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Marktbericht "Edelmetalle Aktuell" vom 1. Februar 2012

01.02.2012  |  Oliver Heuschuch
Gold

In der zweiten Januarwoche verloren Frankreich und Österreich ihr AAA Rating bei Standard & Poors.

Die Länder Malta, Slowakei, Slowenien, Zypern, Italien, Portugal und Spanien wurden eine weitere Note heruntergestuft.

Nur einen Tag später folgte in der notwendigen Konsequenz dann ebenfalls die Herabstufung des EFSF - Rettungsschirmes, da nunmehr nur noch 37% der Anleihen des Rettungsschirmes durch AAA Nationen gedeckt sind. Gold profitierte mit einem Anstieg von mehr als 20 USD pro Unze von dieser Meldung. Unbeeindruckt davon zeigten sich die Bond-Anleger am gleichen Tag. Bei der Auktion von Geldmarktpapieren flossen dem europäischen Krisenfonds die angestrebten 1,5 Milliarden Euro zu niedrigen Konditionen zu.

Letztlich hat Deutschland als einzig verbleibendes Land noch ein AAA mit einem stabilen Outlook. Gute Nachrichten gab es anschließend aus dem Finanzministerium. Hier rechnet man offensichtlich damit, dass der Schuldenstand Deutschlands für das Gesamtjahr 2011 nachträglich bis auf 79 Prozent des BIP nach unten korrigiert werden kann. Somit scheint auf absehbare Zeit eine Herabstufung des Ratings oder eine Änderung des Outlooks zumindest für Deutschland, durch die Ratingagenturen nicht anzustehen.

Die Ankündigung der Indischen Regierung die Einfuhrsteuer für Silber auf 6 Prozent und für Gold auf 2 Prozent mit sofortiger Wirkung zu erhöhen, zeigte keine wirkliche Auswirkung auf den Goldmarkt.  Grundsätzlich sind Steuererhöhungen (für die Nachfrage) natürlich eher negativ zu sehen, aber hier zeigte sich, dass sich die Märkte nach wenigen Tagen den wirklich wichtigen Stimulatoren, wie der Wirtschaftskrise, der wirtschaftlichen Entwicklung (Nachfrage) in China, insbesondere vor dem Chinese New Year, sowie der Hochzeitssaison in Indien zuwenden.

Auch die Ankündigung der EU Importsanktionen gegen den Iran zu verhängen, trieb nicht nur die Preise des Rohöls nach oben, sondern unter Inflations-Gesichtspunkten, auch den Goldpreis. Daraufhin erreichte Gold in der Spitze den Bereich von 1.675 $ je Unze.

Auf die Sanktionsankündigung verlor der Iranische Rial umgehend 10 Prozent seines Wertes. Wir erwarten, dass die politische Entwicklung in der Golfregion auch den Goldpreis in den nächsten Wochen weiter mit beeinflussen wird.

Der wirkliche Preistreiber für die Edelmetalle im Berichtszeitraum war, die Ankündigung der Federal Reserve Bank am 25. Januar ihre Nullzinspolitik bis zum Ende des Jahres 2014 festzuschreiben. Nach schwachem Handelsstart  von  Kursen um 1.650 $ je Unze legte das gelbe Edelmetall eine regelrechte Kursrallye hin und erreichte in der Spitze Kurse über 1.710 $ je Unze.

Weil die Opportunitätskosten von Gold nunmehr auf lange Sicht niedrig ausfallen werden (bisher rechnete der Markt damit das die Federal Reserve Bank nur bis Mitte 2013 die Zinsen niedrig halten würde) stürzten sich Investoren, aber auch kurzfristige Spekulanten weiter auf das Gold. Der schwache Dollar der bis auf 1,30 nachgab, wurde dabei ebenso als Kaufargument genannt und beschleunigte die Wirkung.

An den Terminbörsen zeigt sich ein interessantes Bild. Während an den nordamerikanischen Börsen die Positionen im Berichtszeitraum massiv ausgebaut wurden (plus 15 Prozent), nahmen die offenen Positionen an der Tocom in Tokyo sogar dagegen noch geringfügig ab. Die ETF-Anleger zeigten einmal mehr, dass sie mit ruhiger Hand am Markt agieren. Hier nahmen die offenen Positionen mit zunehmender Geschwindigkeit in der letzten Woche sukzessive leicht zu.

Chart-technisch hat Gold nach oben weiterhin Luft; hier bildet sich der nächste Widerstand erst bei der Marke von 1.810 $ heraus, auch wenn nach dem starken Anstieg seit Jahresbeginn (plus 200 $ je Unze) eine wenigstens kleine Kurskorrektur mehr als nur natürlich wäre.


Silber

Die Positionen an der nordamerikanischen Terminbörse legten gerade in der vergangenen Woche stark zu. Hier vergrößerten sich in den letzten zweieinhalb Wochen die Positionen um fast 30 Prozent auf nunmehr 143 Millionen Unzen.

Der Zinsentscheid der Federal Reserve Bank, der letztlich alle Metalle nach oben katapultierte, überraschte die Marktteilnehmer. Insbesondere die spekulativen Anleger mussten sich von unrentablen Short-Positionen trennen.

Auf der ETF Seite gab es bei allen ETF´s kleinere Mittelzuflüsse im Berichtszeitraum. Einzig der ETF der Züricher Kantonalbank beklagte einen auffällig hohen Mittelabfluss von zweieinhalb Prozent in der letzten Woche.

Im Optionsmarkt wurden in den vergangenen zwei Wochen vermehrt Call Optionen zur Abdeckung des industriellen Bedarfs mit Strikepreisen zwischen 35 $ und 40 $ mit Laufzeiten von 3-4 Monaten nachgefragt.

Auf der Nachfrageseite bei Granalien und Investmentbarren zeigt sich ein eher rückläufiges Geschäft. Hier schrecken die aktuellen Preise bei rund 33,50 $ je Unze Investoren ab.


Platin

Seit unserem letzten Bericht profitierte das Platin von der generellen Unsicherheit der Energie-Versorgungslage in den südafrikanischen Minen. Hier gab es verschiedene Meldungen zur fragilen Stromversorgung und den Reserven des staatlichen Energiemonopolisten Eskom. Auch wenn kurze Zeit später in dem ein oder anderen Statement einzelner Minenbetreiber von einer "zufriedenstellenden“ Versorgungssituation der Minen gesprochen wurde, zeigt sich hier wieder einmal mehr, wie anfällig die Minenproduktion in Südafrika ist.

Ein weiterer Kurstreiber während der letzten Januarwochen war die stetige Platinnachfrage aus Asien, insbesondere vor dem stattfindenden chinesischen Neujahrsfest. Hier deckten sich offensichtlich noch viele industrielle Verbraucher ein. Gegen Ende Januar beruhigte sich dann den Erwartungen entsprechend, rechtzeitig zum Beginn der chinesischen Feiertage, die physische Nachfrage.   
                           
Auch der vom Gericht als unrechtmäßig deklarierte Streik bei der zu Implats gehörenden Rustenberg-Mine, beflügelte offensichtlich weiter die Kursphantasie der Marktteilnehmer. Das Unternehmen rechnet mit streikbedingten Produktionsausfällen von 3000 Unzen am Tag. Nach Auslaufen der Frist am letzten Freitag, wurde den Arbeitern eine Verlängerung zur Rückkehr zum Arbeitsplatz bis zum 1.Februar vorgegeben.

Der Aufschlag des Goldpreises gegenüber Platin hat sich von 200 $ auf nur noch 110 $ je Unze zuletzt deutlich reduziert. Hier spiegelt sich der überdurchschnittliche Kursanstieg der letzten Tage nach der Zinsankündigung der Federal Reserve Bank (siehe Gold) wieder.

Die offenen Positionen an den Terminbörsen fielen mit einem Gesamtanstieg von fast 18 Prozent recht stark aus. Gleichweise gering, aber nicht minder stetig, waren dabei die Mittelzuflüsse im ETF Markt.


Palladium

Viel stärker als beim großen Bruder Platin stieg das Volumen der spekulativen Palladium Positionen an den Terminbörsen an. Hier verzeichnete die amerikanische Terminbörse CME in den vergangenen 5 Tagen einen Anstieg der offenen Positionen um stattliche 48 Prozent. Damit markierte man den größten Positionsanstieg an der CME seit über 6 Monaten. Interessant in diesem Zusammenhang scheint, dass die japanischen Anleger die Situation offensichtlich ganz anders einschätzen, hier blieben die Positionen im Berichtszeitraum unverändert.

Wieder einmal kratzt Palladium an dem Chartwiderstand von 705 $. Hier wurde der Markt in den letzten Wochen auch schon mehrfach enttäuscht.


Rhodium, Ruthenium, Iridium

Die kleinen Platingruppenmetalle legten ebenfalls auf breiter Front zu. Ruthenium notiert aktuell bei 105 $ - 125 $, Iridium bei 1.040 $ - 1.090 $ je Unze.

Recht ordentlich fiel der Preisanstieg beim Rhodium aus. Hier liegen wir mit aktuellen Kursen bei 1.400 $ - 1.475 $ je Unze um gut 100 $höher. Verantwortlich für die Nachfrage bei den kleinen Metallen ist offensichtlich die wieder leicht anziehende Nachfrage von industriellen Abnehmern und Händlern, insbesondere aus dem asiatischem Raum.


© Oliver Heuschuch
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH



Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.

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