Geldanlage: Stillstand ist Rückschritt
20.06.2016 | Robert Rethfeld
- Seite 3 -
Der Chart zeigt einen intakten Aufwärtstrend mit einer seit zweieinhalb Jahren andauernden, vergleichsweise flachen Konsolidierung. So wie Bitcoin sich in der Vergangenheit verhalten hat, könnte wieder einmal eine blasenartige Bewegung bevorstehen. Im Verlauf der bisherigen drei Blasen wurde stets eine neue 10er-Potenz erreicht. Die nächste wäre die 10.000-Dollar-Marke. Die Teilnahme am wieder einmal möglichen Hype kann nur eine Spielerei sein, der mit einem sehr geringen Teil des Kapitals durchgeführt werden sollte. Aber das nur nebenbei.Einkommen, Renten, Immobilien, Anleihen und Aktien haben in den vergangenen fünf Jahren einen auch real positiven Ertrag erzielt und damit der Inflation ein Schnippchen geschlagen. Das Geld auf dem Tagesgeldkonto schmolz hingegen. "Der Tod des Sparers" schreibt das Handelsblatt in diesem Zusammenhang zu recht. Die klassische Form des Sparens muss dem Gesetz der Geldentwertung Tribut zollen.
Investitionen in deutsche Staatsanleihen schafften in den vergangenen beiden Jahren nur noch einen geringen positiven Deckungsbeitrag. Dieser dürfte sich - bei Minusrenditen jetzt auch bei den 10jährigen Staatsanleihen - weiter verringern. Immobilien mögen profitieren, aber die Preise steigen seit fünf Jahren recht deutlich. Sollten die Zinsen nach oben drehen, werden sie dies nicht geräuschlos tun. Dies dürfte den Anstieg der Immobilienpreise einbremsen.
Bleibt das Aktienuniversum als Anlageform. Nehmen wir an, jemand legt im Alter von 35 Jahren eine Summe X im Dow Jones Index an und verkauft den Index mit 65 Jahren. Wie häufig kam es in der Vergangenheit vor, dass mit dieser einfachen Schlaftabletten-Strategie ein Verlust eingefahren wurde? Die Antwort gibt die rollierende 30-Jahres-Rendite.
Nominal ergab sich lediglich in den Jahren um 1860 und zu Beginn der 1930er Jahre kurzzeitig eine kritische Situation. Dieser Chart sieht verheißungsvoll aus, berücksichtigt allerdings nicht die Inflation.
Bringt man diese mit ins Spiel, so zeigen sich kritische Phasen in den 1920er, 1930er und 1940er Jahren (maximaler realer Verlust 60 Prozent) sowie von 1981 bis 1995 mit einem realen "Drawdown" von fast 30 Prozent (folgender Chart).
Die schwache Realrendite von 1981 bis 1995, die nominal gar nicht auftrat, ist der Phase horrender Inflationsraten zwischen 1974 und 1982 zu verdanken. Die kumulierte Inflationsrate betrug in jenem Zeitraum 50 Prozent, was einer realen Werthalbierung gleichkam. Ein Investment, das im Jahr 1955 getätigt wurde, lag im Jahr 1985 nominal 185 Prozent im Plus, real allerdings 30 Prozent im Minus.
Der Verlauf des zurückgerechneten und inflationsbereinigten Dow Jones Index seit dem Jahr 1800 sieht wie folgt aus.
Inklusive Dividenden beträgt der Zuwachs pro Jahr knapp sieben Prozent. Eine stärkere Anlageklasse über einen so langen Zeitraum existiert nicht. Aber selbst dem Einwerfen einer Schlaftablette, die für einen 30jährigen Schlaf sorgt, kann ein unangenehmes Erwachen folgen, sollte in diesen Zeitraum die Inflation stärker gewütet haben.
Anleihen liegen real bei etwa drei Prozent, Rohstoffe - auch Gold - liegen nahe an der Nullrendite. Für den DAX liegen keine derart lagen Zahlenreihen wie für den Dow Jones Index vor. Die Inflation war in Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg geringer als in den USA, so dass der DAX nicht ganz so negativ von der Inflation beeinflusst wurde.
Letztendlich gibt es keinen anderen Weg, als aus einem wachen Zustand heraus zu agieren und zu versuchen, inflationäre Phasen beispielsweise durch die Hereinnahme inflationsgeschützter Anleihen in sein Portfolio auszusitzen. Gold kann in solchen Phasen ebenfalls hilfreich sein. Und zwar dann, wenn die Renditen der Inflationsentwicklung kein Paroli bieten können. Der sich daraus ergebende fallende Realzins bot für Gold stets ein positives Umfeld.
Wichtig ist, dass die Inflation überkompensiert wird. Dies gelingt längerfristig am besten durch Aktieninvestments.
© Robert Rethfeld
www.wellenreiter-invest.de
P.S.: Wir schauen hinter die Märkte und betrachten diese mit exklusiven Charts! Wir veröffentlichen morgens gegen zwischen 7.30 und 8.00 Uhr eine tägliche Kolumne zum aktuellen Geschehen unter www.wellenreiter-invest.de, die als 14-tägiges Schnupperabo kostenlos getestet werden kann.