Ein Münzgigant erblickt das Licht der Welt
Nie zuvor in der tausendjährigen Münzgeschichte gab es ein ähnliches Ereignis. Am 6. Oktober 2004 überraschte die Münze Österreich die Weltöffentlichkeit mit ihrem "Riesen-Philharmoniker": Zehnmal so groß wie die bisher bekannte 1-Unzen-Goldmünze, indessen tausendmal so schwer. Dieser außergewöhnliche Gigant unter den Münzen mit einem Nominalwert von 100.000 Euro ist gesetzliches Zahlungsmittel. Allerdings dürfte bei seinem Superschwergewicht der normale Bürger "in die Knie" gehen. Welcher Krösus schleppt schon 31,1 kg pures Gold mit sich herum? Wann gab es in der Numismatik eine Münze mit dieser extremen Seltenheit, denn nur insgesamt 15 Stück wurden davon geprägt. Bereits am Festabend in München waren alle 15 Kurrant-Münzen ausverkauft. Der Preis für eine Münze lag bei 400.000 Euro.
Der große Philharmoniker: ein Unikat der Meisterklasse
Der goldene "Riesendiskus" ist ein wahrhaft olympisches Gebilde mit 37 cm Durchmesser und einer Stärker von fast 2 cm. Die Kurrant-Münze stellt die bisher weltweit größte 1-kg-Münze (Känguruh), deutlich in den Schatten. Auch das ist ein Novum, denn wann gab es schon einmal eine Münze mit dieser extremen Seltenheit. Hier ist eine exorbitante Preissteigerung vorprogrammiert. Eine weitere Exklusivität: Der 1000-Unzen-Philharmoniker ist nicht geprägt, sondern erhielt sein "musisches Profil" durch ein aufwendiges Fräs- und Polierverfahren.
Viel Schweiß und ausgeklügelte Logistik für 1.000 Unzen Gold
Lassen wir die "Faszination Gold", unterlegt mit einigen Fakten, Revue passieren. In 1.000 Unzen gefördertem Gold für den Philharmoniker steckt enorme Arbeit. Daher ist leicht einzusehen, dass Gold niemals wertlos wird - ganz im Gegensatz zu allem Papiergeld dieser Welt, das ohne viel Mühe beliebig "geklont" werden kann. 1.000 Unzen Gold. Das sind 31,1 kg Gold. Im Schnitt verbergen sich in einer Tonne Golderz aus Südafrika vier Gramm Rohgold. Insgesamt wären 410 Güterwaggons nötig, um das goldhaltige Erz für diese 1.000-Unzen-Münze zu befördern. Ein damit beladener Güterzug hätte die unglaubliche Länge von fünf Kilometern.
Goldatome "bevölkern" selbst Ozeane
Dort, wo Gold nicht als "Seife" angereichert ist, geizt die Erde mit dem Gold gewaltig, denn bescheidene Fünftausendstel Gramm je Tonne enthält die Erdkruste im Mittel. Gold gibt es zwar überall, sogar im menschlichen Körper in homöopathischen Dosen. So auch in den Ozeanen. 0,02 Milligramm Gold pro Kubikmeter sind im Salzwasser gelöst. Man bräuchte "nur" 1,5 Milliarden Kubikmeter davon und ein preiswertes Know-how, um daraus 1000 Unzen Gold zu entziehen. Das entspräche 800.000 Olympia-Schwimmbecken voll Seewasser. In einem einzigen Liter Seewasser schwirren immerhin noch 60.000.000.000.000 Goldatome.
Statt Schachfiguren Goldatome auf dem Brett
Sicher kennen Sie die Geschichte mit dem Reiskorn und dem Schachbrett. Wandeln wir sie ab und fragen uns wie viel Gramm Gold man auf das 1. Feld eines Schachbrettes setzten müsste, wenn man auf das 2. Feld das doppelte Gewicht und auf jedes weitere Feld wieder doppelt soviel wie auf das vorangehende legt, damit auf dem letzten, dem 64sten Feld, genau Tausend Unzen liegen. Verblüffend, denn das ultrageringe Gewicht des Goldes des ersten Feldes wäre mit den heutigen Mitteln gar nicht wägbar, es entspräche dem Gewicht von rund 5.000 Goldatomen.
Goldwinzlinge verlassen unser Sonnensystem
Hört sich gar nicht so dramatisch an, aber würden wir in Gedanken alle Goldatome, die im 1.000-Unzen-Philharmoniker enthalten sind, als eine Schnur aneinander reihen, könnten diese goldigen Winzlinge halb so weit reichen wie bis zu unserem nächsten Fixstern Alpha Centauri, nämlich 2,5 Lichtjahre.
Gala im Prinzregenten-Theater
Nach diesem extraterrestrischen Gedankenausflug wieder zurück zur Erde, zurück zu jenem Festakt, den die Münze Österreich am 6. Oktober in München anlässlich der Vorstellung des 1.000-Unzen-Philharmonikers initiierte. Angenehm war, dass der deutsche Mitveranstalter pro aurum keineswegs auf das pure monetäre Ereignis abhob, sondern das Medium Gold durch einprägsame Bilder "begreiflich" machte. Finanzminister a. D. Theodor Waigel übernahm die Enthüllung des "musischen" Goldjuwels. Staunend defilierten die prominenten Gäste an dem Juwel vorüber. Sie alle feierten die Geburt des Großen Philharmoniker im Prinzregenten-Theater. Kaum jemand konnte sich der magischen Anziehungskraft entziehen. Manch einer hätte den "Goldmagneten" gerne berührt, wären da nicht die Sicherheitsleute gewesen, deren Blick ein Berühren der Münze verbaten. Erinnerungsphotos mit dem goldenen Geburtstagskind wurden geschossen. Die Gala war ein gelungenes Kulturereignis, umrahmt von einem Quartett aus dem virtuos aufspielenden "physischen" Philharmonikern aus Wien. Ein Festakt von würdigem Gepräge! Berührt von der Faszination des Goldes, schien die verblasste Erinnerung an die goldene Konstante der Menschheit wieder lebendig zu werden.
Fazit
Was kann der Bürger in unsicheren Zeiten mit der wiedergeborenen Botschaft "Gold" anfangen? Ein Kauf des Großen Philharmoniker ist kaum vorstellbar, dazu ist das Juwel einfach zu "unhandlich". Was aber wäre zu raten, wenn das Weltfinanzorchester zunehmend von Disharmonien "geprägt" wird? Da könnte man auf kleine, aber feine Philharmoniker zurückgreifen: In diesen "konzertanten" 1-Unzen-Münzen aus purem Gold steckt mit Sicherheit Zukunftsmusik. Am Vorabend des zweiten Hausseschubs der Edelmetalle rate ich abschließend allen antizyklischen Rohstoff-Anlegern: Diversifizieren Sie. Teilen Sie Ihre Aktie auf - Gold-, Silber-, Platin-Minen - und auch auf die Erzeugerländer Südafrika, Nordamerika/ Kanada und Australien. Die Gewichtung liegt in Ihrem Ermessen. Folgende Strategie ist dabei zielführend: Hat sich ein Aktienwert im Kurs verdoppelt, lassen Sie eine Hälfte weiterlaufen, die andere Hälfte - Ihren Gewinn - setzen Sie konsequent physisch um: Kaufen Sie dafür Gold, mögens an edlen Naturstoffen ratsam.
Lassen Sie sich nicht durch beschwichtigende Reden zur Finanzund Wirtschaftssituation täuschen, weder durch Medien, Politiker, Analysten noch Fondmanager. Vergessen Sie nicht: Totgeglaubte, über die man nicht redet, können auferstehen: Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. Silber und Palladium. Noch vor der Jahrzehntwende sollten Sie aus gewissen Sicherheitserwägungen alle Rohstoffaktien sukzessive in die Elemente Au, Ag, Pt umgewandelt haben und an einem sicheren Ort aufbewahren, dies in verschiedenen Stückelungen. Schon jetzt ist ein 10%-prozentiger Anteil Ihres Barvermögens an edlen Naturstoffen ratsam. Lassen Sie sich nicht durch beschwichtigende Reden zur Finanz- und Wirtschaftssituation täuschen, weder durch Medien, Politiker, Analysten noch Fondmanager. Vergessen Sie nicht: Totgeglaubte, über die man nicht redet, können auferstehen: Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.
© Hans Jörg Müllenmeister