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Edelmetalle: Platin

Die Angaben der ältesten uns bekannten Platinfunde variieren von 500 v. Chr. bis zum 3. Jahrhundert n. Chr. Erstmals bekannt wurde Platin (engl.: platinum) durch die Eroberung Amerikas durch Kolumbus. Die Spanier fanden bei den südamerikanischen Indianern der Mayavölker Plastiken und Skulpturen aus Platin. Unklar ist jedoch, ob die Mayas das silberglänzende Metall mit Silber verwechselten oder als ein anderes Metall erkannten.

Die Spanier jedenfalls konnten mit dem Metall zunächst nichts anfangen. Weil Platin ähnlich schwer wie Gold ist, setzten sich beim Goldwaschen kleine Körnchen eines grauweißen Metalls ab. Sie nannten die Kügelchen "platina" (= im Spanischen: abwertende Form für "kleines Silber") und beachteten diese nicht weiter.

Als eigenständiges Metall wurde Platin 1557 von dem italienischen Gelehrten Giulio Cesare Scaliger beschrieben. Es vergingen jedoch über 200 Jahre, bis der Franzose Guyton de Morveau eine industriell verwertbare Schmelzmethode entwickelte. Danach ging es Schlag auf Schlag. In den Folgejahren prägte sich der Begriff „weißes Gold" und Platin wurde in Europa immer begehrter. Dies lag zunächst an seinem geringen Preis und der annähernd gewichtsmäßigen Übereinstimmung mit Gold. Im Jahr 1758 untersagte das spanische Königshaus den Platinhandel, da Fälscher Münzen aus billigem Platin herstellten und sie mit Gold überzogen. Die vermeintlich wertlosen falschen Münzen wurden kurzerhand im Meer versenkt.

Zur selben Zeit wurden erste wissenschaftliche Untersuchungen in London von dem Engländer Watson vorgenommen. Obwohl er darauf hinwies, dass die Spanier bereits vor Jahren zu den selben Erkenntnissen kamen, gilt er bis heute als Entdecker von Platin.

 

Eigenschaften

Das Element Platin ist ein silbrig glänzendes, sehr zähes und relativ weiches Übergangsmetall. Dank seiner Härte (nach Mohs) von 4,3 ist es stabiler als Gold und wird oft für Fassungen von teuren Edelsteinen verwendet. In Legierung mit anderen Platingruppenmetallen (PGM) erreicht Platin eine extreme Festigkeit. Der Schmelzpunkt liegt bei 1.768°C, der Siedepunkt bei 3.825°C. Nach Osmium und Iridium besitzt Platin mit 21,45 g/cm³ die drittgrößte Dichte aller Elemente und ist damit schwerer als Gold und Silber. Es ist ist sehr korrosionsbeständig gegenüber Luft, Sauerstoff und Säuren. Platin hat von allen Edelmetallen die geringste Leitfähigkeit für Wärme und Elektrizität sowie die geringste Wärmeausdehnung. Bemerkenswert ist die katalytische Eigenschaft von Platin, das sowohl Wasserstoff als auch Sauerstoff und andere Gase im aktivierten Zustand bindet. Das Metall lässt sich zu Folien von 0,0025 mm Stärke walzen, zu einem Draht von nur 0,001 mm Durchmesser ziehen und ist gut zu hohem Glanz polierbar.

 

Feinheiten, Maßangabe und Legierungen

Das Platingewicht wird wie bei Gold oder Silber in „Troy-Unzen" angegeben (1 Troy-Unze = 31,1035 Gramm), wobei das Wort „Troy" meist nicht berücksichtigt wird. Außerhalb des Bereiches der Edelmetalle kann dies zu Problemen führen, da das Wort „Unze" auch für andere Stoffe und Einheiten (siehe Rubrik Münzen) steht.

Analog zu Gold oder Silber gibt es eine Reinheitsangabe, die in der Fachsprache als „Feinheit" bezeichnet wird. Die Feinheit bezieht sich stets auf den Anteil des reinen Platins am Gesamtgewicht in Tausendstel. Allerdings gibt es keine Karat-Angabe wie etwa im Fall von Gold.

Bei der Raffination, die bei Platin äußerst kompliziert ist, entstehen drei handelsübliche Qualitäten. Technisch reines Platin, auch Geräteplatin genannt (995er Feinheit, enthält noch mindestens 0,4% andere PGM), chemisch reines Platin (999er Feinheit, enthält weniger als 0,05% andere PGM) und physikalisch reines Platin (999,9 Feinheit).

Da die Härte, Zugfestigkeit und Bruchdehnung von reinem Platin nicht ausreichend sind, wird Platin ausschließlich in Form von Legierungen verarbeitet. Diese bestehen meist nur aus einem weiteren Element. Mit Ausnahme von Kupfer und Kobalt werden überwiegend Edelmetalle mit einem Anteil von max. 20% verwendet. „Echtes" Platin für Schmuck und Münzen besteht max. zu 99,5% aus Platin und besitzt somit eine 995er Feinheit.

 

Vorkommen, Angebot & Nachfrage

Obwohl Platin bei der Elementhäufigkeit gleich hinter Gold auf Platz 76 steht, galt es lange Zeit als geheimnisvolles Edelmetall. Auf der Suche nach Antworten fanden die Wissenschaftler andere in Platin verborgene Metalle, die wir heute als "Platingruppenmetalle" (PGM) oder "Platinmetalle" bezeichnen. Die PGM (Palladium, Rhodium, Iridium, Osmium, Ruthenium) kommen meist zusammen mit gediegenem Platin vor.

In der Natur kommt Platin als Gemisch in Form von fünf stabilen Isotopen und einem sehr langlebigen radioaktiven Isotop vor: Pt-195 (33,8%), Pt-194 (32,9%), Pt-196 (25,3%) Pt-198 (7,2%), Pt-192 (0,79%) und Pt-190 (0,01%) vor. Zudem existieren einige Platinminerale wie Sperrylith (Platinarsenid) oder Geversit (Platinsulfid).

Bis zum Jahr 1825 stammte das gesamte Platinangebot aus Kolumbien. 1819 entdeckte man in Russland erstmalig das seltene Platinmetall, wie auch den 12 kg schweren Platinnugget im Jahr 1843. Mit 3.500 kg überstieg die Produktionsmenge 1843 den damaligen globalen Bedarf bei weitem. Im Jahre 1902 förderte Russland bereits 94% der Weltplatinproduktion und die praktisch existierende Monopolstellung Russlands hielt bis Anfang der 1920er Jahre des letzten Jahrhunderts an. 1925 wurden in Südafrika riesige Platinvorkommen entdeckt, es folgten Kanada (1912), Alaska (1936) und andere Länder.

Metallisches Platin (Platinseifen) werden heute praktisch fast nicht mehr abgebaut. Platin und die anderen PGM fallen vor allem als Nebenprodukt bei der Kupfer- und Nickelproduktion an. Ergiebige Vorkommen befinden sich in Südafrika, Russland, Kanada und in den USA. Im Jahr 2010 belief sich die Platinproduktion laut USGS auf schätzungsweise 183.000 kg.

 

Verwendung

Platin und Platinlegierungen kamen Mitte des 18. Jahrhunderts in Mode. Als edle Gebrauchsgegenstände und Schmuck fanden sie ihre Liebhaber. 1908 wurde der berühmte 516 Karat schwere „Star of Africa" in einer Platinfassung am britischen Königszepter angebracht. Ebenso ruht der legendäre „Kohinoor" des englischen Kronschatzes in einer Platinfassung. Als Schmuck erfreute sich Platin in den letzten Jahren besonders in Asien einer starken Nachfrage.

1837 wurde Platin erstmals als Schaltkontakt in Telegrafengeräten eingesetzt, 1863 nahm der Erfinder Edison das Edelmetall als Glühfaden für Glühlampen. Ab 1901 diente Platin als Katalysator beim Ostwaldverfahren zur Herstellung von Salpetersäure. Da das Metall große Mengen an Wasserstoff und auch Sauerstoff absorbieren kann, erlangte es als Katalysator vor allem in der KfZ-Technik große Bedeutung. Platinlegierungen werden unter anderem auch für Elektroden, Schmelztiegel, Spinndüsen, Laborgeräte, Kontaktwerkstoffe, Spiegel oder in der Zahntechnik verwendet. Aufgrund seiner „Verwandtschaft“ und fast gleichen Eigenschaften ist es mit kleineren Einschränkungen mit Palladium austauschbar.

Zusammen mit Iridium bildet es ausgesprochen harte und temperaturresistente Legierungen. So bestehen beispielsweise wichtige Eichmaße wie das Pariser Urmeter oder das Prototyp-Kilogramm aus einer Platin-Iridium-Legierung.



Platin zu Anlagezwecken

Im Jahre 1780 erschien die erste spanische Platin-Gedenkmünze. Ihr folgte 1828 die erste Platinmünze zu Ehren des Zars Nikolaus I., ein russischer Platindukaten (1828-1845).

Anleger können heute zwischen Münzen und Barren aus Platin wählen. Bekannte Anlagemünzen, die jährlich geprägt werden, sind die australischen Koala-Platinmünzen und der American Eagle in Platin. Eine ebenfalls bekannte, jedoch nicht mehr geprägte, Münze ist der Noble der Isle of Man. Platinbarren werden von verschiedenen Prägeanstalten oder im Auftrag von Banken hergestellt.

Im Jahr 2010 lag der Platinpreis laut USGS bei schätzungsweise 1.600 USD je oz.

 

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