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Die Blockchain-Disruption: Geld, Bitcoin und digitalisiertes Goldgeld

02.01.2018  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
- Seite 4 -
Der Staat kann seine Kaufkraft nicht manipulieren, weil er seine Menge nicht beeinflussen kann. Er kann auch nicht auf die Umsätze, die mit Bitcoin gemacht werden, zugreifen. Das verleiht dem Bitcoin eine besondere Attraktivität.

Allerdings hat der Bitcoin auch Wettbewerbsnachteile (die er sich mit anderen Geldaspiranten, zu denen auch Gold und Silber zählen, teilt).

Das staatliche Fiat-Geld ist als gesetzliches Zahlungsmittel privilegiert. Das gibt ihm einen staatlich gewährten transaktionstechnischen Vorteil gegenüber den konkurrierenden Tauchmitteln. (20)

Zudem sind Bitcoin-Transaktionen in vielen Ländern steuerlich benachteiligt gegenüber Transaktionen, die mit dem staatlichen Fiat-Geld ausgeführt werden. (21)

Hinzu kommt, dass die Leitungsfähigkeit der Blockchain, viele (kleine) Zahlungen mit geringem Zeit- und Kostenaufwand zu bewältigen, derzeit noch nicht mit den herkömmlichen Zahlungsver-kehrssystemen mithalten kann.

All das hemmt derzeit die Attraktivität und Verbreitung der Kryptoeinheit. Doch der Status quo kann und wird sich wohl ändern, wenn mehr und mehr Menschen einsehen, dass Kryptoeinheiten für sie besser, vorteilhafter sind als das staatliche Fiat-Geld.

Deshalb ist es wichtig, dass es Menschen freigestellt wird, Erfahrungen mit den neuen Geldaspiranten zu sammeln - und Anbieter die Freiheit haben, ihr Angebot immer besser auf die Nachfragewünsche auszurichten. (22)


8. Digitales Warengeld

Das führt mich zu abschließenden Frage: Welche Möglichkeiten bestehen, die Blockchain zu nutzen, um das Edelmetallgeld in die digitale Welt zu führen?

Die Frage passt, so meine ich, durchaus in die Zeit - auch und gerade im Zeitalter der Digitalisierung. Denn Edelmetalle sind aus geldtheoretischer Sicht (immer noch) geradezu perfektes Geld.

Betrachten wir ein einfaches Beispiel: Herr Schmidt möchte Gold erwerben (weil er der Meinung ist, Gold sei das "beste Geld"). Er wünscht das Gold aber nicht in physischer, sondern in "digitalisierter" Form zu halten.

Das Goldhandelshaus bietet Herrn Schmidt daraufhin eine Feinunze Gold an, die mittels eines "Colored Bitcoin" digitalisiert ist.

Der Colored Bitcoin ist ein Bitcoin, der einen Anspruch auf die Herausgabe einer bestimmten physischen Goldmenge repräsentiert, die beim Goldhandelshaus verwahrt ist.

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Es handelt sich beim Colored Bitcoin im Grunde um eine digitalisierte Banknote, die gedeckt ist mit einer bestimmten Feingoldmenge (im geldtheoretischen Fachjargon ist der Colored Bitcoin ein Geldzertifikat).

In unserem Beispiel kauft der Herr Schmidt eine Feinunze zum Preis von 1.100 Euro. Zudem erwirbt er den Colored Bitcoin (in Höhe von 600 Satoshis) zum Preis von 0,03 Euro. (23)

Das Edelmetall lässt sich fortan per Colored Bitcoin (also mittels digitalisiertem Geldzertifikat) einfach und kostengünstig im Tausch- beziehungsweise Zahlungsverkehr übermitteln. (24)

An dieser Stelle ist allerdings zu bedenken, dass die Bitcoin-Menge begrenzt ist, und dass eine steigende Nachfrage nach Bitcoin seinen Preis in die Höhe treibt - und damit auch die Kosten, das Gold unter Verwendung von Colored Bitcoins zu digitalisieren.

Es wäre daher möglicherweise eine Verschlüsselungstechnologie vorzuziehen, die die Informationen auf der Blockchain fälschungssicher ablegt, die aber nicht wie der Bitcoin mengenmäßig begrenzt ist.


9. Die große Disruption

Wie die Zukunft des Geldes aussehen wird, ob Kryptoeinheiten (allen voran der Bitcoin) das Rennen machen, oder ob sie ein Transportvehikel (ein Geldzertifikat) sein werden für ein Warengeld (Edelmetalle), lässt sich aus heutiger Sicht nicht abschließend beantworten.

Mit der Blockchain und den Kryptoeinheiten ist ein Währungswettbewerb in Gang gekommen - und der Wettbewerb ist bekanntlich ein Entdeckungsverfahren, dessen Endergebnis man nicht kennen kann.

Doch eines können wir schon heute wissen: Der Währungswettbewerb ist ein Verdrängungswettbewerb. Er läuft auf ein "entweder-staatliches-Fiat-Geld" oder ein "frei-im-Markt-gewähltes-Geld" hinaus.

Die Blockchain ist eine Disruption. Sie gibt die berechtigte Hoffnung, dass der Technologiefortschritt das schafft, was ökonomischer Vernunft und ethischer Einsicht bislang nicht gelungen ist: das staatliche Fiat-Geld durch ein besseres, ein gutes Geld zu ersetzen.

Das wäre ein bedeutender Schritt in eine friedvollere, gerechtere und produktivere Welt!


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Degussa Goldhandel GmbH


Quellenangaben: siehe PDF



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