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China im Fokus - Öffentliche Defizitlage in den USA kritisch

13.08.2015  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1140 (07.54 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.0961 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 124.42. In der Folge notiert EUR-JPY bei 138.60. EUR-CHF oszilliert bei 1.0882.

Die Reaktionen an den Finanzmärkten auf die Abwertungsmaßnahmen Chinas waren gestern ausgesprochen ausgeprägt.

Die Risiken eines Währungskrieges wurden thematisiert, unter anderem vom DIHK. In der Tat ergeben sich verstärkt Risiken, dass diese einseitigen Anpassungen Chinas auch zu Interventionen dritter Länder bei der Bewertung ihrer Währungen führen.

Dieses Risiko eines Abwertungswettlaufs wurde gestern an den Aktienmärkten Rechnung getragen, da die Nachhaltigkeit der Profitabilität vieler Geschäftsmodelle global tätiger Marktteilnehmer gefährdet ist.

Nun, das gilt offenbar nicht für unsere Freunde in New York. Man schloss sich bei der Eröffnung des Marktes widerwillig dem negativen Trend an, um dann wie von Zauberhand nach einem zwischenzeitlichen Verlust von 270 Punkten mit nur -0,33 Zählern nahezu unverändert zum Vortag zu schließen. Zu dieser bemerkenswerten Performance haben laut Goldman Sachs Aktienrückkäufe vieler US-Unternehmen beigetragen. Bezüglich des Werts der Rückkäufe wurde ein neuer Rekord aufgestellt.

Ob eine derartige Rückkaufpolitik bei Kurs/Gewinn Verhältnissen in den USA bei circa 18, bei einer enttäuschenden nationalen Konjunkturlage, einer weiter kritischen US-Strukturlage und bei erhöhten globalen Risiken smart ist, sei dahin gestellt (DAX circa 12). Hatte nicht selbst die Federal Reserve vor zu sportlichen Bewertungen am US-Markt gesprochen?

Fakt ist, dass sich heute Morgen die Abwertungstendenz des Yuan fortsetzt. Aktuell notiert der Yuan zum USD bei 6,45, nachdem der Höchstkurs der letzten 24 Stunden bei 6,59 markiert wurde. Die maximale Abwertung des Yuan lag damit gegenüber dem USD innerhalb von nur drei Tagen bei 6%. Die aktuelle Abwertung stellt sich auf 4%.

Angeblich wurden bei den USD-Höchstkursen gegenüber dem Yuan Hintergrundaktivitäten der PBoC ausgelöst. Zu diesen Unterstellungen passen die heutigen Einlassungen der PBoC. Die PBoC betonte die guten ökonomischen Fundamentaldaten Chinas, die keine Grundlage für eine nachhaltig fortgesetzte Abwertung des Yuan böten. Der Handelsüberschuss, die solide Fiskalpolitik und die höchsten Bestände an Devisenreserven weltweit verliehen dem Yuan eine solide Basis. Darüber hinaus würden die Marktbewegungen und Kapitalflüsse genauestens beobachtet.


Fazit:

China zieht Linien in den Sand der Politik (siehe Forex Report vom 12.8.) und der Märkte. China wird auf die Wirkung dieser gesetzten Akzente bezüglich der weiteren Steuerung achten und sensibel reagieren. Eine Fortsetzung der Destabilisierung der aufstrebenden Länder und ihrer neuen Strukturen kann sehr wohl Abwertungswettläufe in viel nachhaltigerer Form forcieren und damit nicht nur auf Finanzmärkten für nachhaltige Neubewertungen sorgen, sondern auch die Weltwirtschaft nachhaltig beschädigen.

China hat kein Interesse an einer markanten Destabilisierung der Finanzmärkte als auch der globalen Wirtschaftslage. Chinas Aktion ist tatsächlich eine Reaktion!

In den USA sieht die öffentliche Haushaltslage wenig erbaulich aus. Das Federal Budget als Teilmenge des öffentlichen Haushalts der USA wartete per Berichtsmonat Juli mit einem Defizit in Höhe von 149,2 Mrd. USD auf. Die Prognose lag bei 132,0 Mrd. USD. Im Vorjahr kam es zu einem Defizit in der Größenordnung von 94,6 Mrd. USD.

In den ersten 10 Monaten des laufenden Fiskaljahres akkumulierte sich ein Defizit in Höhe von 465,5 Mrd. USD (Vorjahr 460,5 Mrd. USD).

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Einzelhandelsumsätze der Eurozone enttäuschten: Die Einzelhandelsumsätze der Eurozone sanken per Berichtsmonat Juni im Monatsvergleich um 0,4%. Die Prognose lag bei -0,2%. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 1,2% (Prognose 1,5%) nach zuvor 1,6%.

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Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.0800 -30 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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