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Gold in Zeiten von Boom und Bust

05.03.2018  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Ein Boom kann lange andauern, und "wer auf den Bust wartet" und dabei nur Kasse hält, dem entgegen zwischenzeitlich Renditen, die er nachfolgend vielleicht gar nicht mehr aufholen kann. (2) Ein Bust kann unterschiedliche Ausmaße annehmen: Die Konjunktur bricht nur vorübergehend ein und erholt sich schnell wieder. Der Bust kann sich aber auch zu einer echten Systemkrise auswachsen, die das Wirtschafts- und Finanzsystem sprichwörtlich aus den Angeln hebt.

Aus diesen Überlegungen lässt sich die nachstehende vier Felder-Übersicht ableiten. Die Fälle (1) und (2) sind für den Anleger von geringer Relevanz - denn der Zeitpunkt, wann der Boom in einen Bust umschlägt, lässt sich im Regelfall nicht verlässlich prognostizieren. Die meisten Anleger sind folglich gut beraten, wenn sie kein "Markt-Timing" betreiben. Die Fälle (3) und (4) hingegen verdienen besondere Aufmerksamkeit. Welche Gründe gibt es hier, die „Währung Gold“ im Portfolio zu halten?

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In Fall (3) setzt der Anleger, der Gold hält, darauf, dass ihn das gelbe Metall vor den Kosten der chronischen Inflation, die in Zeiten des Nullzinses sogar die Kaufkraft von Bankeinlagen aufzehrt, bewahrt. Zudem kann er die begründete Erwartung haben, dass bei Eintreten eines Busts, der die Konjunkturen und die Finanzmärkte vorübergehend belastet, der Preis des Goldes ansteigt, und dass ihm das die Möglichkeit eröffnet, teures Gold zu verkaufen und den Erlös in zum Beispiel gute Unternehmensaktien , die günstig zu haben sind, einzutauschen.

Mit dem Eintreten von Fall (4) ergibt sich eine heikle Situation. Eine Systemkrise würde bedeuten, dass beispielsweise das Vertrauen in das Bankensystem und in die Schuldpapiere schwindet; dass die Sorge um sich greift, viele Staaten und Unternehmen könnten Konkurs anmelden. Das wiederum riefe die Zentralbanken auf den Plan, die die wirtschaftlichen und finanziellen Probleme mit niedrigen Zinsen und der Ausgabe von neuem Geld zu "bekämpfen" versuchen.

Angesichts der weltweit hohen Verschuldungslasten müssten die Zentralbanken mittlerweile für eine großangelegte Geldzufuhr sorgen, aus der leicht eine Währungskrise erwachsen könnte: Anleger beginnen die Werthaltigkeit des ungedeckten Geldes anzuzweifeln. In solch einem Szenario (also Fall 4) wäre Gold vermutlich eines der wenigen verbleibenden "sicheren Häfen". Vor allem, weil in einer Währungskrise die Nachfrage nach Bankeinlagen, die bis dato als höchst liquide und im Grunde risikolos angesehen werden, schwindet.


Wertentwicklung des Goldes

Wie wir im nachstehenden Aufsatz erläutern (siehe S. 8), ist aus unserer Sicht Fall (3) der derzeit wahrscheinlicher. Mit Blick auf das ungedeckte Geldsystem ist eher mit einem zeitlich gestreckten "Schrecken ohne Ende" zu rechnen als mit einem unmittelbar bevorstehenden "Ende mit Schrecken". - Abschließend sei an dieser Stelle ein kurzer Blick geworfen auf die Wertentwicklung des Goldes in den letzten Jahren. Aus der nachstehenden Tabelle lassen sich vor allem drei Dinge ablesen:

(1) Langfristig haben - und das ist nicht verwunderlich - Aktien als Anlageklasse die Nase vorn. Unternehmen erzielen, wenn sie erfolgreich sind, eine positive Verzinsung beziehungsweise eine positive Zins- und Zinses-verzinsung auf das eingesetzte Kapital. Erfolgreiche Unternehmen werden im Zeitablauf wertvoller, und das schlägt sich in einem steigenden Gewinn pro Aktie und damit in steigenden Aktienkursen nieder.

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(2) Gold konkurriert nicht mit Aktien, sondern mit Währungen wie US-Dollar, Euro, japanischer Yen etc. Daher sollte die Wertentwicklung des Goldes sinnvollerweise mit der des ungedeckten Geldes verglichen werden (und nicht mit Aktien oder Häusern). Dabei zeigt sich, dass das Gold, langfristig gesehen, deutlich besser abgeschnitten hat als - wie hier im Beispiel - verzinsliche US-Dollar-Bankguthaben.

(3) Seit Beginn des 21. Jahrhundert hat die Steigerung des Goldpreises die der Aktienkurse deutlich übertrof-fen. Die ausgeprägten Boom-und-Bust-Zyklen haben vielen Unternehmen geschadet und ihre Aktienkurs-renditen geschmälert. Gleichzeitig hat der markante "Rohstoffpreis-Boom", der bis etwa Ende 2008 angedauert hat, den Goldpreis nachhaltig in die Höhe befördert.

Der Anstieg des Goldpreises in den letzten 18 Jahren reflektiert aber sicherlich auch die wieder wachsende Wertschätzung des gelben Metalls als "ultimatives Zahlungsmittel", als Versicherung gegen die Widrigkeiten und Gefahren des weltweiten ungedeckten Geldsystems - eine Entwicklung, die anhalten dürfte, und die dem geduldigen, langfristig orientierten Anleger anrät, einen Teil des Vermögens in Gold zu halten - vor allem anstelle von Bankeinlagen (wie zum Beispiel Termin- und Spareinlagen).


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH


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