Value-Investing-Seminar in Trani
16.07.2012 | Prof. Dr. Max Otte
Jedes Jahr lädt Ciccio Azzolini zum Value-Investing-Seminar nach Trani in Apulien ein (www.valueinvestingseminar.it). Viele internationale Value-Investoren treffen sich dort, um Investmentideen auszutauschen und Freundschaften zu pflegen. Die wunderschöne Atmosphäre des uralten Trani - von dem schon die Kreuzfahrer über das Mittelmeer aufbrachen - inspiriert und entspannt.
Ich bin jetzt mit Unterbrechungen seit 2007 zum vierten Mal hier und kann es nur jedem empfehlen, der halbwegs mit der englischen Sprache klarkommt und sich tiefer in die Materie einarbeiten will. Value-Investoren sind in der Regel freundliche und intellektuell offene Menschen - hier gibt es nicht den aggressiven Wettbewerb, der sonst oft in der Finanzbranche oder der Wirtschaft herrscht. Letztlich muss jeder Investor sowieso seine eigenen Gedanken entwickeln und umsetzen.
Ein Referent fasste seine Grundsätze wie folgt zusammen:
1. Einen langfristigen Ansatz wählen:
Das ist leicht gesagt, aber wenn Ihr Investment seit drei Jahren in den roten Zahlen steht, werden Sie vielleicht ins Grübeln kommen. So ist es uns geschehen, als wir 2007 und 2008 die Pharmawerte massiv empfohlen haben. Nun erst kommen sie aus den roten Zahlen heraus. Allerdings gab es zwischendurch auch immer vier bis fünf Prozent Dividende. Das vergessen viele Investoren nur allzu gerne. Derzeit stehen bei uns die Telekomwerte im Minus. Auch ist es nicht schön, die südeuropäischen Werte tief in den roten Zahlen zu sehen. Aber Schmerztoleranz gehört zum Value-Investing dazu. Wenn Sie das nicht aushalten, dann laufen Sie bitte jedem Trend hinterher, wie es die meisten Investoren tun.
2. Die Fähigkeit, gierig zu sein, wenn andere sich fürchten:
Warren Buffett empfahl, sich zu fürchten, wenn andere gierig sind und gierig zu sein, wenn andere sich fürchten. Ich merke es immer wieder im Gespräch mit Klienten: Man hat eine Position gekauft, die Position rutscht ins Minus - und irgendwann verliert der Investor den Mut, nachzukaufen. Eine andere solche Situation, wo man gierig sein kann, wenn andere sich fürchten, ist Südeuropa: Spanien, Portugal und Italien laden geradezu zum Aktienfest ein.
3. Demut:
Die erste Tugend des Investors ist Demut. Während es für den Privatinvestor besser ist, eine sichere Aktie zu kaufen und lange liegen zu lassen, muss der professionelle Value-Investor sich und seine Entscheidungen ständig hinterfragen (er muss aber nicht ständig etwas ändern). Howard Marks, der seit über vier Jahrzehnten bei Oaktree Capital über 100 Milliarden Dollar managt, hat das gut in seinem Buch The Most Important Thing dargestellt. Es gibt auch eine deutsche Übersetzung: Der Finanz-Code - Die Erfolgsphilosophie des letzten großen Investors. Leider ist die Übersetzug nicht sehr gut.
Klingt alles ganz einfach, ist es aber nicht, wie in den vergangenen Jahren jeder von Ihnen erfahren hat. Und auch für die anwesenden Value-Investoren - Könner ihres Fachs - waren die zurückliegenden Jahre eine wechselhafte und mühsame Reise. Die meisten waren sich einig, dass die schwierige Zeit sich noch einige Jahre anhalten wird.
Wenn Sie aber unterbewertete oder fair bewertete Qualitätsaktien haben, werden Sie viel Geld verdienen. Und irgendwann werden die Besitzer von Geldvermögen viel Geld verlieren. Die Masse der Anleger, wird das ignorieren, den scheinbar einfachsten Weg wählen und eben mit der Masse laufen. So ist es immer gewesen.
Benjamin Graham, der Begründer des Value-Investing sagte dazu einmal: Der einzige Weg, den durchschnittlichen Anleger zu einiger intelligenten selbständigen Handlung zu bewegen, ist es, einen Feuerwerkskörper unter seinem Hintern zu entzünden.
In diesem Sinne hoffe ich, dass Sie überdurchschnittliche Anleger sind.
Wir lesen uns! Ihr
© Prof. Dr. Max Otte
Ich bin jetzt mit Unterbrechungen seit 2007 zum vierten Mal hier und kann es nur jedem empfehlen, der halbwegs mit der englischen Sprache klarkommt und sich tiefer in die Materie einarbeiten will. Value-Investoren sind in der Regel freundliche und intellektuell offene Menschen - hier gibt es nicht den aggressiven Wettbewerb, der sonst oft in der Finanzbranche oder der Wirtschaft herrscht. Letztlich muss jeder Investor sowieso seine eigenen Gedanken entwickeln und umsetzen.
Ein Referent fasste seine Grundsätze wie folgt zusammen:
1. Einen langfristigen Ansatz wählen:
Das ist leicht gesagt, aber wenn Ihr Investment seit drei Jahren in den roten Zahlen steht, werden Sie vielleicht ins Grübeln kommen. So ist es uns geschehen, als wir 2007 und 2008 die Pharmawerte massiv empfohlen haben. Nun erst kommen sie aus den roten Zahlen heraus. Allerdings gab es zwischendurch auch immer vier bis fünf Prozent Dividende. Das vergessen viele Investoren nur allzu gerne. Derzeit stehen bei uns die Telekomwerte im Minus. Auch ist es nicht schön, die südeuropäischen Werte tief in den roten Zahlen zu sehen. Aber Schmerztoleranz gehört zum Value-Investing dazu. Wenn Sie das nicht aushalten, dann laufen Sie bitte jedem Trend hinterher, wie es die meisten Investoren tun.
2. Die Fähigkeit, gierig zu sein, wenn andere sich fürchten:
Warren Buffett empfahl, sich zu fürchten, wenn andere gierig sind und gierig zu sein, wenn andere sich fürchten. Ich merke es immer wieder im Gespräch mit Klienten: Man hat eine Position gekauft, die Position rutscht ins Minus - und irgendwann verliert der Investor den Mut, nachzukaufen. Eine andere solche Situation, wo man gierig sein kann, wenn andere sich fürchten, ist Südeuropa: Spanien, Portugal und Italien laden geradezu zum Aktienfest ein.
3. Demut:
Die erste Tugend des Investors ist Demut. Während es für den Privatinvestor besser ist, eine sichere Aktie zu kaufen und lange liegen zu lassen, muss der professionelle Value-Investor sich und seine Entscheidungen ständig hinterfragen (er muss aber nicht ständig etwas ändern). Howard Marks, der seit über vier Jahrzehnten bei Oaktree Capital über 100 Milliarden Dollar managt, hat das gut in seinem Buch The Most Important Thing dargestellt. Es gibt auch eine deutsche Übersetzung: Der Finanz-Code - Die Erfolgsphilosophie des letzten großen Investors. Leider ist die Übersetzug nicht sehr gut.
Klingt alles ganz einfach, ist es aber nicht, wie in den vergangenen Jahren jeder von Ihnen erfahren hat. Und auch für die anwesenden Value-Investoren - Könner ihres Fachs - waren die zurückliegenden Jahre eine wechselhafte und mühsame Reise. Die meisten waren sich einig, dass die schwierige Zeit sich noch einige Jahre anhalten wird.
Wenn Sie aber unterbewertete oder fair bewertete Qualitätsaktien haben, werden Sie viel Geld verdienen. Und irgendwann werden die Besitzer von Geldvermögen viel Geld verlieren. Die Masse der Anleger, wird das ignorieren, den scheinbar einfachsten Weg wählen und eben mit der Masse laufen. So ist es immer gewesen.
Benjamin Graham, der Begründer des Value-Investing sagte dazu einmal: Der einzige Weg, den durchschnittlichen Anleger zu einiger intelligenten selbständigen Handlung zu bewegen, ist es, einen Feuerwerkskörper unter seinem Hintern zu entzünden.
In diesem Sinne hoffe ich, dass Sie überdurchschnittliche Anleger sind.
Wir lesen uns! Ihr
© Prof. Dr. Max Otte