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Internationale Geldpolitik vor historischem Paradigmenwechsel

01.01.2009  |  Markus H. Schiml
Notenbankpolitik quo vadis?

Die Reaktionen der US-Notenbanken auf die Subprime-Krise haben seit dem Sommer 2007 die Ängste an den internationalen Aktienmärkten kaum nachhaltig eindämmen können. Zu viele Hiobsbotschaften kamen weltweit scheibchenweise an die Öffentlichkeit. Und die Krise ist aktuell auf dem besten Weg die Realwirtschaft zu beeinflussen. Dabei überschlagen sich die negativen Prognosen der Wirtschaftsinstitute. Zusätzlich werden immer neuere Notenbankstrategien ausprobiert. In dieser Woche wurde schließlich der Weg in eine Liquiditätsfalle beschritten. Dadurch müssen wohl ganz neue, bisher nur wenig praktizierte Wege in der Notenbankpolitik angewendet werden. Sowohl für Notenbankbeobachter als auch für die Notenbanker selbst sollte dies einschneidende Veränderungen nach sich ziehen.


Rückblick in bessere Zeiten

Bereits im März 2008 wurde im Blick auf die FED von einer "historischen Zinssenkungen" von 5,25 Prozent vor der Krise in mehreren Schritten auf damals 2,25 Prozent offenbar.

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Notenbankzinsen in Europa und den USA im Vergleich (1999-2008)


Theoretisch sollten damals alle Geldschleusen geöffnet worden sein. Allerdings wollten die Banken dieses billige Geld nicht haben. Denn zwingen konnte man die potenziellen Kreditnehmer nicht, in solch unsicheren Situationen Kreditverträge einzugehen. Die Banken trauten potentiellen Kreditnehmern zunehmend weniger und versuchten mit dem billigen Geld lieber ihre gefährliche Liquiditätslage zu verbessern. Zu allem Überfluss brachen nach dem Aktienmarkt damals auch die Rohstoffpreise auf breiter Front ein. Die Kreditkrise hatte wohl zu sehr bei den Banken gewütet, so dass der Interbankenmarkt nahezu zum Erliegen kam. Bear Stears war nach der WestLB, Northern Rock oder der BayernLB, um nur einige zu nennen, wohl doch eine Schreckensmeldung zu viel gewesen.

Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger sprach damals bereits von der "Schlimmste Krise seit dem Zweiten Weltkrieg". Deutsche Bank-Chef Ackermann fordert staatliche Interventionen und die Notenbanken, allen voran die Bank of England und die US-Notenbanken des Federal Reserve Systems (FED) diskutieren Aufkäufe Not leidender Kredite. Letzteres wurde bereits damals als das absolute Novum für die Geldpolitik diskutiert. Jetzt ist man da schon einen Schritt weiter. Denn die Krise hat eine neue Qualität in der Interventionspolitik erreicht.


Das traditionelle Instrumentarium von Notenbanken

Das traditionelle Instrumentarium für derartige Aufgaben ist grundsätzlich sehr begrenzt. Historisch hat die Mindestreservehaltung ausgedient. Sie ist aktuell vernachlässigbar gering. Die Mindestreserve legt den Geschäftsbanken den Zwang auf, für jede Sichteinlage von Bankkunden nur einen bestimmten kleineren Teil wieder als Kredit ausleihen zu können. Der Rest dient dazu, die Kreditausgabe zu begrenzen und eine Anbindung der Geschäftsbanken an die Notenbankpolitik zu gewährleisten. Geld kommt aber grundsätzlich dadurch in den Umlauf, wenn die Zentralbanken als Monopolisten Geld an Geschäftsbanken verleihen. Und der diesbezügliche Regulator ist der Notenbankzins. Steigt der Zins, so wird weniger Geld ausgeliehen und die Binnennachfrage sinkt. Das bremst den Inflationsdruck, kann aber auch die Wirtschaft bremsen. Umgekehrt steigt bei sinkenden Zinsen die Inflationsgefahr, wobei die Konjunktur angestoßen wird.




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