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2.3. Was geschah nach 1914

 

England war politisch und wirtschaftlich zu schwach geworden, um seine Führungsrolle weiter spielen zu können. Amerika war auf dem Weg zur Weltmacht und innerhalb Europas prallten unterschiedliche Interessen und Machtansprüche aufeinander, die letztlich im 1. Weltkrieg (1914-1918) eskalierten.

Ein Krieg kann aber nur finanziert werden, wenn ausreichend Gelder für Militärausgaben zur Verfügung stehen.
Die Regeln des Goldstandards lassen dies jedoch nicht zu. Die logische Folge war demzufolge die Abschaffung des Goldstandards, indem folgende Maßnahmen angewendet worden:

  • Aufhebung des freien Verkehrs von Waren, Kapital und Gold.
  • Aufhebung der Goldeinlösepflicht der Notenbanken.
  • Aufweichung der Deckungsvorschriften. Neben Gold wurden auch Schatzwechsel als "Deckung" zugelassen.

 

An dieser Stelle soll noch einmal daraufhin gewiesen werden, dass nicht der Goldstandard für den Krieg verantwortlich war, sondern dessen Abschaffung, denn erst mit diesem Schritt war es den Staaten möglich - durch das Anwerfen der nationalen Notenpresse - Geld (ohne Deckung) aus dem Nichts zu erzeugen und so den Krieg zu finanzieren und die Staatsverschuldung in ungeahnte Höhen zu treiben.
(So wuchs beispielsweise die deutsche Geldmenge von 1914-1918 von 9 Milliarden RM auf 52 Milliarden RM an.)

Ohne die Abschaffung des Goldstandards hätten die einzelnen Länder schon nach wenigen Kriegstagen ihre Verpflichtungen nicht erfüllen können, hätten sich für bankrott erklären müssen und der Krieg wäre vorbei gewesen.

Die Jahre nach dem 1. Weltkrieg waren durch Hyperinflationen, Reparationszahlungen und wild fluktuierende, freie Wechselkurse gekennzeichnet. Die Rückkehr zum weltweiten Goldstandard war zwar beabsichtigt, scheiterte aber in der Konferenz von Genua 1922 am Widerstand der Briten, die als Kriegsgewinner den völlig unrealistischen englischen Paritätskurs aus den Vorkriegsjahren beibehielten und ihr Pfund nicht abwerteten.
Im Alleingang führte England 1926 unter Schatzkanzler Churchill den Goldstandard wieder ein. Allerdings versäumte man, die Parität und den Kurs den aktuellen Erfordernissen anzupassen. Das Resultat war eine massive Wirtschaftskrise, Streiks und beinahe ein Volksaufstand.

Aber auch die politischen und sozialen Voraussetzungen für den Goldstandard waren nicht mehr gegeben. Viele Länder, besonders die USA, hielten sich nicht an die Spielregeln des Goldautomatismus.
Die USA besaßen in den Jahren 1920/22 ca. 70 % der globalen Goldreserven. Das in die USA fließende Gold (Zahlungen von Kriegsmaterial, Fluchtgold,...) wurde sterilisiert, das heißt, für den Geldumlauf unwirksam gemacht. Nach den Regeln des Goldstandards hätten die USA für das Gold so viel zusätzliches Geld ausgeben müssen, dass sie immer weiter inflationiert hätten. Der Zwang, das umlaufende Geld (notfalls durch Nullzins) so auszuweiten, dass sich die Zahlungs- und damit Goldströme wieder umgekehrt hätten, fehlte vollkommen.

Und Deutschland? Auf das Deutsche Reich kam die Forderung der Siegermächte zu, die Reparationen in Gold zu bezahlen. Das aber hätte nur vollständig funktionieren können, wenn das Deutsche Reich eine aktive Handelsbilanz hätte aufweisen können (laut Keynes, in der bekannten Abhandlung: "How to pay for the War?"). Die USA und alle anderen Siegermächte verhinderten dies und so war Deutschland hoffnungslos verloren, lange bevor Hitler kam.

Deutschland nahm nur Kredite ("goldgedeckte Anleihen") auf, um die Reparationen bezahlen zu können, die im Dawes- und Young-Plan festgeschrieben waren. Eine Zeitlang funktionierte das sogar und das Deutsche Reich konnte vorübergehend eine Art Goldstandard aufweisen. Dennoch schlitterte das Deutsche Reich immer tiefer in die Krise. Die Hauptgründe waren das Gewerkschaftsmonopol (keine Marktlöhne) und die 3.500 Kartelle, dessen Monopolprämien der Markt nicht bezahlen konnte, da der Goldstandard die entsprechende Zusatzverschuldung verhinderte.
Die Folge war eine hohe Dauerarbeitslosigkeit, die Reichstagsauflösung 1930 (Budget für die Zuschüsse an die Arbeitslosenversicherungen waren nicht gedeckt) und die Machtergreifung durch die Nazis nach den Neuwahlen im September. Daraufhin zogen die ausländischen Gläubiger kurzfristige Kredite zurück, die so zu einem Liquiditäts-Engpass führten und mit der großen Bankenkrise (es begann mit der Danat-Bank im Juli 1931,...) endete.
Das Deutsche Reich stellte seine Goldzahlungen ans Ausland ein. Es kam zur Wirtschaftskrise und letztendlich zur Ernennung Hitlers zum Reichskanzler....
(Eine interessante Zusammenfassung der Ereignisse in Deutschland von 1914-1923 findet man hier.)

Die Rückkehr zum Goldstandard in den 1920er Jahren erwies sich als einer der größten Flops in der Wirtschaftsgeschichte. Hauptgrund und Verursacher waren die USA, die mit ihrer Politik der Neutralisierung des Goldzuflusses die größte Krise in der Wirtschaftsgeschichte verursachten.
Mit dem Austritt der USA aus dem Goldstandard im Jahre 1932 brach das System endgültig zusammen.

Unabhängig davon häuften die USA seit Beginn des 1. Weltkrieg bis Mitte der 1930er Jahre den größten Goldschatz (ca. 14.000 Tonnen) aller Zeiten an.
In den Jahren 1929 - 1934 vollzogen die Goldaktien große Kursanstiege, wärend sich die traditionellen Anlagen in einer Baisse befanden (z.B.: Dow Jones: -70 %).

Beispiel: Im Herbst 1929 lag der Goldminenkurs von Homestake Mining bei rund 80,00 USD je Aktie. In den nächsten 6 Jahren zahlte die Mine 128 USD an Dividende. Allein die Dividende im Jahr 1935 erreichte 56,00 USD je Aktie. Im Dezember 1935 bekam man fast 500 USD für eine Homestake-Mining-Aktie.


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