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Die Super -Blase

26.06.2017  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
- Seite 3 -
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Quelle: Thomson Financial


Allein aufgrund dieser drei Wirkungen, die die Zentralbankpolitiken nach sich ziehen, liegt der Schluss nahe, dass die Anleihemärkte und damit sehr wahrscheinlich auch andere Finanzmarktsegmente derzeit künstlich aufgebläht sind, dass sich eine beträchtliche Blase herausgebildet hat. Doch nun scheint sich ein Umdenken anzubahnen: Mittlerweile scheinen immer mehr Zentralbankräte von der Niedrig- und Nullzinspolitik abkehren zu wollen.


US-Zentralbank steuert um

Seit Ende 2015 hat die US-Zentralbank (Fed) ihren Leitzins von der Bandbreite 0,0 - 0,25 auf nunmehr 1,00 - 1,25 Prozent angehoben. Noch eine weitere Zinsanhebung stellt sie für 2017 in Aussicht, in 2018 sollen die Zinsanhebungen weitergehen. Wie ist das einzuschätzen? Zunächst einmal ist festzustellen, dass die Fed seit der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 eine deutlich veränderte Zinspolitik verfolgt. In der Vergangenheit hatte sie den Leitzins meist dann erhöht (gesenkt), wenn die Arbeitslosigkeit ihren Tiefpunkt (Hochpunkt) er-reicht hatte (siehe hierzu die Abbildungen auf der nächsten Seite).

Hätte sie dieses Muster beibehalten, wären Zinserhöhungen spätestens im Frühjahr 2010 angemessen gewesen. Ganz ähnlich erscheint das Bild, wenn man das historische Zinssetzungsverhalten der Fed mit den Aktienmarktbewegungen in Verbindung bringt: Die Fed ist mit ihrem Leitzins meist den Auf- und Abwärtsbewegungen der (trendbereinigten) Aktienkurse gefolgt. Seit März 2009 ist jedoch eine bisher nicht zu beobachtende "Lücke" entstanden, die auch darauf schließen lässt, dass der aktuelle Zinserhöhungszyklus doch recht verspätet in Gang gekommen ist.

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Quelle: Thomson Financial; eigene Berechnungen. (1) S&P 500 abzüglich eines linearen Trends


Zudem zeigt sich, dass der "Liquiditätsimpuls" in den USA abnimmt. Das erklärt sich zum einen durch die gestiegenen Kurzfristzinsen, zum anderen durch die Rückführung der Zentralbankgeldmenge. Insgesamt bleibt jedoch der Anschub, der von der monetären Seite stammt, positiv: Die Geldmenge M2 hat sich in den letzten Monaten zwar etwas verlangsamt, wuchs aber jüngst noch mit einer Jahresrate von 6 Prozent. Rechnet man die Überschussreserven der Banken hinzu (mit denen auch Interbank-Umsätze für Finanzmarkttransaktionen abgewickelt werden), so liegt das monetäre Wachstum aktuell bei etwa 4 Prozent.

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Quelle: Thomson Financial; eigene Berechnungen


Die Entwicklung des "Liquiditätsimpulses" ist bedeutsam: Denn der Aufschwung, der nach der Krise 2008/2009 einsetzte, ging mit einer extrem expansiven Geldpolitik einher. Das legt den Schluss nahe, dass der Fortgang der US-Konjunktur in sehr starkem Maße von niedrigen Zinsen und weiter wachsender Geldmenge abhängt - beziehungsweise das ein Ansteigen der Zinsen unweigerlich "Bremsspuren" in der Wirtschaftsaktivität hinterlassen wird oder sie im Extremfall - wenn die Zinsen zu stark angezogen werden - einbrechen lassen kann.

Eine weitere wichtige Größe in diesem Zusammenhang ist die Form der Zinskurve: das heißt der Abstand zwischen Lang- und Kurzfristzins. Ein positiver Zinsabstand ist für die Kreditvergabe der Banken besonders förderlich: Banken vergeben langfristige Kredite und refinanzieren sich dafür mit kurzlaufenden Krediten. Dadurch erzielen sie, neben der Kreditprämie, einen zusätzlichen Gewinn aus der "Fristentransformation". Nimmt aber der Zinsabstand ab, oder wird er gar negativ, wird es weniger attraktiv für Banken, neue Kredite zu vergeben. Das wiederum kann den Konjunkturaufschwung beenden. Doch wie kann es zu einem sin-kenden Zinsabstand kommen?

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Quelle: Thomson Financial; eigene Berechnungen. (1) 10-Jahresrendite minus 2-Jahresrendite. (2) Periode: Januar 1980 bis Juni 2017. Monatsveränderungen, annualisiert.



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