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Ölpreise verselbständigen sich

26.02.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis stieg gestern um 5% und handelt am Morgen bei gut 62 USD je Barrel. Der WTI-Preis legte um 3,5% auf 51 USD je Barrel zu. Als Auslöser für den Preissprung werden Äußerungen des saudi-arabischen Ölministers al-Naimi genannt. Offensichtlich haben einige Marktteilnehmer die Äußerungen fehlinterpretiert. Denn al-Naimi sagte lediglich, dass die Ölnachfrage steigen würde. Das ist keine wirkliche Neuigkeit. Denn nicht einmal der größte Pessimist geht davon aus, dass die Ölnachfrage in diesem Jahr fallen wird. Damit die Äußerungen al-Naimis als Erklärung für solch einen kräftigen Preisanstieg wie gestern dienen können, hätte er sagen müssen, dass die Ölnachfrage stärker steigt.

Das Wort "stärker" findet sich in den mir bekannten Medienberichten zu al-Naimi allerdings nicht. Auch die wiederkehrenden Rufe nach einer außerplanmäßigen OPEC-Sitzung erachten wir als Erklärung für wenig glaubhaft, da die Wahrscheinlichkeit, dass sich Saudi-Arabien und seine Verbündeten in der Golfregion dazu hinreißen lassen, faktisch bei Null liegt. Momentan hat es den Anschein, dass der Brentölpreis bei 60 USD je Barrel einen Boden ausbildet. Ob dieses Preisniveau ausreichend ist, damit hinreichend Ölangebot außerhalb der OPEC vom Markt genommen wird, bleibt abzuwarten.

Der erneut kräftige Anstieg der US-Rohöllagerbestände um 8,4 Mio. Barrel, welcher gestern vom US-Energieministerium berichtet wurde, deutet auf einen weiterhin überversorgten Markt hin. Die Bestände sind sieben Wochen in Folge gestiegen. Während dieser Zeit stiegen die Ölvorräte um insgesamt 51,8 Mio. Barrel bzw. 7,4 Mio. Barrel pro Woche. Auch die Ölvorräte in Cushing legten um weitere 2,4 Mio. Barrel zu, womit sich der dortige Anstieg seit Jahresbeginn auf knapp 18 Mio. Barrel summiert.

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Edelmetalle

Der Goldpreis handelt heute Morgen fester bei 1.215 USD je Feinunze. Die physische Goldnachfrage scheint mit der Rückkehr der chinesischen Händler nach den Neujahrsfeierlichkeiten wieder anzuziehen. Dies spiegelt sich in den Prämien wider, die an der Goldbörse Shanghai auf 5-6 USD je Feinunze gegenüber den internationalen Preisen gestiegen sind. Vor der Neujahrspause lagen sie 2 USD niedriger.

Heute Nachmittag werden in den USA weitere Konjunkturdaten veröffentlicht, so zum Beispiel die Verbraucherpreise. Diese könnten wegen der stark gefallenen Ölpreise im Januar im Vergleich zum Vorjahr zum ersten Mal seit Oktober 2009 in den negativen Bereich gerutscht sein, was zu höheren Realzinsen in den USA beitragen würde. Dies wiederum wäre negativ für Gold, da sich dadurch die Opportunitätskosten von Gold erhöhen.

Im Fahrwasser der Industriemetalle verteuern sich heute Morgen auch Platin und Palladium, nachdem sie gestern schon zulegten. Platin handelt auf einem Wochenhoch von knapp 1.190 USD je Feinunze, Palladium erreicht mit rund 815 USD je Feinunze den höchsten Stand seit sechs Wochen. Das gestrige Überschreiten der 800 USD-Marke dürfte hier zu technischen Anschlusskäufen geführt haben. Gemessen am Platin/Palladium-Verhältnis ist Palladium gegenüber Platin aktuell so teuer wie seit fast 13 Jahren nicht mehr.


Industriemetalle

Offenbar animiert durch den starken Anstieg der Ölpreise gestern Abend legen alle Metallpreise heute Morgen zu. Kupfer steigt dabei über die Marke von 5.900 USD je Tonne und handelt damit auf einem 6-Wochenhoch.

Aluminium übersteigt wieder die 1.800 USD-Marke. Gestern veröffentlichten Daten des International Aluminium Institute (IAI) zufolge fiel die globale Aluminiumproduktion im Januar im Vergleich zum Vormonat um 1,3% auf 4,612 Mio. Tonnen. Dies war ausschließlich auf China zurückzuführen, wo die Produktion überraschend um 2,8% zurückging. Die Produktionsrate außerhalb Chinas, die schon zuvor veröffentlicht wurde (siehe TagesInfo Rohstoffe vom 24.02.), verharrte auf dem Rekordniveau des Vormonats. Im Vergleich zum Vorjahr wurde in China aber 9,3% mehr Aluminium hergestellt.

Durch die geplante starke Ausweitung der Kapazitäten wird die chinesische Aluminiumproduktion in diesem Jahr wohl deutlich ausgeweitet werden. Dies sollte sich u.a. in hohen Exporten widerspiegeln. Die Erwartung hoher chinesischer Ausfuhren dürfte auch die Verhandlungen über die nächsten Quartalsprämien in Japan beeinflussen, die gestern begonnen haben. Die gute Versorgungslage und die rekordhohen Lagerbestände in den japanischen Häfen sprechen für niedrigere Prämien im zweiten Quartal. Unseres Erachtens besteht für den Aluminiumpreis wenig Potenzial nach oben.


Agrarrohstoffe

Der Zuckerpreis befindet sich weiter auf Talfahrt. Der in New York gehandelte Terminkontrakt fiel gestern um weitere 2,5% auf 13,8 US-Cents je Pfund. So preiswert war Rohzucker zuletzt im Mai 2010. In den letzten fünf Wochen hat sich Zucker um 15% verbilligt. Die Gründe für die Preisschwäche hatten wir bereits gestern beleuchtet. Zudem meldete sich die Internationale Zuckerorganisation mit einer pessimistischen Einschätzung zu Wort.

Zwar soll der globale Marktüberschuss im Erntejahr 2014/15 "nur noch" 620 Tsd. Tonnen betragen, nach einem Überschuss von 2,6 Mio. Tonnen im vorherigen Erntejahr. Der weltweite Verbrauch soll um 1,8% auf 171,5 Mio. Tonnen steigen, die weltweite Produktion um 0,6% auf 172,1 Mio. Tonnen. Für 2015/16 erwartet die ISO zudem ein Angebotsdefizit. Für eine merkliche Preiserholung ist laut ISO aber ein substantieller Abbau der hohen Bestände erforderlich. Eine in etwa gleich hohe Produktion wie Nachfrage werden dafür nicht sorgen können.

Für die verbleibenden Monate im laufenden Erntejahr sieht die ISO aufgrund des reichlichen Angebots anhaltenden Abwärtsdruck auf die Preise. Das Erreichen des Tiefs vom Mai 2010 bei 13 US-Cents je Pfund scheint somit nur noch eine Frage der Zeit.

Die Euronext wird am kommenden Montag den Handel ihres neuen Weizen-Terminkontrakts mit verbesserten Qualitätsstandards starten (siehe TagesInfo vom 6.2.). Den Marktteilnehmern soll für sechs Monate ermöglicht werden, die alten Terminkontrakte in die neuen zu tauschen. Zudem werden für den neuen Terminkontrakt reduzierte Gebühren angeboten.



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