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Am Ölmarkt geben die Bären weiter den Ton an

12.11.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Preis fällt heute im Tief bis auf 57,70 USD je Barrel, den niedrigsten Stand seit März 2007. Brent markiert mit knapp 54 USD bereits das niedrigste Niveau seit Januar 2007. Begleitet wurde der Ölpreisrückgang durch einen festeren US-Dollar und fallende Aktienmärkten. Existierende Angebotsrisiken wie der Ausbruch neuer Spannungen in Nigeria, fallende Ölexporte Russlands oder die Gefahr, dass die OPEC im Dezember die Fördermenge um weitere 1 Mio. Barrel pro Tag kürzen wird, finden derzeit kein Gehör. Von daher überwiegt das Risiko, dass der Ölpreis seine Talfahrt zunächst fortsetzt, zumal der Preisverfall unter die wichtige Marke von 60 USD auch aus technischer Sicht negativ ist.

Heute veröffentlicht die Internationale Energieagentur ihren jährlichen Weltenergieausblick. Bereits im Vorfeld war bekannt geworden, dass IEA darin vor einer langfristig drohenden Energieknappheit warnt, sollte nicht genügend in die Infrastruktur investiert werden. Diese Gefahr ist nicht von der Hand zu weisen, denn beim derzeitigen Ölpreisniveau werden viele Investitionsvorhaben überprüft. So erwartet der Verband der Erdölproduzenten in Kanada, dass die Investitionen in Ölsandprojekte im kommenden Jahr 20% niedriger ausfallen als bislang erwartet. Die Folgen der Investitionszurückhaltung werden aber erst in einigen Jahren sichtbar sein und dürften daher einem weiteren Ölpreisrückgang kurzfristig nicht im Wege stehen.

Für die kurzfristige Ölpreisentwicklung wird wichtiger sein, um wieviel die IEA morgen in ihrem monatlichen Ölmarkt-Bericht ihre Prognose für die Ölnachfrage nach unten revidiert. Angesichts der trüben Konjunkturaussichten kann nicht ausgeschlossen werden, dass für das kommende Jahr sogar ein Nachfragerückgang prognostiziert wird. Dies würde den Druck auf den Ölpreis nochmals verstärken. Was steht einem Ölpreisrückgang derzeit überhaupt entgegen? Nur, dass der Marktpessimismus und der Preisverfall übertrieben sind und die Reaktion der Produzenten auf den Preisrückgang eher unterschätzt wird. Eine solche Situation kann sich aber auch relativ schnell drehen, wobei der Ölpreis wieder in Richtung 70 USD steigen kann.


Edelmetalle

Gold hat begünstigt durch den festeren US-Dollar und dem sinkenden Ölpreis zeitweise um 20 USD bzw. 3% auf bis zu 725 USD je Feinunze verloren. Händler berichten beim derzeit niedrigen Preisniveau von einer steigenden physischen Nachfrage nach Barren und Schmuck in Asien. Allein in China ist die Investmentnachfrage in den ersten neuen Monaten des Jahres auf 38,4 Tonnen gestiegen. Dies ist 60% höher als im Gesamtjahr 2007, wobei bereits im Jahr 2007 die Nachfrage um 60% anzog. Dies dürfe einem Preisrückgang entgegenstehen und eine Bodenbildung bei 700-720 USD begünstigen. China hat nach Angaben des chinesischen Goldverbandes in den ersten neun Monaten 199,25 Tonnen Gold produziert, was einem Anstieg um 4,07% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Der Anstieg dürfte aber kaum ausreichen, den Produktionsrückgang in anderen wichtigen Produzentenländern wie Südafrika, Kanada und Australien auszugleichen.

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Bei dem weltweit drittgrößten Platinproduzenten, Lonmin, haben 2000 Arbeiter als Protest gegen niedrige Bezahlung die Arbeit niedergelegt. Neben den sehr hohen Förderkosten und der Stromknappheit in Südafrika sind die Produktionsunterbrechungen durch Unfälle und Streiks ein weiterer Faktor, der zur Stabilisierung der Platinpreise beitragen sollte.


Industriemetalle

Nach Einschätzung von Antaike wird die chinesische Nachfrage nach Aluminium im nächsten Jahr um lediglich 2-3% steigen. Dies wäre der niedrigste Zuwachs seit der Asienkrise 1997. Man rechnet damit, dass die Aluminium-Produktionskapazitäten in China um 4 Mio. Tonnen reduziert werden müssen. Der Aluminiumproduzent Vimetco will die Produktion in China und Rumänien im nächsten Jahr um 160.000 Tonnen kürzen.

Ähnlich negativ äußert sich der Metallurgie-Verband Chinas, der nun damit rechnet, dass die Importe von Eisenerz erstmals seit 1997 nicht zunehmen und bei 400 Mio. Tonnen etwa gleich bleiben werden. Die Importe dürften sogar fallen, wenn man berücksichtigt, dass der Stahlsektor in China derzeit in einer schweren Krise steckt. Die Export-Aufträge bei Stahlproduzenten sind nur halb so hoch wie im Vorjahr und die Produktionskürzungen bei Stahlproduzenten in China dürften bis zu 20% betragen.

Die Zinnexporte Indonesiens sind im Oktober um 60% im Vergleich zum Vormonat auf 4,44 Tsd. Tonnen gefallen, berichten lokale Zeitungen. Die organisierten Produktionskürzungen in Indonesien, dem weltweit größten Zinnexporteur, dürften zu einer Stabilisierung der Preise führen. Arehada Mining aus Kanada hat bekannt gegeben, seine Zink-, Blei- und Silbermine in China vorübergehend zu schließen. In der Mine lagern 5 Mio. Tonnen Erze mit einem Zinkgehalt von 3,02% und einem Bleigehalt von 2,12%.


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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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