Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Ende des Preiskampfes am Ölmarkt in Sicht?

04.03.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Saudi-Arabien hat seine offiziellen Verkaufspreise für April für Abnehmer in den USA, Europa und Asien erhöht. Der Preisabschlag für asiatische Kunden wurde um 1,4 USD je Barrel reduziert. US-Kunden müssen für Arab Light künftig 1 USD je Barrel mehr zahlen als im März. Europäischen Kunden wurde der Abschlag um 20 US-Cents je Barrel gesenkt. Insbesondere die deutliche Reduktion des Abschlags in Asien kam überraschend und deutet auf eine anziehende Nachfrage hin.

Zugleich kann dies ein Indiz dafür sein, dass sich der von Saudi-Arabien initiierte Preisunterbietungswettbewerb zur Verteidigung von Marktanteilen seinem Ende nähert. Darauf deutet auch die Preiserhöhung auf dem US-Markt hin, welche eine gute Nachricht für die US-Schieferölproduzenten ist. Die Ölpreise konnten von der Preiserhöhung Saudi-Arabiens allerdings nicht mehr zusätzlich profitieren. Schließlich hatte der saudi-arabische Ölminister bereits letzte Woche von einer steigenden Nachfrage gesprochen.

Ob die bisherigen Maßnahmen letztlich ausreichen, damit genügend Schieferölangebot vom Markt verschwindet, bleibt zudem abzuwarten. Heute richtet sich der Fokus auf die US-Lagerdaten. Diese dürften auf einen weiterhin überversorgten Markt hindeuten. Der US-Branchenverband API meldete gestern einen weiteren Anstieg der US-Rohölvorräte um 2,9 Mio. Barrel. Dies war deutlich weniger als der in den Vorwochen gemeldete Lageraufbau und wurde daher von einigen Marktbeobachtern als positiv interpretiert. Wir sind skeptischer und weisen darauf hin, dass die Rohölvorräte trotz niedrigerer Importe weiter gestiegen sind.


Edelmetalle

Gold hält sich zwar noch über der psychologisch wichtigen Marke von 1.200 USD je Feinunze, kann derzeit aber auch nicht mehr zulegen. Die Nachfrage nach Gold war zuletzt offenbar eher verhalten. So hat zum Beispiel die Türkei im Februar gemäß Daten der Istanbuler Goldbörse nur 2,1 Tonnen Gold importiert. Schon im Januar waren es lediglich 2,26 Tonnen. China hatte im Januar auf Brutto-Basis ebenfalls deutlich weniger Gold importiert (siehe TagesInfo Rohstoffe vom 27.02.). Auch in Indien hielten sich Importeure in Erwartung der letztlich nicht erfolgten Senkung der Importsteuer mit Goldeinfuhren im Februar zurück.

Die Preise für Platin und Palladium geben heute Morgen im Zuge schwächerer US-Fahrzeugverkaufszahlen moderat nach. Die saisonbereinigte annualisierte Verkaufsrate ist im Februar den zweiten Monat in Folge gesunken. Mit 16,16 Mio. Fahrzeugen wurden 2,4% weniger Fahrzeuge als im Vormonat verkauft und zudem so wenig wie zuletzt im April 2014.

Der Rückgang der Verkaufsrate ist Industriekreisen zufolge vor allem auf das Winterwetter zurückzuführen. Denn der Februar war im Nordosten und Mittleren Westen der USA einer der kältesten seit Beginn der Aufzeichnungen, wodurch potenzielle Käufer möglicherweise zu Hause geblieben sind. Mit besserem Wetter dürfte demnach die Verkaufsrate in den kommenden Monaten wieder anziehen. Einige Finanzanleger könnten die Daten aber zum Anlass nehmen und ihre ETF-Bestände weiter reduzieren. Die von Bloomberg erfassten Palladium-ETFs verzeichneten schon gestern weitere Abflüsse von ca. 5 Tsd. Unzen.


Industriemetalle

Die Metallpreise gaben gestern in der Breite nach und können sich auch heute Morgen kaum erholen. Der spürbare Anstieg der Ölpreise ging damit an den Metallmärkten komplett vorbei. Kupfer handelt knapp über 5.800 USD je Tonne, Aluminium unter der Marke von 1.800 USD je Tonne und Nickel bei 13.700 USD je Tonne. Der Nickelpreis hatte gestern mit 13.600 USD ein 13-Monatstief markiert. Seit Jahresbeginn steht mittlerweile ein Minus von fast 10% zu Buche. Wir führen den Preisrückgang auf die gute Versorgungslage am globalen Nickelmarkt zurück (siehe TagesInfo Rohstoffe vom 20.02. und Rohstoffe kompakt Industriemetalle, das heute veröffentlicht wird).

Zudem lässt das von vielen Marktteilnehmern erwartete Angebotsdefizit unseres Erachtens noch auf sich warten. Der Nickelpreis ist damit auf dem Weg zu den Tiefständen aus dem Jahr 2013 von etwas über 13.300 USD je Tonne. Aus charttechnischer Sicht stellt dies eine Unterstützungszone dar. Sollte diese jedoch unterschritten werden, könnte es zu technischen Anschlussverkäufen kommen, die den Preisrückgang von Nickel wohl noch verstärken würden.

Gemäß LME-Statistik zur Marktpositionierung haben die spekulativen Finanzinvestoren in der letzten Woche ihre Netto-Long-Positionen im Falle von Nickel leicht ausgeweitet und damit zur zwischenzeitlichen Preiserholung beigetragen. Die Stimmung dürfte mittlerweile aber bereits wieder gekippt sein.


Agrarrohstoffe

Der Preis für Kaffee Arabica sackte gestern um mehr als 6% auf unter 130 US-Cents je Pfund ab. Damit nähert er sich wieder dem Niveau, von dem aus er Ende Januar 2014 seinen explosiven Anstieg auf zeitweise über 200 US-Cents begann. In den letzten zwei Wochen hat sich Kaffee Arabica um mehr als 20% verbilligt. Da der Preis für Kaffee Robusta in der letzten Zeit weniger nachgegeben hat, hat sich der Preisabstand zugunsten von Arabica auf den niedrigsten Stand seit Januar 2014 verringert.

Von fundamentaler Seite sind es vor allem die Regenfälle in der wichtigsten brasilianischen Anbauregion Minas Gerais und rund um Sao Paulo, die neben den Kaffee- auch die Rohzuckerpreise unter Druck brachten. Auch der positive Produktionsausblick für den zweitgrößten Arabica-Produzenten Kolumbien und den drittgrößten südamerikanischen Kaffeeproduzenten Peru wirkte in die gleiche Richtung. Letztere beträgt allerdings nur rund 10% der brasilianischen Erntemenge.

Ebenfalls preisbelastend ist die anhaltende Schwäche des Brasilianischen Real, der gegenüber dem US-Dollar auf einem 10½-Jahrestief notiert. Dass der Brasilianische Nationale Kaffeerat auf das noch immer deutliche Regendefizit hinweist, kann die negative Marktstimmung nicht drehen. Dass der Preisrückgang bei Kaffee Arabica gestern so kräftig ausfiel, dürfte vor allem auf technische Verkäufe nach dem Unterschreiten wichtiger Unterstützungsmarken zurückzuführen sein.

Wir erwarten zwar im Jahresverlauf eine Preiserholung bei Kaffee Arabica, behalten uns aber eine Abwärtsrevision unserer nun sehr optimistischen Preisprognose vor.

Open in new window




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"