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Das Maß der Professionalität der Umsetzung des Brexit bestimmt Krisenmodus

27.06.2016  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1025 (07.43 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.0980 im asiatischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 101.71. In der Folge notiert EUR-JPY bei 112.15. EUR-CHF oszilliert bei 1.0740.

Das Wochenende lieferte den notwendigen Abstand, um Emotionalität in den Griff zu bekommen. Diese Erwartungshaltung der EU-Bürger sollte durch die obwaltenden Eliten nicht enttäuscht werden. Das gilt vor allen Dingen für Brüssel und die Regierungschefs der EU-Staaten Kontinentaleuropas.

Noch mehr Fehler würden extrem teuer bezahlt. Mehr noch wäre Unprofessionalität Katalysator für eine Fortsetzung des Prozesses eines Scheiterns hinter dem am Ende ultimativ der vollständige Vertrauensentzug der Menschen der EU stünde. Das politische Bild, das uns das UK liefert, ist fatal. Es offenbart eine Lähmung des politischen Apparats. Das ist unprofessionell und erstaunlich, denn dieses Ergebnis des Referendums kann und konnte nicht vollständig überraschen.

Die Aufgabe der Politik ist es, dann auch vorbereitet zu sein und die Menschen abzuholen und mit den anderen Partnern der EU Ziel gerichtet und professionell vorzugehen, um für alle Beteiligten den Schadensprozess zu minimieren.

Ob das Cricketspiel des Boris Johnson aus dem Gut Spencer oder das Schweigen im Walde des Premiers Cameron oder der Zerfleischungsprozess der Labour Party ansatzweise den Ansprüchen der Menschen im UK oder der EU gerecht werden, darf bezweifelt werden. Im Grunde genommen ist es grotesk und entspricht nur wenig dem so viel gehuldigten Bild des "Sovereign Englishman", der so sehr in dem Bild der Brexiteers implizit beschworen wurde.

Die Einlassungen von Finanzminister Osborne vor Handelsbeginn mögen aus britischer Sicht in Ansätzen verständlich sein, sie stellen aber auch einen erneuten Affront gegen die EU dar. Wer gehen will, sollte es an der notwendigen Professionalität des Abschieds nicht mangeln lassen.

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Das Bild ist glasklar. Das UK hat sich entschlossen, zu gehen. Die Verhältnisse des UK zur EU sind eindeutig definiert, nachdem Herr Cameron bei dem letzten Zugeständnis der EU noch ein paar Rosinen picken konnte. Was hält das UK von der Aktivierung des Artikels 50 ab? Will das UK den Schaden für die EU damit noch erhöhen, um erneut Rosinen picken zu können?

In meiner Zeit in London legte man auf Professionalität einen hohen Wert. Lehrmeister sollten sich an ihren eigenen Maximen messen lassen. Das ist die eine Seite, dann gibt es da noch die andere Seite der EU. Das Verhalten des UK auch in den Verhandlungen Camerons zu Jahresbeginn war immer gekennzeichnet durch harte Forderungen, die auf eine weiche Resonanz der EU stießen.

In der jetzigen Situation wäre es den Bürgern der EU nur schwer zu vermitteln, wenn diese anhaltende weiche Gangart auch weiterhin den Modus des Umgangs mit dem UK bestimmte.

Wer den Bestand als auch die Akzeptanz der EU durch die EU-Bürger nicht gefährden will, muss eben auch die eigenen Interessen sakrosankt durchzusetzen. Das kann im aktuellen Fall nur bedeuten, die Brexit-Frage so zügig und für die Rest-EU so Interesse wahrend, wie nur möglich, abzuwickeln.

Dass es in der Tat Stimmen in der EU gibt, die bezüglich der Zeitverläufe erneut "Softball" im Umgang mit London spielen wollen, verwundert bei dem "Rugby-Stil" des UK in den vergangenen 43 Jahren und erzwingt Fragen zu unserem Selbstverständnis in der Rest-EU.

Mehr noch sollte diese Krise den verantwortlichen Kräften in der EU deutlich machen, dass man Politik für die Bürger in der EU machen sollte und nicht Politik für Dritte im Rahmen von sachlich anfechtbaren Erweiterungs- und Assoziierungsprozessen (Standards der EU), denn auch aus diesem Grund mangelt es an der Akzeptanz durch die EU-Bürger. In der Brexit-Debatte und nicht nur dort war das Zuwanderungsproblem, das aus diesen Erweiterungsprozessen resultierte elementar …

Für die Finanzmärkte wird die Phase der Unsicherheit in der Tat zunächst anhalten.


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