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Koos Jansen vs. WGC/GFMS/CPM

23.02.2015  |  Jan Nieuwenhuijs
- Seite 6 -
Lagerbestände

Als nächstes Argument in der Liste sind die Lagerbestände zu nennen. Wie oben bereits dargestellt: Verfügt ein Schmuckhändler z.B. über Bestände in Höhe von zwei Tonnen, so ist dies aller Wahrscheinlichkeit nach gehedgt, wodurch diese Menge laut Berechnungsgrundlage des WGC nicht als Nachfrage zählt. Aus dem Bericht "https://static.bullionstar.com/blog/koos-jansen/wp-content/uploads/2015/02/understanding-chinas-gold-market.pdf":

"[...] Es ist jedoch bezeichnend, dass sich die Bestände der Schmuckhändler erhöhten, je mehr sie expandierten. Unserem Urteil nach könnten seit 2009 branchenweit 75 bis 125 Tonnen in die Versorgungskette absorbiert worden sein."

Ok, lassen wir so stehen, dass 125 Tonnen Gold (maximal) von Schmuckhändlern und dergleichen als Bestände gehalten werden.


Die Shanghai International Gold Exchange

Eine Sache, die der WGC in seiner Liste an Argumenten nicht berücksichtigt hat, was er aber hätte tun sollen, ist Trading an der Shanghai International Gold Exchange (SGEI). Da die Abzüge an der SGE zu diesem Zeitpunkt auch potentielle Abzüge von der SGEI in der Freihandelszone Shanghai beinhalten, kann dies die Zahlen zu den Abzügen im heimischen Markt verfälschen. Gleichwohl war der Handel seit Beginn der SGEI eher schwach, sodass sie derzeit keine bedeutende Rolle spielen. Lesen Sie diesen Beitrag für eine detailliertere Erklärung.


Schlussfolgerung

Der Unterschied bei den Berechnungsgrundlagen dürfte deutlich geworden sein. Die Abzüge von der SGE sind die umfassendste Bemessungsvariante, um die Nachfrage zu erfassen, wohingegen sich die Nachfrage laut WGC auf die private Nachfrage beschränkt. Dennoch denke ich, dass der WGC einen Großteil der Nachfrage von Einzelpersonen und Institutionen übersieht, die ihr Gold direkt über die SGE beziehen.

Wenn wir uns an die Berechnungsgrundlagen des WGC halten (was nicht für das Recyclingangebot Gold-gegen-Gold zählt), so liege das einzig legitime Argument, das die Differenz erklären könnte, in den Lagerbeständen, die von Großhändlern entweder an der SGE gekauft oder an der SGE geleast werden. Laut dem WGC schlagen diese mit 125 Tonnen zu Buche. Beweisstück 8 hat uns die Lücke zwischen dem Angebot von 2007 bis 2014 (7.872 Tonnen) auf der einen und der vom WGC bezifferten Nachfrage während dieses Zeitraumes (5.469 Tonnen) auf der anderen Seite aufgezeigt. Die Differenz liegt also bei 2.403 Tonnen und das einzig wahre Argument des WGC, das wir finden, um diese Lücke zu erklären, sind 125 Tonnen an Lagerbeständen.

Meiner bescheidenen Meinung nach könnten die Lagerbestände durchaus höher sein als 125 Tonnen, sagen wir 300 Tonnen, allerdings würde das noch immer nicht die klaffende Lücke füllen können. Daher bleibt nur zu sagen, dass der WGC die chinesische Goldnachfrage massiv unterschätzt. Für 2014 beziffert der WGC die chinesische Goldnachfrage mit 814 Tonnen, wohingegen das Angebot bei 1.850 Tonnen lag (unter Ausschluss des Gold-gegen-Gold-Recyclings). Die Abzüge von der SGE erreichten 2.102 Tonnen.

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Beweisstück 9: Im roten Rahmen findet sich die gesamte Goldmenge, die in 2014 aus den Tresoren der SGE abgezogen wurden (in kg).


Das Gold-gegen-Cash-Altgoldangebot (die Altgoldzahlen des GFMS) muss nicht zwangsweise durch die SGE verkauft werden. Theoretisch könnte dieses Gold z.B. in Golddraht umgeschmolzen und direkt an Schmuckhändler verkauft werden. Das gesamte Minen- und Importangebot von 2007 bis 2014 beträgt in der Summe 6.934 Tonnen.

Für all jene, die an einer Analyse des chinesischen Goldmarktes interessiert sind, hier ein paar Zahlen für den Anfang:

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Beweisstück 10


Als letzten Punkt will ich Folgendes anbringen: Wenn wir uns den Chart mit den wöchentlichen SGE-Abzügen seit 2010 ansehen, so können wir immer um Neujahr (Mondjahr) (und im Zeitraum von April bis September 2013 aufgrund des Goldpreiseinbruchs) einen Ausschlag erkennen, also immer dann, wenn die Chinesen traditionell Geschenke für einander kaufen, und das ist nicht selten Gold.

Würde dieser Chart genauso aussehen, wenn die SGE-Abzüge zudem die Rohstofffinanzierungsgeschäfte oder die offiziellen Käufe mit einschließen würden? Oder würde der Chart dann eine geringere saisonale Abhängigkeit erkennen lassen? Meiner Ansicht nach würde die Grafik saisonal unabhängiger aussehen, wenn die PBOC Gold über die SGE erwerben würde.



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