Kinder", also des staatlichen Zwangsbildungsmonopols, über dessen Ergebnisse die Eltern schulpflichtiger Kinder nicht nur in Berlin ein Lied singen können. Und es gilt für die Forderung nach einer "starke(n) Progressivsteuer".

1975 betrug der Spitzensteuersatz in Deutschland zwar 56%, aber er wurde erst ab dem 5,9-fachen des Durchschnittseinkommens fällig. 2007 betrug der Spitzensteuersatz "nur" 42% (ohne Solidaritätsbeitrag und Reichensteuer), wurde aber bereits ab dem 1,9-fachen Durchschnittseinkommen erhoben. Nie war es schwerer als heute, in Deutschland durch ehrliche Arbeit zu Wohlstand zu kommen.


Der Bundespräsident hat ein Monster gesichtet

Kein Geringerer als Bundespräsident Horst Köhler hat sich vor kurzem zu Wort gemeldet, um seine abenteuerliche Version der laufenden Kreditkrise unters Volk zu streuen. Wie von einem Politiker nicht anders zu erwarten, dringt auch er nicht zu den geldpolitischen Ursachen der Krise vor, sondern beteiligt sich nur an der populistischen Sündenbocksuchaktion. Sein Fazit gipfelt übrigens in der für Politiker und Bürokraten geradezu reflexartigen Forderung nach mehr und strengeren Gesetzen. Kein Bürokrat, der dahinter nicht System vermutete ...

Und Horst Köhler war bekanntlich nicht nur ein Bürokrat, sondern ein regelrechter Überflieger auf seinem langen Weg durch die Bürokratie. Vom Staatssekretär im Wirtschafts- und Finanzministerium zum Präsidenten des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, zum Präsidenten der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung - zu einer Zeit übrigens, als Europa längst wiederaufgebaut und voll entwickelt war - bis hin zum Geschäftsführenden Direktor beim IWF, einer Institution, die den Gedanken und die Umsetzung staatlicher Wirtschaftssteuerung weltweit vorantreibt. Jetzt ist er unser aller Bundespräsident mit folgenden Erkenntnissen über die laufende Kreditkrise:

"Jetzt muss jedem verantwortlich Denkenden in der Branche selbst klar geworden sein, dass sich die internationalen Finanzmärkte zu einem Monster entwickelt haben, das in die Schranken gewiesen werden muss."

Jedem verantwortlich Denken in der Branche ist die Erkenntnis, dass die internationalen Finanzmärkte sich zu einem Monster entwickelt haben, schon sehr viel früher gekommen und nicht erst angesichts der aktuellen Krise - mit Ausnahme der Verantwortlichen der Staatsbanken, allen voran der KfW vielleicht.

Denn alle anderen haben innerhalb der von den Notenbanken vorgegebenen Regeln durchaus rational gehandelt, indem sie ihren persönlichen Nutzen zu maximieren versuchten. Jeder verantwortlich Tätige - ganz gleich, ob Denker oder nicht - sieht sich in der Welt des staatlich geschützten Bankenkartells nahezu unwiderstehlichen Anreizen ausgesetzt, immer höhere Risiken mit fremder Leute Geld einzugehen.


Die Notenbanken fördern den Tanz auf dem Vulkan

Der Ex-Vorstand der Citibank, Charles Prince, hat diesen wichtigen Punkt nur wenige Wochen vor Beginn der Krise sehr anschaulich zum Ausdruck gebracht. Er sagte am 9. Juli 2007 in einem Interview ein paar Worte, die das Format haben, ihn auf ganz andere Weise für die Finanzmarktgeschichte unsterblich zu machen, als er sich das gewünscht haben mag:

"When the music stops, in terms of liquidity, things will be complicated. But as long as the music is playing, you've got to get up and dance. We're still dancing." (Wenn die Musik aufhört zu spielen - im Sinne von Liquidität - dann werden die Dinge kompliziert. Aber solange die Musik spielt, musst du aufstehen und tanzen. Wir tanzen noch.)

Ja, Herr Prince hat es damals auf den Punkt gebracht, den jeder Denkende - ganz gleich, ob verantwortlich oder unverantwortlich - bestens kennt. Der Anreiz für einen geradezu bacchantischen Tanz auf dem Vulkan der Finanzmärkte ist von den Notenbankern unwiderstehlich gemacht worden. Solange er gut geht, profitieren die wildesten Tänzer der Branche in zwei- oder gar dreistelliger Millionenhöhe - ausgenommen natürlich der Landes- und KfWBanker, deren Triebfeder eine andere gewesen sein muss. Und wenn der unvermeidliche Ausbruch des Vulkans erfolgt, dann steht die Notenbank helfend zur Seite und sorgt für eine Abwälzung der Verluste auf die Steuerzahler. Herrschaftszeiten!




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