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Marktbericht "Edelmetalle Aktuell" vom 5. April 2012

05.04.2012  |  Oliver Heuschuch
Politik/Wirtschaft

Der vorläufige HSBC China Manufacturing Purchasing Managers Index (PMI), ein Indikator für die landesweite Produktionstätigkeit der von der HSBC-Bank veröffentlicht wird, fiel im März auf 48,1 Zähler, während im Vormonat Februar der Indikator noch bei 49,6 Zählern notierte. Der Rückgang des PMI`s sorgte für wachsende Unsicherheit an den Märkten über eine Abkühlung der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft. China leidet unter einem schwachen Immobilienmarkt und zurückgehenden Exporten, einer schwachen Binnennachfrage und einem besorgniserregenden schwachem Beschäftigungsstand (niedrigster Wert seit 3 Jahren).

PMI-Werte von über 50 Einheiten deuten in dem Index auf eine Expansion der Wirtschaftstätigkeit hin, während Werte von unter 50 Einheiten auf eine Kontraktion hinweisen.

Dagegen überraschte nur eine Woche später zum Monatsbeginn April der veröffentlichte amtliche Einkaufsmanagerindex.

Dieser kletterte im März auf ein Elf-Monats-Hoch von 53,1 Punkten nach 51,0 Zählern im Vormonat. Analysten rechneten hier im Vorfeld mit einem Rückgang auf einen Wert von 50,5 Punkten. Diese unerwartet guten offiziellen Konjunkturdaten  sind jedoch für Volkswirte kein Grund zur Euphorie. Sie verweisen auf saisonale Effekte und halten wegen der an Fahrt verlierenden Konjunktur eine Lockerung der Geldpolitik durch die Zentralbank für wahrscheinlich.

Mit der Veröffentlichung dieser konträren Konjunkturindikatoren zeigt sich wieder einmal mehr, dass es selbst den sogenannten Experten schwer fällt, die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung des "Wirtschaftriesen" China einzuschätzen.

Mit großer Zufriedenheit dürften die Europäischen Zentralbanker die Renditeentwicklung der italienischen, spanischen und vor allem portugiesischen Bonds an den Märkten in der letzten Woche verfolgt haben. Gemäß unseren, bereits im letzten Bericht geäußerten Erwartungen, wurden kurz nach dem massiven Fluten des Bankenmarktes mit Liquidität zum Monatsanfang einmal mehr massiv Staatsanleihen der südlichen Eurozone gekauft.


Gold

Am 16. März gab der Goldpreis über 20 $ auf 1.638 $ je Unze nach. Grund dafür waren Analystenschätzungen zur zukünftigen Entwicklung des indischen Schmuckmarktes. Der Goldmarkt stützt sich stark auf die Indische Schmucknachfrage. Im vergangenen Jahr importierte das Land einen Rekordwert von 969 Tonnen Metall und im Januar hob die Regierung den Einfuhrzoll um satte 90 Prozent an.

Finanzminister Pranab Mukherjee begründete die Steuererhöhung mit dem starken Anstieg der Einfuhren, wobei Gold dabei die Schlüsselrolle bei der Ausweitung des indischen Leistungsbilanzdefizits zugeschrieben wird. In den vergangenen elf Jahren ist der Goldpreis jedes Jahr gestiegen - auch die Nachfrage aus den Schwellenländern. Langsam haben Staaten den Goldpreisanstieg als lukrative Einnahmequelle entdeckt. So sucht der indische Staat nach einem Weg seinen Haushalt mit Hilfe der Metallsteuereinnahmen zu konsolidieren und plante zum zweiten Mal dieses Jahr die Einfuhrzölle zu verdoppeln.

So blieben in den vergangenen Wochen während des Streikes nach Angaben der Juwelier Trade Föderation 85 Prozent der 300.000 Juweliergeschäfte, bzw. Juwelierstände auf den Goldbasaren aus Protest geschlossen. Erst Anfang April öffneten die Juweliere wieder Ihre Läden, nachdem sich ein Kompromiss mit der Regierung dahingehend abzeichnete, dass die Steuererhöhung zunächst erst einmal verschoben wird.

Auch die türkische Regierung will am Gold mitverdienen. So gibt es Pläne nach dem die Goldanleger ihr Gold bei den Banken auf ein Goldkonto einzahlen sollen, somit die Kapitalbasis der Banken gestärkt wird und sie dadurch mehr Kredite an die Wirtschaft vergeben können.

Stärkster Preistreiber im Berichtszeitraum war jedoch die FED. Bei einer Rede zum Arbeitsmarkt erklärte dessen Chef Ben Bernanke, dass die US-Notenbank ihre Mission zur Stabilisierung der amerikanischen Konjunktur noch nicht abgeschlossen habe. Für eine Besserung der Jobsituation in den Vereinigten Staaten sei weiterhin eine Geldpolitik, welche eine Erhöhung der Staatsausgaben bei gleichzeitiger Geldmengenerhöhung vorsieht, vonnöten.

Die Kapitalmärkte reagierten positiv auf die Bemerkungen, da die Worte eine neue Liquiditätsspritze durch Anleihekäufe der FED mit neuem Notenbank Geld durchblicken lassen. Direkt nach Veröffentlichung der Bernanke-Rede sprang der Goldpreis auf 1.687 Dollar je Feinunze.

Heute Morgen, in der Veröffentlichung des FOMC Treffens, klang Bernanke wieder ganz anders. Hier überraschte er die Märkte mit dem Hinweis, dass die US-Wirtschaft offensichtlich nun wieder besser läuft, somit derzeit  keine weiteren Liquiditätsspritzen notwendig seien, man stehe aber Gewehr bei Fuß. Das Gold verlor über Nacht zunächst 30 $ auf 1.644 $ je Unze. Im Verlauf des Tages fiel es sogar bis auf 1.611,80 $ je Unze zurück.

Die Analystenkollegen von der US-Investmentbank Goldman Sachs haben eine überarbeitete Kursprognose herausgegeben. Hier erwartet man in 6 Monaten einen Goldpreis von 1.840 $ je Unze und  in 12 Monaten 1.940 $ je Unze.

Dagegen zeichneten letzte Woche die Analysten der Schweizer Großbank UBS ein deutlich negativeres Bild für 2012. Sie reduzierten ihre Erwartungen von durchschnittlich 2.050 $ je Unze, auf nur noch 1.691 $. Hier setzt sich die Auffassung durch, dass die Erholung der US-Wirtschaft nachhaltiger Natur ist. Schwer einzuschätzen sei aber die zukünftige Nachfrage, die aus Indien kommt.


Silber

Silber befindet sich stark im Sog der jeweiligen Goldpreisbewegung. Im Berichtszeitraum reduzierten sich die Long Bestände an den Terminmärkten um 18 Prozent. Dies überrascht umso mehr, da solche größeren Positionsveräußerungen in der Vergangenheit mit starken Kursschwankungen verbunden waren. Die letzten 10 Tage im März bewegte sich Silber nur noch in einer Handelsspanne von 2 $ je Unze.

Unserer Einschätzung nach würde erst die  Überwindung des Kurswiderstandes bei USD/oz 34,50 den Weg nachhaltig (nach oben) bereiten. Nachdem nun Mitte dieser Woche die Unterstützung bei 31,65 $ je Unze fiel, ist nun aus charttechnischer Sicht die Marke von 30,48 $ das nächste Kursziel. Generell ist zu beobachten, dass die Nachfrage nach Silberbarren und Granalien gerade in den letzten Tagen wieder leicht gestiegen ist, ob es sich dabei um ein Strohfeuer handelt, ist zurzeit noch nicht abzusehen.


Platin

Die wesentlichen Preistreiber der vergangen Wochen im Platin waren die unterschiedlichen Meldungen zur globalen Konjunkturentwicklung. Die zuletzt veröffentlichten Konjunkturindikatoren aus den USA  zeigen erste, wenn auch nur schwache Anzeichen, für eine anziehende wirtschaftliche Entwicklung in den Vereinigten Staaten. Außerdem scheint die chinesische Konjunktur gegenwärtig doch nicht so stark von der Konjunkturdelle getroffen zu sein, wie von vielen Ökonomen befürchtet.

Dagegen wurde die Automobilindustrie von "Hiobsbotschaften" aus China und Russland getroffen. Der stellvertretende russische Industrie- und Handelsminister deutete in einem Interview an, dass die Autoverkäufe in diesem Jahr nur um sechs Prozent steigen könnten. Das wäre ein deutlicher Dämpfer, nachdem der Anstieg in Russland im Januar und Februar noch bei satten 23 Prozent lag.

Zudem rechnet der chinesische Automobilverband nicht mehr damit, dass die Verkäufe 2012, wie prognostiziert, um acht Prozent zulegen. Das Plus könne wegen der schwierigen Konjunktur sogar bei weniger als fünf Prozent liegen.

Diese Negativnachrichten der großen PKW-Absatzmärkte lasteten in den vergangenen Tagen verstärkt auf den Preisen der Platingruppenmetalle.

Die folgende Kursschwäche an den Märkten, die bis auf das Niveau  unter 1.600 $ je Unze heranreichte, nutzen einmal mehr Einkäufer der Industrie, um notwendigen kurz- und mittelfristigen Bedarf günstig abzusichern.

Im Gegensatz hierzu waren Investoren stetig bei Preisen über 1.650 $ je Unze auf der Abgeberseite um Gewinne zu realisieren. Das gibt auch das Bild an den Terminbörsen wieder, denn hier veräußerten Anleger an der nordamerikanischen Börse  fast 10 Prozent ihrer Kontrakte, während im gleichen Zeitraum asiatische Investoren an der TOCOM ihre Position sukzessive  Woche für Woche noch erhöhten.


Palladium

Zu Beginn der zweiten Märzhälfte durchbrach Palladium seine Kurs-Unterstützung bei 700 $ je Unze und fiel in der Spitze bis auf 630 $ je Unze zurück. Auch hier beunruhigten Ängste zur zukünftigen Entwicklung der chinesischen Wirtschaftslage die Marktteilnehmer. Im Berichtszeitraum nahmen Investoren verstärkt Gewinne mit und reduzierten massiv ihre Bestände an den Terminbörsen (um fast ein Drittel), während sich im gleichen Zeitraum die ETF Bestände nicht veränderten. Hier erwarten wir für die nächsten Tage, mit der anhaltenden Unsicherheit zur globalen Wirtschaftslage, weiterhin eher eine Seitwärts gerichtete Kursbewegung.

Die Analystenkollegen der französischen Großbank BNP sind dagegen wesentlich optimistischer für die Preisentwicklung des Palladiums in den kommenden Monaten. Hier erwartet man in der neuesten von der BNP veröffentlichten Prognose einen Durchschnittspreis für Palladium von 825 $ für 2012 und 1.125 $ je Unze für 2013.


Rhodium, Ruthenium, Iridium

Wenig Handelsinteresse gab es in den vergangenen Wochen bei den drei selteneren Platinmetallen.

Rhodium fehlt, trotz der guten Automobilkonjunktur in den USA, die industrielle Nachfrage. Es verlor im Berichtszeitraum über 100 $ je Unze und notiert aktuell bei 1.350 $ - 1.425 $ je Unze.

Ebenfalls leicht schwächer notiert Ruthenium aktuell bei 105 $ - 125 $ und Iridium bei 1.045 $ - 1.095 $ je Unze, bei ebenfalls schwacher industrieller Nachfrage. 1.045 $ - 1.095 $ je Unze.


© Oliver Heuschuch
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH



Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.

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