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Geldgeschichte und Namensfindung

Ob Mark, Gulden, Franc oder Schilling, die jahrhundertelange Erfolgsstory der landestypischen Währungseinheiten ist beendet. Seit 2002 erschwert nun der Euro das Portemonnaie fast aller Europäer - Sinnbild für die gemeinsame Idee.

Gerade in Deutschland interessiert man sich wieder für ein fast vergessenes Hobby: die Numanistik. Grund für die Renaissance der alten Währungen - sorgsam sortiert und katalogisiert in Schubladen und samtbezogenen Etuis - ist nicht nur der Ehrgeiz nach Vervollständigung eines Sammlergebietes, sondern auch die Wehmut nach der Vergangenheit. Glanz und Schatten der Geschichte lassen sich an jeder Münze ablesen und für immer im eigenen Haus aufbewahren.

Der Umgang mit der D-Mark und ihren Gefährten ist noch nicht vergessen, der namentliche Ursprung vielleicht schon. Daher begeben wir uns auf eine kurze Zeitreise von der Antike bis in das heutige Euro-Zeitalter, um der Namensgebung verschiedenster Münzen nachzugehen.

Nachdem der eigentliche Tauschhandel zwischen Jägern und Sammlern auf immer größere Probleme stieß, wurde als erstes Zahlungsmittel das Naturalgeld in Form von Salz oder den Kaurimuscheln eingeführt. Gerade letztere waren schon vor ca. 4.000 Jahren m Asien und Nordafrika in regem Gebrauch, waren sie doch handlich, klein, leicht zu zählen und standen auch nur in begrenzter Menge zur Verfügung (analog den heutigen Silber- bzw. Goldvorkommen.)

Die ersten münzähnlichen Stücke wurden aus Kupfer, Silber oder Gold hergestellt. Hierbei wurde aus dem geschmolzenen Metall ein Stab gegossen, der bei Kauf- bzw. Tauschhandlungen in entsprechender Größe zerhackt und gewogen wurde (Hack- und Wägegeld). Die ersten Münzen an sich wurden von den Lydern in Kleinasien (um 650 v.Chr.) erfunden. Die einheitlich hergestellten Metallstücke wurden mit dem Wappen des lydischen Königs Krösus versehen, um deren Gewicht und Wert zu garantieren. Daher stammt auch unsere heutige Redewendung "Reich sein wie Krösus.“ Vor allem die Griechen übernahmen dieses erste Münzsystem und verfeinerten es in ihrer Kulturepoche.

Die Griechen nannten Ihre kleinen Silbermünzen "Obeliskos" bzw. "Obolos“ ursprünglich die Bezeichnung für "Spieß", dienten doch einfache Bratspieße vormals als Zahlungsmittel. Sechs Spieße waren eine "Drachme", was im im Altgriechischern "eine Handvoll“ bedeutete. Das Vielfache der "Drachme“ waren die "Didrachme“ und die "Tetradrachme", also ihr Zwei- und Dreifaches.

Die sich gegenseitig begünstigenden antiken Hochkulturen der Römer und Griechen förderten sich auch in Bezug auf das Geld- und Handelswesen. Bei den Römern lautete die Münzeinheit "As". Zehn "As", später 16 ergaben einen "Silber-Denar". Der zwölfte Teil eines "As" war die "Unica", aus der sich der heutige Begriff "Unze" ableitet, einer Gewichtseinheit, die bei Münzen für 31,10348 Gramm steht.

Das im Jahr 400 v.Chr. übliche Kupfergeld der Römer war aufgrund seiner Größe und seines Gewicht unhandlich, weshalb es im Laufe der Zeit und in Anlehnung an das griechische Geld zunehmend aus reinen Edelmetallen wie Gold und Silber hergestellt wurde. Mit der erstmaligen Abbildung einer Person (Julius Caesar) auf einer Münze begann um ca. 44 v.Chr. die Tradition der Münzprägung mit berühmten Persönlichkeiten, die bis heute Bestand hat. Der Name der ersten römischen Münzstätte erhielt den Beinamen der Göttin Juno: Moneta. Ihr Name lebt sowohl in der englischen Bezeichnung "Money" als auch in der umgangssprachlichen deutschen Bezeichnung "Moneten" weiter.

Die Herkunft der Münzbezeichnung für den über 1.200 Jahre alten Pfennig ("Pfenning" oder "Penning“) ist nicht geklärt. Möglicherweise stammt er aus der lateinischen Bezeichnung "Pondus“ (Gewicht) oder aus der Ableitung des althochdeutschen Wortes "Pending" ("Denar"). Hieraus wurde im Englischen später das Wort "Penny". Bereits unter Kaiser Karl dem Großen wurden Pfennige als Landeswährung geprägt. Zu dieser Zeit bestand der Pfennig noch aus Silber. Bald gaben viele Fürsten - ebenfalls um Ansehen heischend - ihre eigenen Pfennige heraus.

Der "Groschen" hat eine ganz andere Namensfindung hinter sich. Im elften Jahrhundert bestand der Tagesverdienst eines sogenannten "Tagelöhners" aus einem silbernen Pfennig. Da aber im 13. Jahrhundert der Wert des Pfennigs sank, prägte man eine große Silbermünze, den "Denarius Grossus" (dicker Pfennig) bzw. "Grossus Turonus" (nach dem Prägeort Tours.) Daraus entwickelte sich verkürzt "Grossus", später Groschen. Bis in das 20. Jahrhundert hinein blieb dieser Begriff erhalten, zuletzt für das Zehn-Pfennig-Stück.

Die Entstehung des Begriffes "Franken" hängt unmittelbar mit der Namensgebung des "Franc" zusammen. Für die Befreiung König Johanns im Jahr 1360 wurde ein Lösegeld in Form von Goldmünzen geprägt, auf denen der französische König - Francorum Rex - zu Pferd abgebildet war, woraus sich auch der Name ableitete: "Franc d'or a cheval". Die in den Folgejahren geprägten französischen Gold- und Silbermünzen erhielten somit die Kurzform "Franc". Dieser Begriff wurde auch in Belgien, Luxemburg und anderen, auch außereuropäischen Ländern verwandt. In der Schweiz ist der Franken bis heute als nationale Währung erhalten geblieben. Die spanische Währungsbezeichnung hingegen hat eine eher zweckgebundene Herkunft: Die diminutive Wortform "Peseta" ist abgeleitet aus dem im 15; Jahrhundert entstandenen Begriff "Peso", entstammend aus der Bezeichnung für "das Stück" bzw. "das Gewicht".

Der spätmittelalterliche Gulden wurde erstmals in der Handelsstadt Florenz aus Feingold geprägt. Auf ihm wurde des Abbild einer Lilie, dem Stadtsymbol, verewigt. Daher auch der Name "Florenus Aureus" (Blume und Gold) oder kurz "Floren". Als wichtigste Goldmünze der damaligen Zeit hieß sie auch "Gülden" oder "Gulden", abgeleitet von "golden". Der Gulden, ab dem 16 Jahrhundert auch in Silberprägung, hatte bis zur Einführung der Mark 1871 als Rechnungs- und Währungseinheit Bestand.

Der "Taler", im 18, und 19. Jahrhundert die bedeutendste Währung im deutschen Länderraum, wurde dank der reichen Silbervorkommen um 1500 mit 30 Gramm zu einem Schwergewicht damaliger Prägekunst. Nach dem Bergbaugebiet von Sankt Joachimsthal wurde diese Münze "Joachimsthaler Guldengroschen" genannt. Sein Name verkürzte sich im Lauf der Jahre zum "Thaler", "Daaler“, "Talero", "Talar" und dementsprechend auch zum "Dollar". Der Taler war bis 1907 als gesetzliches Zahlungsmittel im Umlauf und das, obwohl die Mark seit 1871 für das gesamte Deutsche Reich eingeführt worden war. Das letzte in Deutschland geprägte Stück ist der Siegestaler von 1871, der anläßlich der preußischen Bezwingung Frankreichs herausgegeben wurde.

Die "Mark", die in Finnland ("Markka") seit 1860 und kurzzeitig auch in Estland als Zahlungsmittel galt, hat ihren Ursprung im Nordgermanischen, als Bezeichnung für eine Gewichtseinheit anno 857. Im Nordischen wurde die Markierung von Gewichtsstücken "Mork", im Angelsächsischen "Mearc" und im Lateinischen "Marca" genannt. Hieraus entstand im 11. Jahrhundert das deutsche Edelmetallgewicht mit einer Masse von ca. 200 bis 280 Gramm - eine Silbermark, aus der ursprünglich 160 Pfennige geprägt wurden. Gegenüber dem "alten" Pfennig erlebte die Mark jedoch nur eine kurze Blütezeit von etwas mehr als 130 Jahren. Dennoch war gerade sie ein Sinnbild für das geeinte Kaiserreich, für die Industrialisierung, die goldenen 1920er und 1950er, das vereinte Deutschland der 1990er, aber auch für Inflation, die Währung besetzter Gebiete und für zwei geteilte deutsche Staaten.

Der seit dem 1. Januar 2002 eingeführte "Euro" ist gegenüber den historisch gewachsenen Währungen eine gänzlich neue Erfindung. Bereits nach dem Zweiten Weltkrieg befaßte man sich mit der Namensgebung einer einheitlichen Währung. So waren Begriffe wie "Europino", "Euronit", "Euron", "Etalon", "Eurogulden", "Eurodollar, "Taler", "Dukat", "Pax" oder "Comar" im Gespräch. Zu guter Letzt setzte sich schließlich vornehmlich auf deutsche Initiative hin der Name "Euro" gegen den oder die "ECU" (European Currency Unit) durch. Daher quälen sich Engländer nun mit dem Wort Jurou" bzw. unsere französischen Nachbarn mit "Öroh“.

Der Begriff "ECU" hingegen wäre nicht neu gewesen: Um 1270 prägte der französische König eine prächtige Goldmünze mit einem Wappen, weshalb sie "ECU d'or" - goldener Schild - genannt wurde. 1641 wurde der erste silberne Ecu als Landeswährung geprägt. Er beherrschte für die nächsten 150 Jahre nicht nur die französische Währung, sondern war als echte "europäische" Münze auch im deutschsprachigen Raum, u.a. als Franzgeld oder Laubtaler, weit verbreitet und beliebt.

Zum Abschluß noch einige Sätze über den "Cent", der den Pfennig ablöste: Der lateinische Name für "Cent" ist "centum" (= hundert), weshalb er heute auch einem Hundertstel des Euro entspricht. Aktuell werden in mehr als 75 Ländern unterschiedliche Cent-Münzen ausgegeben. Cent ist heute der am häufigsten verwandte Münzname auf der Erde, wobei jede Art einen anderen Wert hat. Die USA indes prägten 1792 das erste Cent-Stück, das dem hundertsten Wert eines Dollars entspricht. In Europa brauchten sich nur die Holländer nicht an den neuen Namen zu gewöhnen: Sie teilen seit 1817 ihren Gulden in 100 Cents auf. Die Franzosen und Belgier benutzten Centimes, die Italiener einst Centesimi und die Spanier Centimos.

Anders als In den USA Ist es in Deutschland immer noch Brauch, sich nach einem Pfennig- bzw. Cent-Stück zu bücken: Tut man es nicht, bringt dies Armut und Unglück, denn: "Wer den Pfennig nicht ehrt (...)", oder sollte man sagen "Wer den Cent nicht ehrt (...)". Aber das wäre vielleicht Centfuchserei...

 

© Stefan Kolb


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