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Die Fed öffnet Tor und Tür mit neuem Programm im Volumen von 800 Mrd. USD!

26.11.2008  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute bei 1.2985, nachdem gestern im europäischen Handel Höchstkurse bei 1.3080 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY aktuell auf 94.90. "Carry-Trades" haben leicht an Boden verloren. EUR-JPY notiert bei 123.25, während EUR-CHF bei 1.5450 oszilliert.

Gestern bestimmte einmal mehr die Fed die Schlagzeilen. Die US-Zentralbank hat neue Kreditprogramme in einem Volumen von 800 Mrd. USD initialisiert, um damit eine verbesserte Kreditvergabe an Konsumenten zu implementieren. Die Maßnahme als auch das Volumen waren für den Finanzmarkt überraschend.
  • In der "Term Asset-Backed Loan Facility" steht ein Volumen von 200 Mrd. USD für Verbraucherkredite, Autokredite, Stundentenkredite und Mittelstandsdarlehen zur Verfügung.
  • Die Fed wird in einem Volumen von 100 Mrd. USD Schuldverschreibungen von Fannie und Freddie erwerben, um damit die Liquidität am Hypothekenmarkt zu optimieren.
  • Weiterhin sollen im Zuge der Optimierung der Liquidität 500 Mrd. USD MBS-Strukturen von Fannie und Freddie am Markt erworben werden.

Das Programm ist umfassend. Die Wirkung des Programms wird die Funktionalität der Kreditvergabe grundsätzlich positiv beeinflussen, da die Refi-Bedingungen verbessert sind und wird damit auch einen unterstützenden Einfluss auf die Wirtschaft mit sich bringen. Gleichwohl wirkt dieses Programm sich nicht auf die angeschlagene Bonität der Schuldner aus. Das gilt insbesondere vor dem Hintergrund der deutlich zunehmenden Arbeitslosigkeit und der historisch hohen Verschuldung der Privathaushalte. Ergo wird es bezüglich erhöhter Risikoaversion bei den Finanzinstitutionen nicht der große Wurf sein.

Die Tatsache, dass die Fed sich zu diesen Maßnahmen genötigt sieht, unterstreicht die Brisanz der Krise ausgehend von den USA. Die historisch einmalige Aufblähung der Bilanz der Fed in den letzten und fortgesetzt in den kommenden Monaten kann währungstechnisch nicht überzeugen. Diese Maßnahmen sind nicht Ausdruck einer soliden Planung! Schlussendlich folgt eine Notoperation der nächsten. Nicht die Fed bestimmt das Tempo, sondern die Umstände treiben die Fed. Das ist fraglos derzeit notwendig. Es ist aber auf keinen Fall für einen "Investoren" überzeugend oder beruhigend und kann damit dem USD keine belastbare Unterstützung liefern.

"President Elect" Obama sammelt weiterhin ein Regierungsteam ein, das den Begriff Konzentration nationaler Kompetenz „in den Medien“ verdient. Parteigrenzen spielen dabei keine Rolle. Dieser Ansatz ist lobenswert und sollte in Europa und Deutschland zukünftig imitiert werden. Es kommt nicht auf ein Parteibuch an, sondern auf die Kompetenz! Ergo agiert Obama in einer Form, die unterschwellig psychologisch auf den Ruf der USA und den USD unterstützend wirkt. Bundesbankpräsident Weber erwartet den Tiefpunkt der Wirtschaftskrise erst im Jahr 2009. Weitere Zinssenkungen hält er für das richtige Mittel.

Wir freuen uns, dass die "Falken" der EZB sich neu ausgerichtet haben und verweisen diesbezüglich auf unsere harsche Kritik hinsichtlich der Zinserhöhung der EZB auf 4,25%. Darüber hinaus unterstützen wir grundsätzlich jedweden Wandel vom "Saulus" zum "Paulus". Die Zahlen aus den USA konnten gestern nicht überzeugen. Eine positive Überraschung stand durchgehend negativen Daten gegenüber:
  • Das Verbrauchervertrauen nach Lesart des „Conference Board“ per November legte unerwartet von 38,8 (revidiert von 38,0) auf 44,9 Punkte (Prognose 37,9) zu. Der beigefügte Chart verdeutlicht, das unverändert mäßige Niveau des Index. Die aktuelle Entwicklung des Index wird übrigens vom Stand des ABC Pendants konterkariert.

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  • "Chain Store Sales" sanken in der Berichtswoche per 22.11.2008 im Wochenvergleich um 0,9%. Im Jahresvergleich stellte sich ein Rückgang um 0,8% nach zuvor -01,% ein.

  • Das US-BIP ist per 3. Quartal 2008 um 0,51% auf annualisierter Basis gesunken. Laut erster Schätzung stellte sich der Rückgang auf "nur" -0,25%. Wir nehmen diese Daten zur Kenntnis und verweisen auf unsere kritische Haltung bezüglich der Datenqualität.

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  • Der "S&P/Case-Shiller Monthly Home Price Index" lieferte im 20 Städte-Vergleich per September mit einem Rückgang im Monatsvergleich um 1,8% (Prognose -1,0%) und im Jahresvergleich mit -17,4% (Prognose -16,9%) nach zuvor -16,6% eine negative Überraschung. Eine Trendwende ist hier weiterhin nicht erkennbar.

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  • Der "Richmond Fed Manufacturing Survey" brach per November von zuvor -26 auf -38 Punkte ein und markierte damit den historisch tiefsten Stand seit 1993, dem Beginn dieser Datenreihe. Die Subindices spiegelten diesen Einbruch umfassend.

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Bezüglich der heute anstehenden Veröffentlichungen verweisen wir auf die unten angeführte Datenbox. Wir werden uns morgen dezidiert mit den Ergebnissen auseinandersetzen.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.2300 -30 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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