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Marktbericht "Edelmetalle Aktuell" vom 13.9.2011

13.09.2011  |  Oliver Heuschuch
Gold

Am 6. September erreichte Gold mit 1.920,30 $ ein neues Allzeithoch.

Bevor dies erreicht wurde, enttäuschte Ben Bernanke, der Chairman der Federal Reserve, bei seiner Rede auf dem Jackson Hole Economic Policy Symposium wieder einmal die Märkte.

Analysten waren, von einer weiteren Flutung des Geldmarktes mit Liquidität, zur Stimulierung der Wirtschaft und zur Beruhigung der Aktienmärkte ausgegangen. Bernanke äußerte sich bei der Anhörung, trotz der wirtschaftlich schwierigen Rahmenbedingungen, diesbezüglich jedoch abwartend.

Das gelbe Metall legte als Folge der Bernanke Rede um über 70 $ auf 1.850 $ je Unze zu.

In den letzten zwei Wochen waren die Augen insbesondere auf die weltweiten Inflationszahlen, sowie auf die Stabilität der Eurozone und "Safe Haven Anlagen" als Assetklasse gerichtet.

Neben dem Gold, das sich am 6. September auf ein Allzeithoch von über 1.920 $ je Unze bewegt, waren vor allem die Aktienmärkte und die Wechselkursrelation des Schweizer Frankens im Fokus der Märkte.

Die Abkühlung der heimischen Konjunktur und die internationale Kapitalflucht in Schweiz als vermeidlich sicherer Hafen, bewegte die Schweizerische Nationalbank letzte Woche zur Festlegung einer Währungsuntergrenze von mind. 1,20 als EUR/CHF-Wechselkurrelation. Ganz gegensätzlich verhielt sich der Euro, der gegen den US-Dollars nach dem Rücktritt des Chefvolkswirtes der EZB deutlich an Boden verlor.

Mit dem Abschwächung des Frankens verlor dann auch Gold wieder an Fahrt und korrigierte von seinem neuen Allzeithoch fast 125 $ auf Zeitweise unter 1.800 $. Die charttechnisch wichtige Unterstützungslinie liegt gegenwärtig bei 1.760 $ je Unze.

Anleger nutzten die vermeintlich günstigen Preise um wieder nachzukaufen. Äußerungen des Chef-Volkswirtes der Ratingagentur S&P zu "verstärkten Abwärtsrisiken in Europa" und Probleme bei der Platzierung italienischer Staatsanleihen sorgten schnell für eine Kursstabilisierung zwischen 1.800 $ und 1.850 $ je Unze.

Die Bestände an den amerikanischen Future-Börsen reduzierten sich in der letzten Augustwoche um 1,7 Mio. Unzen beträchtlich, während japanische Investoren ihre Plus-Position um rund 600.000 Unzen erhöhten.

Auch die Volkswirte der Peoples Bank of China teilen die Meinung und verwiesen auf Abwärtsrisiken für die Weltwirtschaft. Neben einer Abschwächung des Wachstums in China beunruhigt die Zentralbank weiterhin auch der steigende Inflationsdruck der vornehmlich von Nahrungsmittelpreisen ausgeht.

Äußerungen des Chefs der Deutschen Bank, Ackermann, nach denen zahlreiche Banken eine weitere Abschreibung der Staatsanleihen auf den aktuellen Marktwert bilanziell nicht verkrafteten könnten, führten zu einer zusätzlichen Verunsicherung der Märkte.

Mittlerweile ist das Vertrauen der Banken untereinander, wieder auf das Niveau der Lehmann-Pleite gefallen, der sogenannte Interbanken-Markt im Geldhandel scheint nahezu vollständig zum Erliegen gekommen sein. Dies spiegelt sich auch an den Bankeneinlagen bei der EZB wieder, die im Berichtszeitraum neue Rekordwerte erreichten.

Eine weitere wichtige Nachricht, die in diesem Zusammenhang diskutiert wurde, ist die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes hinsichtlich der bisher geleisteten Euro-Rettungsmaßnahmen. Das Gericht erklärte die Rettungsmaßnahmen für rechtens, verwies mit Nachdruck dafür aber auf die Entscheidungsgewalt des Deutschen Bundestages.

Die genaue Urteilsbegründung des Verfassungsgerichtes war dazu: "Es dürfen keine dauerhaften völkerrechtlichen Mechanismen begründet werden, die auf eine Haftungsübernahme für Willensentscheidungen anderer Saaten hinauslaufen, vor allen wenn sie mit schwer kalkulierbaren Folgewirkungen verbunden sind". Dies wird die Diskussion zur weiteren Vorgehensweise betreffend der Ausgestaltung des Rettungsschirmes eher noch beflügeln. Ein Vorschlag, der im Markt unter anderem diskutiert wird, ist die nachrangige Besicherung von Staatsanleihen, insbesondere für die Verschuldung, die oberhalb der Maastricht-Verschuldungsgrenze liegt.

Viele Edelmetallanalysten sehen die zukünftige Entwicklung der Eurozone weiterhin skeptisch, so erhöhte die Schweizer Großbank UBS ihre Kursschätzung für das kommende Jahr auf einen Jahresdurchschnitt von 2.075 $ pro Unze.

Die Nachrichten der Minenindustrie zeigten hinsichtlich der Produktion ein überwiegend positives Bild. So berichteten entsprechende Verbände in Australien und Ghana über Produktionssteigerungen. Ganz anders sieht es in Südafrika aus, hier meldete die Chamber of Mines einen Produktionsrückgang von 1,8 Prozent auf Jahresbasis.

Händler äußerten, dass die Nachfrage nach Investmentbarren sich weiterhin spürbar abschwächte, gleichzeitig erhöhten sich sukzessive Ankäufe von Scheidgut auf dem aktuell hohen Kursniveau.

Aus dem Bereich der Zentralbanken sorgte eine Meldung für erhöhte Aufmerksamkeit: Die Zentralbank von Libyen soll, noch unter dem Gaddafi-Regime 20 Prozent ihrer Goldreserven verkauft haben, um Liquidität unter anderem zur Bezahlung von Gehältern zu generieren. Diese Nachricht beflügelte die Phantasie der Händler und erklärt die zum Teil hohe Volatilität der letzten Tage, auch wenn diese Verkäufe schon im April/Mai dieses Jahres durchgeführt wurden.


Silber

Silber bewegte sich weitestgehend im Windschatten von Gold.

Erwähnenswert an dieser Stelle ist die deutliche Zunahme der spekulativen Plus-Positionen an der amerikanischen Terminbörse in den letzten zwei Wochen. Hier zeigten sich vor allem institutionelle Großanleger mit massiven Zukäufen am Markt, die sicherlich für den Anstieg der Preise in der Spitze auf fast 43,20 $ verantwortlich waren.

Die Zunahme der Börsen-Positionen, hat auf die physische Versorgungslage am Markt jedoch keine Auswirkung. Das zeigt die aktuelle Lage am Markt für Silbergranalien, diese sind weiterhin im mehr als ausreichenden Maße verfügbar.

Kurse unter 39 $ je Unze sollten zur Zeit genutzt werden, um mittelfristigen industriellen Bedarf abzusichern.

Bei der Verfügbarkeit der Barren, hat sich das große Interesse institutioneller Fonds vor allem bei den 5 Kilo Stücken niedergeschlagen. Diese sind zum Teil nur mitkurzer Wartezeit erhältlich.


Platin

Im Berichtszeitraum kam es zu einer graduellen Steigerung des Platinpreises. Dieser erreichte am 6. September mit 1.894 $ je Unze seinen Höhepunkt.

Hier folgte Platin meistens der Kursentwicklung des Goldes. Nicht wenige Marktteilnehmer beobachten das Platin - Gold Verhältnis und legen dies beim Eingehen spekulativer kurzfristiger Positionen zugrunde.

Auf der Investorenseite war eine starke Zunahme der Plus-Positionen an der New Yorker Börse zu erkennen, während Anleger an der Börse Tokio eher Gewinne mitnahmen und ihre offenen Positionen reduzierten.

Charttechnisch bildet sich bei dem Niveau knapp über 1.900 $ - 1.920 $ je Unze ein starker Widerstand heraus. Im Falle eines zwischenzeitlichen Kurseinbruches sollten Kurse um die 40 Euro/Gramm weiterhin unbedingt zur mittelfristigen industriellen Bedarfsdeckung genutzt werden.

Trotz der Belastungen für die Konjunktur durch die Auswirkungen des Hurrikans Irene, konnten sich die Autoabsatzzahlen in den USA im Monat August um über 8% steigern.

Die hochgerechneten Jahreszahlen verbesserten sich auf den Gesamtwert von 12,1 Mio., immer noch weit entfernt von den geschätzten 13 Mio. am Jahresanfang.

Automobilmarkt-Experten sprechen davon, das die amerikanischen Konsumenten zwar vorsichtig seien, jedoch sei der Nachfragetrend weiter voll intakt.

Die deutschen Autozulassungszahlen legten im August, sehr deutlich um 18,3 Prozent, auf fast 240.000 Neuwagen zu.


Palladium

Das Palladium koppelte sich fast vollständig von der Kursbewegung der anderen Edelmetalle in den letzten zwei Wochen ab.

Die Notierung bewegte sich fast ausschließlich seitwärts zwischen 745 $ und 780 $ je Unze.

Charttechnisch zeigt sich eine massive Unterstützungslinie bei 710 $.

Auf der oberen Seite liegen die Widerstandspunkte knapp über dem Level von 800 $, eine weiterer stärkerer Widerstand befindet sich noch bei 843 $ je Unze.


Rhodium, Ruthenium, Iridium

Der Handel in den kleinen Platinmetallen ist in den letzten zwei Wochen fast vollständig zum Erliegen gekommen. Selbst Preisanfragen halten sich in Grenzen und kommen, wenn überhaupt, ausschließlich aus dem asiatischen Raum.

Iridium notiert bei 1.040 $ - 1.090 $. Ruthenium bei 155 $ - 170 $ je Unze.

Die Handelsspanne bei Rhodium verkleinerte sich mit 1.825 $ - 1.875 $ auf einen 50 Dollar Spread.


© Oliver Heuschuch
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH



Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.

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