Die Super -Blase
26.06.2017 | Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Dass Zahlungsausfälle im Euroraum ein Risiko sind, zeigt das jüngste "Bail in", die die Besitzer von "Additional Tier 1"- und "Tier 2"-Verbindlichkeiten der spanischen Bank Banco Popular erleiden (ihre Verluste belaufen sich auf 2,7 Mrd. Euro). So gesehen ist Gold auch eine Versicherung für das Portfolio - übrigens mit Wertsteigerungspotenzial. Quelle: Thomson Financial; eigene Berechnungen. (1) Stetige, annualisierte Rendite
Grundsätzlich ist es für Anleger wichtig zu erkennen, was Gold ist - und was es nicht ist. Gold ist eine Währung, und damit konkurriert Gold mit anderen (ungedeckten) Währungen wie US-Dollar, Euro, Schweizer Franken etc. Betrachtet man die Zeit seit den frühen 1970er Jahren bis heute, so zeigt sich, dass Gold deutlich besser abgeschnitten hat als (verzinsliche) US-Dollar-Bankeinlagen.
Während der Bankkunde mit seinen (3-Monats-)Einlagen in den letzten gut 44 Jahren 4,9 Prozent pro Jahr erzielen konnte (und damit nur wenig höher als die Inflation lag), belief sich die Wertsteigerung des Goldes auf knapp durchschnittlich 6,7 Prozent pro Jahr. Langfristig am stärksten sind - wenig verwunderlich - die Aktien gestiegen: Aktien repräsentieren Produktivkapital, das im Zeitablauf einen Mehrwert schafft. Aber wie bereits gesagt: Gold steht nicht in direkter Konkurrenz zu Aktien, sondern steht in Konkurrenz zu anderen Währungen.
Quelle: Thomson Financial. Graue Fläche: Phase, in denen Zentralbanken Netto-Gold-Verkäufer waren
Wie bei jeder Investition ist auch beim Gold die entscheidende Frage: Ist der Preis, zu dem man das goldende Metall kaufen kann, angemessen beziehungsweise günstig? Bekanntlich ist die Antwort auf diese Frage schwierig (denn für Gold gibt es, anders als für Aktien oder Anleihen, keine "Bewertungsformel"). Wenn man jedoch die langfristige Entwicklung zwischen Geldmengenexpansion also "richtungsweisend" für den Goldpreis akzeptiert, so zeigt sich derzeit eine merkliche "Lücke" zwischen dem aktuellen Goldpreis und dem Preis, den er angesichts der bereits erfolgten Geldmengenausweitung früher oder später anstreben müsste.
So gesehen erscheint der Goldpreis aus unserer Sicht derzeit eher günstig zu sein, also Preissteigerungspotenzial zu haben, und ist für Anleger, die in drei oder fünf Jahreszeiträumen denken, eine attraktive Währung und Versicherung - gerade auch in einer Zeit, in der der Verdacht einer "Super-Blase" im Anleihemarkt und der Möglichkeit ihres Platzens nicht von der Hand zu weisen ist.
Quelle: Thomson Financial, eigene Berechnungen
Zusammenfassung
- Die Zinsen sind nach wie vor außergewöhnlich niedrig, und außergewöhnlich hoch ist daher auch die Bewertung der Anleihemärkte.
- Das Bild einer "Super-Blase" im Anleihemarkt drängt sich auf - das gilt für die USA, aber stärker noch für Japan und den Euroraum.
- Wenn die US-Zentralbank die Zinsschraube weiter anzieht, steigt die Wahrscheinlichkeit von Börsen-Crash und Rezession.
- Vermutlich kommen jedoch die geldpolitischen Anstrengungen, der Niedrigzinsfalle zu entkommen, eher früher als später zum Erliegen.
- Angesichts der hohen Schuldenstände im Euroraum ist der politische Anreiz beträchtlich, eine höhere Inflation zuzulassen.
- Für Anleger ist die "Währung Gold" eine attraktive Alternative zu Euro-Bankeinlagen und festverzinslichen Euro-Papieren.
© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH