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Der "Trump-Effekt" auf Zinsen und Gold

28.11.2016  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
- Seite 3 -
Zu Beginn des Jahres 1994 begann die US-Zentralbank (Fed), die Zinsen anzuheben: von 3 bis auf 6 Prozent im Februar 1995. Die Kapitalmarktzinsen zogen stark an: von 5,7 bis auf 8 Prozent im November 1994. Entsprechend fielen die Kurse der Anleihen. Man sprach vom "Bondmarkt-Crash". Der Goldpreis hingegen hielt sich in dieser Phase recht stabil bei etwa 380 USD/oz. Es zeigt sich also nicht ein (eigentlich zu erwartender) Rückgang des Goldpreises angesichts steigender Zinsen.

Grundsätzlich besteht dieser Zusammenhang natürlich. Denn steigen die Zinsen, steigen die Kosten der Goldhaltung in Form der entgangenen Erträge, die man mit dem Halten von verzinslichen Anlagen hätte erzielen können. Das wiederum dämpft die Goldnachfrage und (ceteris paribus) den Goldpreis. In der Praxis ist es jedoch häufig so, dass auch andere Faktoren auf den Goldpreis einwirken (beispielsweise eine Angebotsverknappung). Das kann dazu führen, dass zum Beispiel steigende Zinsen nicht mit fallenden Goldpreisen einhergehen (und der Goldpreis wäre gefallen, hätten diese 'anderen Faktoren' nicht gewirkt).

Aktuell könnte der Goldpreis durch steigende Zinsen weiter unter Druck geraten. Das liegt vor allem daran, dass die Goldnachfrage vor allem von den Exchange Traded Funds (ETFs) angeführt wurde. Dahinter verbergen sich meist institutionelle Investoren, die bei steigenden Zinsen ihr Geld rasch aus den Gold-ETFs abziehen und dadurch für fallende Goldpreise sorgen. Der Goldpreis ist daher derzeit als vergleichsweise stark zinsreagibel einzustufen.


Der Euro gerät unter Druck

Macht Trump ernst, wird das Euro-Projekt in schwieriges Fahrwasser geraten. Kehrt Amerika dem Globalismus nämlich den Rücken, verpufft die politisch-ideologische Unterstützung für das kühne europäische Einheitswährungsexperiment. Und wächst die Unsicherheit über die Zukunft des Euro, geraten vor allem die Euro-Banken (wieder) unter Druck. Beispielsweise werden Investoren zögerlich, den Euro-Banken das dringend benötigte neue Kapital zu geben. Die Europäische Zentralbank (EZB) wird ihre elektronische Notenpresse schneller laufen lassen müssen, um die Geldhäuser zu subventionieren.

Das wird nicht nur den inneren Wert des Euro schwächen - denn es wird die Europreise aller Güter in die Höhe befördern. Auch nach außen wird der Euro dadurch an Wert verlieren. Für letzteres ist auch die anhaltende Niedrigzinspolitik der EZB verantwortlich: Steigen die US-Zinsen relativ zu den Euro-Zinsen, wird Kapital aus dem Euroraum abgezogen und ins Ausland, einschließlich den Vereinigten Staaten von Amerika, verlagert. Um diese Entwicklung aufzuhalten, müsste die EZB die Zinslücke gegenüber Amerika schließen. Dass die EZB jedoch die Zinsen anheben wird, ist angesichts der desolaten Wirtschafts- und Finanzlage in vielen Euroraum-Ländern sehr unwahrscheinlich.

Blickt man auf die langfristige Wechselkursentwicklung des Euro gegenüber dem US-Dollar, so zeigt sich am aktuellen Rand eine kräftige Abwertungsten-denz. Der wachsende Zinsvorteil von US-Anlagen gegenüber Euro-Anlagen mag eine Erklärung dafür sein. Die wachsende Unsicherheit über die Zukunft des Euro (man denke hier an "Brexit" und das anstehende Referendum in Italien am 4. Dezember) mag ebenfalls eine Erklärung sein. Wer zudem auf vergangene Kursverläufe blickt, mag daraus zudem ableiten wollen, dass EURUSD noch weiter Abwertungspotenzial hat - dass EURUSD durchaus noch auf oder sogar auch noch unter die Parität fallen könnte.

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Quelle: Bloomberg; eigene Berechnungen. Gestrichelte Linie: Durchschnittswert Januar 1975 bis November 2016. Werte vor Januar 1999 ermittelt von Bloomberg


Aktienmärkte im Aufwind

Es ist davon auszugehen, dass die Präsidentschaft von Trump das Unternehmertum in Amerika begünstigen wird - denn nur so lassen sich Arbeitsplätze schaffen. Dazu gehören die bereits in Aussicht gestellten Steuersenkungen. Positive Folgeeffekte können sich auch andernorts einstellen. Man denke nur etwa an die Pläne Großbritanniens, die Unternehmenssteuern ebenfalls abzusenken. Wird das in die Tat umgesetzt, wird das auch andere Länder - wie insbesondere Deutschland - unter Druck setzen, die Steuerbedingungen für Unternehmen zu verbessern. Grundsätzlich ein positives Signal für die Aktienmärkte.

Die Gewinnrendite, die sich mit amerikanischen Aktien erzielen lässt, ist nach wie vor merklich höher als die Rendite, die 10-jährige US-Staatsanleihen abwerfen (siehe die voranstehende Grafik). Diese Konstellation stellte sich bereits ab Mitte 2002 ein: Die Gewinnrendite stieg wieder über die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihen. Aktien sind seither wieder attraktiver als Anleihen. Und solange die Zinsen auf ihren recht niedrigen Niveaus verharren, sollte das die Kurse auf den Aktienmärkten weiterhin unterstützen. Was lässt sich aus der aktuellen Bewertung der Aktienmärkte relativ zu den Zinsmärkten für den Goldpreis ableiten?

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Quelle: Bloomberg. *Kehrwert des Kurs-Gewinn-Verhältnisses


Dazu bietet es sich an, die Differenz zwischen der Gewinnrendite und der Kapitalmarktrendite zu ermitteln und der Entwicklung des Goldpreises gegenüberzustellen. Das geschieht in der nachstehenden Abbildung. Ab Beginn des 21. Jahrhunderts ist zu erkennen, dass die Gewinnrendite der Aktien die Kapitalmarktrendite wieder übersteigt (und das ist übrigens auch das, was man ökonomisch erwarten sollte: Die Rendite auf Aktien sollte grundsätzlich höher sein als die Rendite der Anleihen). Diese Entwicklung war begleitet von einem steigenden Goldpreis. Wie erklärt sich das?

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Quelle: Bloomberg. *Kehrwert des Kurs-Gewinn-Verhältnisses



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