Marktbericht "Edelmetalle Aktuell" vom 14.12.2011
14.12.2011 | Oliver Heuschuch
Gold
In der turnusmäßigen Veröffentlichung des World Gold Council für die aktuellen Entwicklungen der Edelmetallmärkte im 3. Quartal zeigt sich ein äußerst interessantes Bild. So stieg im dritten Quartal die weltweite Goldnachfrage um 6 Prozent auf ein neues 18 Monatshoch. Dabei hat die Nachfrage aus dem chinesischen Schmuckmarkt, mit einem Wachstum um 13 Prozent zum ersten Mal den indischen Schmuckmarkt von seinem ersten Platz verdrängt. (In unserer letzten Ausgabe haben wir irrtümlich von einem Null Wachstum im chinesischen Schmuckmarkt berichtet, tatsächlich hat der Markt ein überdurchschnittliches Wachstum in den letzten 10 Jahren erreicht.)
Auf Jahresbasis stieg der Verbrauch im Investmentbereich global auf 468,1 Tonnen. Das ist eine satte Steigerung um 33 Prozent.
Dabei bauten die Zentralbanken ihre Bestände im 3. Quartal um 148,4 Tonnen aus, gegenüber nur 22,6 Tonnen im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Für das letzte Quartal 2011 rechnet das WGC mit weiteren Zentralbankkäufen in der Größenordnung von 90 Tonnen. Damit würde das Gesamtjahr ein Zentralbankvolumen von 450 Tonnen und somit ein neues Rekordhoch erreichen.
Wie angespannt die Lage in der Euro-Zone ist, zeigt ein Barometer der EU-Kommission. Der Economic Sentiment Index sank im November von 94,8 Punkten des Vormonats auf 93,7 Punkte. Abgefragt werden beim ESI die Stimmung in der Industrie, bei Dienstleistern, im Handel, in der Baubranche und bei Verbrauchern. Auch die neue Regierung in Spanien und Italien mit ihren drastischen Sparpaketen konnten nicht zur Beruhigung beitragen. Die Rating-Agenturen sprachen den Politikern ihr Misstrauen aus. S&P und Fitch senkten die Ausblicke/Bonitätsnoten für einige G7 Nationen, so auch Frankreich und die USA.
Gleichzeitig parken die europäischen Banken immer mehr Geld über Nacht bei der Europäischen Zentralbank (EZB). Anfang letzter Woche beliefen sich diese Einlagen bereits auf 333 Milliarden Euro. Ein Rekord ist das allerdings noch nicht. Im Juni 2010, im Rahmen der ersten Griechenlandkrise, wurden 384 Milliarden Euro bei der Notenbank in Sicherheit gebracht.
Die Zentralbanken fürchten den Liquiditätsengpass bei den Banken vielleicht gerade auch, weil den Staaten die Möglichkeit abgesprochen wird, für das Bankensystem geradezustehen.
Dazu förderte der Banken-Stresstest die erwarteten Ergebnisse zu Tage. Den deutschen Banken fehlen bis zu 13 Mrd. Euro, den europäischen Banken sogar 115 Mrd. Euro, um die anstehenden Eigenkapitalanforderungen (nach der nötigen Bilanzbereinigung) zu erfüllen.
Am 30.11.2011 reagierten schließlich die Zentralbanken in einer geschlossenen Aktion. EZB, Bank of England, FED, BOJ, Schweizer Nationalbank fluteten den Markt mit billiger Liquidität. Daraufhin stieg Gold um 20 $, die kurzfristigen Zinsen schwächten sich stark ab, der langfristige Zins blieb aber nahezu unverändert. Euro/USD stieg um nahe zu 2 Euro-Cent auf 1,3460. Auch die Zentralbanken in Asien lockerten Ihre Geldpolitik, so senkte die People Bank of China den Satz, den die Banken hinterlegen müssen, um einen halben Prozentpunkt auf 21 Prozent.
Diese konzertierte Aktion der Zentralbanken soll den Banken eine Ausweitung der Kreditvergabe ermöglichen und den gesamten Wirtschaftskreislauf entlasten. Ein weiterer Schritt die oben genannten Maßnahmen zur Stabilisierung zu unterfüttern, war letztlich auch die Zinssenkung durch die EZB.
Verglichen mit der Stimmung im Land, läuft die Realwirtschaft in Deutschland jedenfalls besser als erwartet. So haben die deutschen Unternehmen im Jahr 2011 Waren im Wert von einer Billion Euro exportiert. Dies übersteigt sogar das bisherige Boomjahr aus 2008. Der Bundesverband Groß- und Außenhandel erwartet für 2012 noch einen weiteren Zuwachs um 6 Prozent.
Anfang Dezember war es dann soweit, auch Deutschland kommt im Ratingsumpf unter die Räder, die Ratingagentur S&P strafte die Unentschlossenheit der Euro-Zone ab und kündigte eine Überprüfung von Deutschland und Frankreich, sowie 13 weiterer Eurostaaten an. Daraufhin kamen die Metalle wieder unter Druck, Gold verlor 25 $ je Unze, Silber 1 $.
Der EU Gipfel vergangene Woche brachte eine überraschende Einigung der EU - Länder auf eine bessere Haushalt- bzw. Ausgabendisziplin. Hier haben sich Kanzlerin Merkel und Frankreichs Präsident Sarkozy mit ihren Plänen zur Stärkung der Währungsunion durchgesetzt. Diese beinhalten im Wesentlichen: Strafen für Defizitsünder, die Schonung von Banken und das vorgezogene Aufspannen des dauerhaften Rettungsschirms ESM. Auch zusätzliche Mittel des IWF (durch Europa finanziert) sind Teil des Planes.
Die eigentliche Eurorettung wurde fast zeitgleich aus China gemeldet. Die Zentralbank kündigte einen neuen Mega-Fonds im Gesamtvolumen von 300 Mrd. USD an, der frisches Geld in die Eurozone und nach Amerika pumpen soll.
Während die Terminbörsen kein einheitliches Bild bei den Zu- und Abflüssen zeigen, sind bei den ETF- Beständen sukzessive Mittelzuflüsse, ungebremst seit mittlerweile neun Wochen zu beobachten.
Gold scheint zur Zeit in einer schwierigen Rolle. Auf der einen Seite ist es der Stabilitätsanker in der Zeit der Wirtschafts- und Finanzkrise, auf der anderen Seite gibt es gerade in den letzten Tagen vermehrte Anzeichen, dass Gold sich mehr und mehr im Sog der Aktien- und Zinsmärkte befindet.
Die aktuelle Verfügbarkeit bei den Investmentbarren ist bereits stark geprägt durch das Jahresendgeschäft und zeigt erste Spuren. Einzelne Barrengrößen sind bereits ausverkauft und erst im Neuen Jahr wieder lieferbar.
Silber
Die Kollegen von GFMS veröffentlichten eine Analyse zum aktuellen Silbermarkt. Während man von einen Kursdurchschnitt von 35,66 $ im Jahr 2011 ausgeht, ist man für das kommende Jahr sehr zuversichtlich und sieht Silber im Jahresdurchschnitt bei beachtlichen 45 $ je Unze.
Im laufenden Jahr antizipiert man eine weltweite Steigerung der Jahresproduktion von fast 4 Prozent, während das Volumen aus der Aufarbeitung von Altsilber sogar um beachtliche 10 Prozent steigen soll. Der Verkauf aus Staatsbeständen wird jedoch in diesem Jahr stark abnehmen, so dass trotz der oben erwähnten Steigerung in der Aufarbeitung, bzw. der Produktion, auf Gesamtjahresbasis mit einem unveränderten Volumen auf der globalen Angebotsseite zu rechnen ist.
Auch wenn die Gesamtnachfrage dieses Jahr um 4 Prozent steigen wird, erwarten die Bereiche Bestecke/Silberwaren (minus 8 Prozent), sowie die Fotoindustrie (minus 10 Prozent) Rückgänge in 2011.
Neben dem schmuckverarbeitenden Gewerbe trägt hauptsächlich der Markt für Münzen und Barren (plus 25 Prozent) den Hauptbeitrag zum gesamten Nachfrageplus bei.
Der Markt, ist der Nachrichtenlage weiter folgend sehr volatil, so waren im Berichtszeitraum zum Teil Kursbewegungen innerhalb von 24 Stunden von 5 und 7 Prozent keine Seltenheit.
Auch an den Terminbörsen mussten die Anleger Federn lassen. So reduzierten sich die Bestände in den letzten 3 Wochen um fast 15 Prozent, während die ETF-Bestände nahezu unverändert blieben.
Platin
Der Kurs des Platins wurde im wesentlichen durch die allgemeine Nachrichtenlage der letzten Wochen geprägt. So gab das Platin, unter kurzen, jeweils kleineren Korrekturphasen, von 1650 $ je Unze auf aktuell 1482 $ je Unze nach.
Während die spekulativen Positionen an der Terminbörse in Tokyo stetig bis zum Monatsende November zunahmen, kam es in der letzten Woche in Tokyo zu massiven Verkäufen. Offensichtlich ging die Spekulation der kurzfristen Anleger, das zur Zeit vermeidlich günstige Kursniveau zum Einstieg zu nutzen, nicht richtig auf. Deshalb mussten sie ihre Verluste realisieren. Dagegen bewahren die Investoren an der amerikanischen Terminbörse weiter die Nerven. Hier kam es im Berichtszeitraum sogar noch zu kleinen Zuflüssen.
Es stellt sich nun die Frage wann der Markt auf Kursunterstützung treffen wird. Charttechnisch sollte hier der Bereich zwischen 1425 $ - 1435 $ je Unze eine Unterstützungslinie darstellen.
Palladium
Palladium legte in den vergangen Tagen eine beachtliche Rallye hin. Zwischen dem 05.12. und dem 07.12. legte es um satte 7 Prozent zu. Grund hierfür, nach der langen Phase des Liebesentzuges durch Investoren, waren die guten Autozahlen für die sog. "light vehicles" in den USA. Mit sinkendem Ölpreis kehren die Amerikaner auch wieder zu ihrem normalen Kaufverhalten zurück und bevorzugen verstärkt wieder Autos mit größeren Motoren, die einen höheren Palladiumanteil in den Katalysatoren tragen. Besonders die spekulativen Investoren sind mit sehr großen Short-Positionen in vorhandene Optionsstrukturen gelaufen, welche in den kommenden vier Wochen mit Basispreisen bei 700 $ und 750 $ zum größten Teil auslaufen werden.
Die zahlreichen Prognosen über die physische Angebots- und Nachfragebilanz von Palladium für die nächsten Jahre, die sowohl aus dem Finanzsektor, aber auch den Industrieunternehmen stammen, zeichnen ein interessantes Bild. Nachdem im Jahr 2010 der Markt in der Angebots- und Nachfragebilanz ein Defizit von 550 Toz. aufwies und in diesem Jahr wahrscheinlich einen Überschuss von bis zu 900 Toz. erreichen wird, gibt es für 2012 nur noch ein geringes Plus.
Für das Jahr 2013 zeigen die Prognosen erneut ein Defizit von bis zu 420 Toz. Dies könnte die Kursphantasie gegen Ende des nächsten Jahres deutlich anheizen, zumal sich die Marktpreisentwicklung in den letzten Jahren meist immer entsprechend des Verbrauches entwickelte (Siehe Chart).
Rhodium, Ruthenium, Iridium
In den kleinen Platinmetallen gab es bei Iridium im Vergleich zu unserem letzten Bericht keine nennenswerte Kursänderung. Es notiert gegenwärtig bei 1025 $ - 1075 $ je Unze.
Der seit Juli diesen Jahres anhaltende Preisverfall des Ruthenium hat nach unserem letzten Bericht wieder Fahrt aufgenommen. Mittlerweile werden Preise unter 100 $ je Unze gehandelt. Hier bleibt langfristig das Problem, dass keine neuen industriellen Anwendungen in Sicht sind und der Verbrauch der Elektronikindustrie, derzeit ca. 80%, weiter rückläufig ist und somit langfristig kaum Nachfrage besteht.
Fehlendes Kaufinteresse und Verkaufsinteresse von Händlerseite waren die Gründe für den Kursverfall beim Rhodium. So reduzierte sich der Preis von 1.610 $ - 1.650 $ auf aktuell 1.460 $ - 1.500 $ je Unze. Eine eventuelle Kurssteigerung könnte unseres Erachtens ausschließlich spekulationsgetrieben sein, von der industriellen Seite herrscht derzeit Funkstille.
© Oliver Heuschuch
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.
In der turnusmäßigen Veröffentlichung des World Gold Council für die aktuellen Entwicklungen der Edelmetallmärkte im 3. Quartal zeigt sich ein äußerst interessantes Bild. So stieg im dritten Quartal die weltweite Goldnachfrage um 6 Prozent auf ein neues 18 Monatshoch. Dabei hat die Nachfrage aus dem chinesischen Schmuckmarkt, mit einem Wachstum um 13 Prozent zum ersten Mal den indischen Schmuckmarkt von seinem ersten Platz verdrängt. (In unserer letzten Ausgabe haben wir irrtümlich von einem Null Wachstum im chinesischen Schmuckmarkt berichtet, tatsächlich hat der Markt ein überdurchschnittliches Wachstum in den letzten 10 Jahren erreicht.)
Auf Jahresbasis stieg der Verbrauch im Investmentbereich global auf 468,1 Tonnen. Das ist eine satte Steigerung um 33 Prozent.
Dabei bauten die Zentralbanken ihre Bestände im 3. Quartal um 148,4 Tonnen aus, gegenüber nur 22,6 Tonnen im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Für das letzte Quartal 2011 rechnet das WGC mit weiteren Zentralbankkäufen in der Größenordnung von 90 Tonnen. Damit würde das Gesamtjahr ein Zentralbankvolumen von 450 Tonnen und somit ein neues Rekordhoch erreichen.
Wie angespannt die Lage in der Euro-Zone ist, zeigt ein Barometer der EU-Kommission. Der Economic Sentiment Index sank im November von 94,8 Punkten des Vormonats auf 93,7 Punkte. Abgefragt werden beim ESI die Stimmung in der Industrie, bei Dienstleistern, im Handel, in der Baubranche und bei Verbrauchern. Auch die neue Regierung in Spanien und Italien mit ihren drastischen Sparpaketen konnten nicht zur Beruhigung beitragen. Die Rating-Agenturen sprachen den Politikern ihr Misstrauen aus. S&P und Fitch senkten die Ausblicke/Bonitätsnoten für einige G7 Nationen, so auch Frankreich und die USA.
Gleichzeitig parken die europäischen Banken immer mehr Geld über Nacht bei der Europäischen Zentralbank (EZB). Anfang letzter Woche beliefen sich diese Einlagen bereits auf 333 Milliarden Euro. Ein Rekord ist das allerdings noch nicht. Im Juni 2010, im Rahmen der ersten Griechenlandkrise, wurden 384 Milliarden Euro bei der Notenbank in Sicherheit gebracht.
Die Zentralbanken fürchten den Liquiditätsengpass bei den Banken vielleicht gerade auch, weil den Staaten die Möglichkeit abgesprochen wird, für das Bankensystem geradezustehen.
Dazu förderte der Banken-Stresstest die erwarteten Ergebnisse zu Tage. Den deutschen Banken fehlen bis zu 13 Mrd. Euro, den europäischen Banken sogar 115 Mrd. Euro, um die anstehenden Eigenkapitalanforderungen (nach der nötigen Bilanzbereinigung) zu erfüllen.
Am 30.11.2011 reagierten schließlich die Zentralbanken in einer geschlossenen Aktion. EZB, Bank of England, FED, BOJ, Schweizer Nationalbank fluteten den Markt mit billiger Liquidität. Daraufhin stieg Gold um 20 $, die kurzfristigen Zinsen schwächten sich stark ab, der langfristige Zins blieb aber nahezu unverändert. Euro/USD stieg um nahe zu 2 Euro-Cent auf 1,3460. Auch die Zentralbanken in Asien lockerten Ihre Geldpolitik, so senkte die People Bank of China den Satz, den die Banken hinterlegen müssen, um einen halben Prozentpunkt auf 21 Prozent.
Diese konzertierte Aktion der Zentralbanken soll den Banken eine Ausweitung der Kreditvergabe ermöglichen und den gesamten Wirtschaftskreislauf entlasten. Ein weiterer Schritt die oben genannten Maßnahmen zur Stabilisierung zu unterfüttern, war letztlich auch die Zinssenkung durch die EZB.
Verglichen mit der Stimmung im Land, läuft die Realwirtschaft in Deutschland jedenfalls besser als erwartet. So haben die deutschen Unternehmen im Jahr 2011 Waren im Wert von einer Billion Euro exportiert. Dies übersteigt sogar das bisherige Boomjahr aus 2008. Der Bundesverband Groß- und Außenhandel erwartet für 2012 noch einen weiteren Zuwachs um 6 Prozent.
Anfang Dezember war es dann soweit, auch Deutschland kommt im Ratingsumpf unter die Räder, die Ratingagentur S&P strafte die Unentschlossenheit der Euro-Zone ab und kündigte eine Überprüfung von Deutschland und Frankreich, sowie 13 weiterer Eurostaaten an. Daraufhin kamen die Metalle wieder unter Druck, Gold verlor 25 $ je Unze, Silber 1 $.
Der EU Gipfel vergangene Woche brachte eine überraschende Einigung der EU - Länder auf eine bessere Haushalt- bzw. Ausgabendisziplin. Hier haben sich Kanzlerin Merkel und Frankreichs Präsident Sarkozy mit ihren Plänen zur Stärkung der Währungsunion durchgesetzt. Diese beinhalten im Wesentlichen: Strafen für Defizitsünder, die Schonung von Banken und das vorgezogene Aufspannen des dauerhaften Rettungsschirms ESM. Auch zusätzliche Mittel des IWF (durch Europa finanziert) sind Teil des Planes.
Die eigentliche Eurorettung wurde fast zeitgleich aus China gemeldet. Die Zentralbank kündigte einen neuen Mega-Fonds im Gesamtvolumen von 300 Mrd. USD an, der frisches Geld in die Eurozone und nach Amerika pumpen soll.
Während die Terminbörsen kein einheitliches Bild bei den Zu- und Abflüssen zeigen, sind bei den ETF- Beständen sukzessive Mittelzuflüsse, ungebremst seit mittlerweile neun Wochen zu beobachten.
Gold scheint zur Zeit in einer schwierigen Rolle. Auf der einen Seite ist es der Stabilitätsanker in der Zeit der Wirtschafts- und Finanzkrise, auf der anderen Seite gibt es gerade in den letzten Tagen vermehrte Anzeichen, dass Gold sich mehr und mehr im Sog der Aktien- und Zinsmärkte befindet.
Die aktuelle Verfügbarkeit bei den Investmentbarren ist bereits stark geprägt durch das Jahresendgeschäft und zeigt erste Spuren. Einzelne Barrengrößen sind bereits ausverkauft und erst im Neuen Jahr wieder lieferbar.
Silber
Die Kollegen von GFMS veröffentlichten eine Analyse zum aktuellen Silbermarkt. Während man von einen Kursdurchschnitt von 35,66 $ im Jahr 2011 ausgeht, ist man für das kommende Jahr sehr zuversichtlich und sieht Silber im Jahresdurchschnitt bei beachtlichen 45 $ je Unze.
Im laufenden Jahr antizipiert man eine weltweite Steigerung der Jahresproduktion von fast 4 Prozent, während das Volumen aus der Aufarbeitung von Altsilber sogar um beachtliche 10 Prozent steigen soll. Der Verkauf aus Staatsbeständen wird jedoch in diesem Jahr stark abnehmen, so dass trotz der oben erwähnten Steigerung in der Aufarbeitung, bzw. der Produktion, auf Gesamtjahresbasis mit einem unveränderten Volumen auf der globalen Angebotsseite zu rechnen ist.
Auch wenn die Gesamtnachfrage dieses Jahr um 4 Prozent steigen wird, erwarten die Bereiche Bestecke/Silberwaren (minus 8 Prozent), sowie die Fotoindustrie (minus 10 Prozent) Rückgänge in 2011.
Neben dem schmuckverarbeitenden Gewerbe trägt hauptsächlich der Markt für Münzen und Barren (plus 25 Prozent) den Hauptbeitrag zum gesamten Nachfrageplus bei.
Der Markt, ist der Nachrichtenlage weiter folgend sehr volatil, so waren im Berichtszeitraum zum Teil Kursbewegungen innerhalb von 24 Stunden von 5 und 7 Prozent keine Seltenheit.
Auch an den Terminbörsen mussten die Anleger Federn lassen. So reduzierten sich die Bestände in den letzten 3 Wochen um fast 15 Prozent, während die ETF-Bestände nahezu unverändert blieben.
Platin
Der Kurs des Platins wurde im wesentlichen durch die allgemeine Nachrichtenlage der letzten Wochen geprägt. So gab das Platin, unter kurzen, jeweils kleineren Korrekturphasen, von 1650 $ je Unze auf aktuell 1482 $ je Unze nach.
Während die spekulativen Positionen an der Terminbörse in Tokyo stetig bis zum Monatsende November zunahmen, kam es in der letzten Woche in Tokyo zu massiven Verkäufen. Offensichtlich ging die Spekulation der kurzfristen Anleger, das zur Zeit vermeidlich günstige Kursniveau zum Einstieg zu nutzen, nicht richtig auf. Deshalb mussten sie ihre Verluste realisieren. Dagegen bewahren die Investoren an der amerikanischen Terminbörse weiter die Nerven. Hier kam es im Berichtszeitraum sogar noch zu kleinen Zuflüssen.
Es stellt sich nun die Frage wann der Markt auf Kursunterstützung treffen wird. Charttechnisch sollte hier der Bereich zwischen 1425 $ - 1435 $ je Unze eine Unterstützungslinie darstellen.
Palladium
Palladium legte in den vergangen Tagen eine beachtliche Rallye hin. Zwischen dem 05.12. und dem 07.12. legte es um satte 7 Prozent zu. Grund hierfür, nach der langen Phase des Liebesentzuges durch Investoren, waren die guten Autozahlen für die sog. "light vehicles" in den USA. Mit sinkendem Ölpreis kehren die Amerikaner auch wieder zu ihrem normalen Kaufverhalten zurück und bevorzugen verstärkt wieder Autos mit größeren Motoren, die einen höheren Palladiumanteil in den Katalysatoren tragen. Besonders die spekulativen Investoren sind mit sehr großen Short-Positionen in vorhandene Optionsstrukturen gelaufen, welche in den kommenden vier Wochen mit Basispreisen bei 700 $ und 750 $ zum größten Teil auslaufen werden.
Die zahlreichen Prognosen über die physische Angebots- und Nachfragebilanz von Palladium für die nächsten Jahre, die sowohl aus dem Finanzsektor, aber auch den Industrieunternehmen stammen, zeichnen ein interessantes Bild. Nachdem im Jahr 2010 der Markt in der Angebots- und Nachfragebilanz ein Defizit von 550 Toz. aufwies und in diesem Jahr wahrscheinlich einen Überschuss von bis zu 900 Toz. erreichen wird, gibt es für 2012 nur noch ein geringes Plus.
Für das Jahr 2013 zeigen die Prognosen erneut ein Defizit von bis zu 420 Toz. Dies könnte die Kursphantasie gegen Ende des nächsten Jahres deutlich anheizen, zumal sich die Marktpreisentwicklung in den letzten Jahren meist immer entsprechend des Verbrauches entwickelte (Siehe Chart).
Rhodium, Ruthenium, Iridium
In den kleinen Platinmetallen gab es bei Iridium im Vergleich zu unserem letzten Bericht keine nennenswerte Kursänderung. Es notiert gegenwärtig bei 1025 $ - 1075 $ je Unze.
Der seit Juli diesen Jahres anhaltende Preisverfall des Ruthenium hat nach unserem letzten Bericht wieder Fahrt aufgenommen. Mittlerweile werden Preise unter 100 $ je Unze gehandelt. Hier bleibt langfristig das Problem, dass keine neuen industriellen Anwendungen in Sicht sind und der Verbrauch der Elektronikindustrie, derzeit ca. 80%, weiter rückläufig ist und somit langfristig kaum Nachfrage besteht.
Fehlendes Kaufinteresse und Verkaufsinteresse von Händlerseite waren die Gründe für den Kursverfall beim Rhodium. So reduzierte sich der Preis von 1.610 $ - 1.650 $ auf aktuell 1.460 $ - 1.500 $ je Unze. Eine eventuelle Kurssteigerung könnte unseres Erachtens ausschließlich spekulationsgetrieben sein, von der industriellen Seite herrscht derzeit Funkstille.
© Oliver Heuschuch
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.