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In Zeiten von Boom und Bust - Gold

03.08.2015  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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In der Zeit von 1929 bis 1933 schrumpfte die US-Wirtschaftsleistung um 30 Prozent, die Industrieproduktion fiel um mehr als 40 Prozent. Die offizielle Arbeitslosigkeit stieg und erreichte 1933 ihren Höchstwert bei knapp 25 Prozent - gegenüber noch 3,4 Prozent im Jahre 1929. Die Güterpreise fielen auf breiter Front. Folglich nahm die Kaufkraft des US-Dollar zu. Was passierte mit dem Goldpreis? Er blieb unverändert bei 20,67 US-Dollar pro Feinunze. Warum?

Der US-Dollar war zu dieser Zeit in Feinunzen Gold definiert, war damit also ein Ausdruck einer bestimmten Feingoldmenge. Der US-Dollar und das Gold waren (vereinfachend ausgedrückt) ein und dasselbe. Als in der Zeit von August 1929 bis März 1933 die Preise fielen, stieg die Kaufkraft des US-Dollar und damit auch die des Goldes, und zwar um etwa 37 Prozent.

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Quelle: Bloomberg, eigene Berechnungen. *Serien sind indexiert (Januar 1920 = 100). Steigt (fällt) die Linie, steigt (fällt) die Kaufkraft des US-Dollar/des Goldes.


1934 erhöhte die US-Administration unter Präsident Franklin D. Roosevelt (1882 - 1945) den Goldpreis von 20,67 US auf 35 US-Dollar pro Feinunze. Die Abwertung des US-Dollar gegenüber dem Gold erhöhte die "frei verfügbaren" Goldbestände im Bankensystem, und die US-Dollar-Geldmenge konnte ausgedehnt werden. Dadurch stiegen nachfolgend die Preise wieder, und die Kaufkraft des US-Dollar und des Goldes fiel.

Dass das Gold bis Anfang der 1970er Jahre seine Wertaufbewahrungsfunktion nicht erfüllen konnte, lag am Zusammenspiel von drei Faktoren:

(1) Der US-Dollar (in Form von Banknoten und Bankguthaben) blieb ein Ausdruck für eine bestimmte Menge Feingold.

(2) Gleichzeitig vermehrte die US-Administration die umlaufende Menge an US-Dollar-Banknoten und -Bankguthaben (ohne dass diese durch physisches Gold gedeckt waren). Diese inflationäre Politik ließ die Güterpreise steigen, und folglich schwand die Kaufkraft des US-Dollar-Geldes und des Goldes.

(3) Die Amerikaner hatten aufgrund des Goldverbots, das US-Präsident Roosevelt bereits Anfang 1933 erlassen hatte, nicht die Möglichkeit, bei ihren Zahlungen von US-Dollar-Banknoten und -Bankeinlagen auf Gold (ob in physischer Form oder in Form von Gold-Zertifikaten) auszuweichen. Folglich konnte sich das Gold nicht aufwerten gegenüber dem US-Dollar-Papier- und -Buchgeld.

Was lässt sich aus dieser Episode lernen? Bis etwa Ende der 1960er Jahre war der Goldpreis in US-Dollar staatlich gesetzt. Gold hatte keinen eigenen Marktpreis gegenüber Gütern, die in US-Dollar gehandelt wurden. Als die US-Administration mit Beginn der 1930er Jahre anfing zu "reinflationieren", konnte folglich das Gold seine Wertaufbewahrungsfunktion nicht wahrnehmen.

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Quelle: Bloomberg.


Die Zäsur: 15. August 1971

Am 15. August 1971 verkündete US-Präsident Richard Nixon (1913 - 1994), dass von nun an der US-Dollar vorübergehend nicht mehr in Gold einlösbar sei. [Mit diesem unilateralen Beschluss Amerikas gingen übrigens alle anderen Währungen der Welt auf einen nicht einlösbaren Fiat-Geld-Standard über, der bis auf den heutigen Tag weltweit vorherrscht.]

Daraufhin stieg der Goldpreis in US-Dollar stark an. Er erreichte am 21. Januar 1980 850 US-Dollar pro Feinunze - das war ein Anstieg von knapp 2.000 Prozent gegenüber August 1971. (Der Marktpreis des Goldes lag damals bei etwa 42 US-Dollar pro Feinunze, also bereits merklich oberhalb des offiziellen Goldpreises von 35 US-Dollar pro Feinunze).

Spätestens mit der Zäsur vom 15. August 1971 wurde das Gold ein eigenständig an den Märkten handelbares Gut - zumindest international, das Goldverbot für private Amerikaner wurde allerdings erst Ende 1974 aufgehoben. Nachdem den Währungen die Golddeckung entzogen war, stieg in vielen Ländern die Inflation sehr stark an. Mit Beginn der 1980er Jahre begann dann auch die japanische Boomphase.


Platzen der Vermögenspreisblase in Japan

In den 1980er Jahren erlebte Japan einen fulminanten Wirtschaftsaufstieg. Nicht nur die Wirtschaftsleistung legte zu, vor allem auch die Preise für Aktien, Häuser und Grundstücke gingen mächtig in die Höhe. Beispielsweise stieg der japanische Aktienmarkt von 1970 bis Ende 1989 um durchschnittlich ungefähr 75 Prozent pro Jahr! Doch nicht nur die Preise der Vermögensgüter stiegen, auch ihre Bewertungsmaße stiegen stark an (beispielsweise bei Aktien das Kurs-Gewinn-Verhältnis).

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Quelle: Thomson Financial, eigene Berechnungen. *Die Serien sind indexiert (Januar 1970 = 100).


Wie entwickelte sich der Goldpreis in dieser Zeit, gerechnet in japanischen Yen? Als Anfang der 1970er Jahre das "System von Bretton Woods" auseinanderbrach, begann der japanische Yen gegenüber dem US-Dollar stark aufzuwerten. Allerdings war der Anstieg des Goldpreises bis Anfang der 1980er Jahre derart stark, dass auch der Goldpreis in Yen in die Höhe ging.

Als der japanische Boom Anfang der 1980er Jahre einsetzte, war der Goldpreis (in US-Dollar) auf dem Rückzug. Die Amerikaner waren auf eine "Anti-Inflationspolitik" eingeschwenkt. Gleichzeitig wertete sich der Yen gegenüber dem US-Dollar weiter auf. Von März 1980 bis Mitte 2000 fiel daher der Goldpreis in Yen. Auch die Kaufkraft des Goldes, in japanischen Güterpreisen ge-rechnet, fiel, und zwar um 86 Prozent. Selbst das Platzen der Blase Ende 1989 verhinderte nicht, dass das Gold (in japanischen Güterpreisen gerechnet) an Kaufkraft verlor.

Was ist aus dieser Episode zu lernen? In den 1970er Jahren war das Gold für Yen-Sparer ein Inflationsschutz, beziehungsweise es hat sogar seine Kaufkraft beträchtlich steigern können. Im Zuge der Anti-Inflationspolitik, die in den 1980er Jahren einsetzte, verlor das Gold jedoch einen Großteil seiner zuvor gewonnen Kaufkraft wieder. Selbst das Platzen der Preisblase Ende der 1980er Jahre konnte daran nichts ändern.

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Quelle: Bloomberg. *Berechnet auf Basis der Konsumentenpreise


Seit Anfang des 21. Jahrhunderts ist der Goldpreis (in US-Dollar) vor allem in Yen gestiegen. Vor allem hat der Yen seit Ende 2012 merklich gegenüber dem US-Dollar abgewertet. Der Grund dafür dürfte insbesondere die Politik der Geldmengenvermehrung der japanischen Zentralbank gewesen sein. Die Kaufkraft des Goldes (gemessen in japanischen Konsumgüterpreisen) hat von Anfang 2000 bis heute stark zugelegt: und zwar um etwa 400 Prozent.



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