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Frühlingsfest der makroökonomischen Probleme

10.04.2018  |  John Mauldin
Hier in Texas weiß man, dass der Frühling da ist, wenn allerorts die Blaue Wiesenlupine erblüht. Letztes Jahr war ich in Augusta, Georgia, und die Azaleen waren äußerst hübsch anzusehen, aber es macht jede Menge Arbeit, sie anzupflanzen und ihre Schönheit zum Vorschein zu bringen. Die Lupinen sind dagegen ein typisch texanisches Gewächs, das überall ohne menschliches Zutun gedeiht. Anderswo würde man sie wahrscheinlich als Unkraut bezeichnen, aber der Bundesstaat Texas sät jedes Jahr 30.000 Pfund Lupinensamen entlang der Highways aus. Dieses Aussaat-Programm feierte im letzten Jahr sein hundertjähriges Jubiläum.

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© Getty Images


Zu dieser Zeit des Jahres sieht man überall Familien, die Fotos von ihren Kindern vor dem Blütenmeer entlang der Straßen machen. Die blauen Lupinen verschönern den Frühling, besonders in diesem Jahr - zumindest für mich, denn in den Wirtschaftsnachrichten kann ich derzeit wenig Schönes entdecken.

Andererseits wohnt der grafischen Darstellung wirtschaftlicher Indikatoren durchaus eine Art eleganter Schönheit inne, auch wenn mir nicht gefällt, was wir derzeit aus ihnen ableiten können. In dieser Woche werde ich also - letztmalig - auf die Präsentationsarchive der Strategic Investment Conference (SIC) zurückgreifen und Ihnen zeigen, was einige meiner Lieblingsanalysten in San Diego mit uns geteilt haben. Die Charts haben keine bestimmte Reihenfolge, da sie verschiedene Themengebiete umfassen.

Wie das Wetter im Laufe eines Jahres durchlaufen auch die Wirtschaft und die Finanzmärkte Zyklen. In den meisten Jahren kommt es nicht zu abrupten Veränderungen. Zwischen wärmeren und kälteren Abschnitten liegt normalerweise eine Übergangszeit. Ich fürchte, dass wir uns bezüglich der Wirtschaft derzeit in einer solchen Übergangszeit befinden, und dass es sich dabei nicht um den Übergang vom Winter zum Frühling oder vom Frühling zum Sommer handelt. Doch werfen wir einen Blick auf die erwähnten Charts.


Geldumlaufgeschwindigkeit und Schulden

Wir beginnen mit Lacy Hunt, dem Chefökonomen von Hoisington Management und einem monetären Allround-Genie. Er ist einer der wenigen, die die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes beobachten. Diese ist, wie schon seit fast 20 Jahren, weiterhin rückläufig. Das ist nicht der Stoff, aus dem die Träume vom Wirtschaftswachstum gemacht sind. Im letzten Jahrzehnt erhöhte sich das Bruttoinlandsprodukt der Vereinigten Staaten im Durchschnitt nur um 1,9% jährlich. Ich denke, dass wir dieses enttäuschende Ergebnis zum Teil auf den Rückgang der Geldumlaufgeschwindigkeit zurückführen können.

Sie fragen sich nun vielleicht, was genau die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes ist. Im Grunde genommen handelt es sich dabei um die Frequenz, mit der ein bestimmter Dollar den Besitzer wechselt, weil dieser das Geld verwendet, um etwas zu kaufen. Eine höhere Umlaufgeschwindigkeit bedeutet mehr wirtschaftliche Aktivität und dies ist normalerweise gleichzusetzen mit einem größeren Wachstum. Es ist also etwas beunruhigend, dass die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes heute so niedrig ist wie schon seit dem Jahr 1949 nicht mehr und ein Niveau erreicht hat, das in etwa dem der Großen Depression entspricht.

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Wie Sie sehen, ist die Umlaufgeschwindigkeit bereits seit einigen Jahren rückläufig. Für sich allein genommen weist dieser Indikator also nicht zwangsläufig auf einen unmittelbar bevorstehenden ökonomischen Niedergang hin. Aber je tiefer der Wert unter den Durchschnitt fällt, desto wahrscheinlicher werden gewisse Probleme. In Kombination mit den spät im Konjunkturzyklus beschlossenen Steuersenkungen und der - wenn auch langsamen - Straffung der Geldpolitik durch die US-Notenbank Fed ist das ein Indikator, den wir im Auge behalten sollten.

Die Geldumlaufgeschwindigkeit steht übrigens auch mit der Inflation in Zusammenhang. Wenn sich die Inflation über das aktuelle, harmlose Niveau hinaus erhöhen soll, dann muss auch die Umlaufgeschwindigkeit zunehmen. Dafür gibt es jedoch keinerlei Anzeichen, was wiederum einer der Gründe dafür ist, dass Lacy Hunt kaum Inflationsrisiko sieht.

Die Verschuldung ist ein weiteres wichtiges Thema für den Wirtschaftsanalysten. Schulden werden oft mit Suchtmitteln verglichen, und wie bei vielen Drogen muss auch hier die Dosis tendenziell immer weiter gesteigert werden, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Die folgende Grafik zeigt die zusätzliche Wirtschaftsleistung (d. h. das zusätzliche BIP), das mit jedem Zuwachs der US-Unternehmensschulden um 1 Dollar erzielt wurde.


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