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Aktueller Marktkommentar von Tiberius Asset Management

15.10.2008  |  Redaktion
- Seite 5 -
Selbst wenn es sich nur um eine zwischenzeitliche Erholung nach dem Vorbild der Jahre 2001/02 handelt, sind heute ordentliche Kurssteigerungen möglich. Der deutsche Aktienindex stieg von 3.800 Punkten im September 2001 bis auf 5.400 Punkte, ein Plus von rund 40%. Wir hatten in unserem Jahresausblick 2008 bereits eine extrem pessimistische Prognose für das Jahresende von 5.800 Punkten abgegeben und lagen damit am untersten Rand der Schätzungen für 2008. Allein das Erreichen dieses Kursziels würde vom heutigen Stand eine Rendite von knapp 25% implizieren.

Währungsmärkte

Die jüngste Stärke des japanischen Yens und des US-Dollars gegenüber dem Euro lässt sich aus unserer Sicht nicht fundamental erklären, sondern wurde vielmehr durch die unkontrollierte Zwangsliquidation von Carry-Trades bestimmt. Insbesondere Hedge-Fonds verschuldeten sich in den letzten Jahren massiv in Niedrigzinswährungen (JPY und USD), um die Erlöse in riskanten Anlageklassen und Hochzinswährungen anzulegen. Die durch Liquiditätsengpässe erzwungene Auflösung der Short- und Long-Positionen führt zu einem fast perfekten Gleichlauf von Währungs-, Aktien- und Rohstoffmärkten. Am stärksten betroffen war der japanische Yen, der zuletzt binnen weniger Wochen von 170 Yen auf 135 Yen je Euro aufwertete. Die Stärke des US-Dollars, der seit Beginn des Jahrtausends immer mehr zu einer Niedrigzinswährung mutiert, wurde zusätzlich von der Repatriierung amerikanischer Anlagegelder gestützt.

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Implizit wird an den Währungsmärkten auch immer noch die Meinung diverser amerikanischer Politiker (u.a. Alan Greenspan, Milton Friedman) gehandelt, dass der Euro die erste ernsthafte Finanzkrise nicht überstehen werde. Neue Nahrung erhielten diese Vermutungen durch das späte, Einzelfall orientierte und rein reagierende Krisenmanagement der europäischen Wirtschaftspolitik (s.o.). Dennoch kommen einem diese Aussagen angesichts des fortschreitenden Bedeutungsverlustes der amerikanischen Währung bei den internationalen Währungsreserven und der vielen hausgemachten Probleme eher wie das sprichwörtliche „Pfeifen im Walde“ vor. Sobald das Finanzsystem einigermaßen zur Ruhe gekommen sein wird, dürfte sich die Entwicklung der Weltwährungskurse erneut an den Fundamentaldaten, sprich der Entwicklung der Nominal- und Realzinsen, orientieren.

Und hier dürfte der Zinsvorteil Europas nominal wie real bestehen bleiben. Zwar dürfte sich die Europäische Zentralbank ebenso wie die amerikanische Notenbank zu weiteren Zinssenkungen gezwungen sehen. Die Untergrenze für den europäischen Leitzins sehen wir bei 2,5%, während in den USA die Federal Funds Target Rate leicht unter 1% fallen kann. Wir hatten im Sommer 2007 bei einem USD-Leitzinssatz von 5,25% für das Jahresende 2008 einen Leitzins von 1,75% prognostiziert. Diese zum damaligen Zeitpunkt extreme Prognose hat sich jetzt als zu optimistisch erwiesen. Aufgrund der strukturellen Probleme der USA dürfte eine erneute Straffung der Geldpolitik ebenso wie in Japan in den neunziger Jahren erst viel später möglich sein als in Europa, wo der private Konsum ein viel größeres Wachstumspotenzial aufweist.

Ein langfristiger Zinsvorteil von mindestens einem, wahrscheinlich aber zwei Prozentpunkten, dürfte weitere Portfolioumschichtungen zugunsten des Euros bei den internationalen Währungsreserven bewirken. Schon zum Jahresende 2008 könnten asiatische Notenbanken versucht sein, die Kursrückgänge beim Euro für Zukäufe europäischer Anleihen zu nutzen. Mittelfristig dürfte sich auch der Ansehensverlust des amerikanischen Wirtschaftsmodells negativ auf die Bereitschaft Dollar zu halten auswirken. Im Laufe des Jahres 2009 könnte die Marke von 1,6 US-Dollar je Euro erneut erreicht werden, was aus unserer Sicht dann aber auch die Obergrenze darstellt. Auch der japanische Yen dürfte mit dem Ende der Kapitalmarktturbulenzen erneut abwerten. Zwar könnte er Mitte 2009 von einem erneuten Aufschwung in Asien profitieren, jedoch sind die hausgemachten Probleme (sehr hohe Staatsverschuldung, unvorteilhafte Demographie, sehr tiefes nominales Zinsniveau) so groß, dass erneut Carry Trades bei Absolute Return Produkten initiiert werden dürften.

Der Goldmarkt dürfte 2009 von der Währungsseite also einigermaßen gestützt sein. Kurzfristig gibt es am Markt widersprüchliche Faktoren. Auf der negativen Seite war wie bei allen Rohstoffen, die Zwangsliquidation von Terminmarktpositionen zu beobachten, die aber durch die starke physische Nachfrage nach Münzen und Barren im Zuge der allgemeinen Panik konterkariert wurde. Dadurch wurde in der Öffentlichkeit der falsche Eindruck hervorgerufen, dass extreme Knappheiten bei physischen Anlageformen bestehen. Anfang Oktober hat es das Edelmetall sogar auf die Titelseite der deutschen Bild-Zeitung geschafft. Üblicherweise markiert eine derart geballte Medienaufmerksamkeit ein Zwischenhoch bei der Preisentwicklung. Gold ist nämlich gegenüber Aktien, anderen Rohstoffen und auch gegenüber den physisch wesentlich knapperen Edelmetallen Silber, Platin und Palladium relativ teuer geworden. Dementsprechend bauen wir unsere Übergewichtung in Gold in diesen Tagen ab, um attraktivere Rohstoffe zu erwerben.




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