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Die US-Fed will die Zinsen weiter anheben. Oder?

21.07.2018  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Quelle: Thomson Financial; eigene Berechnungen. (1) 10- minus 2-Jahresrendite in Basispunkten


Die US-Zinskurve flacht sich allerdings schon seit Anfang 2014 ab. Interessanterweise steigt seit Anfang 2016 der Goldpreis in US-Dollar gerechnet wieder an. Das Absinken des Zinsabstandes unter die (kritische) Marke von 1-Prozentpunkt scheint die Wahrscheinlichkeit einer zinsverursachten Wirtschaftsstörung erhöht zu haben und das scheint das Interesse am Gold zu Absicherungszwecken erhöht zu haben - verbunden mit einer positiven Wirkung auf den Goldpreis.

Bislang hat das Zinsmanöver der US-Zentralbank allerdings den Kreditfluss in den USA nicht sichtbar gestört. Die konjunkturtreibende Wirkung der Kreditausweitung lässt sich illustrieren anhand der Vermögensbeziehungsweise Aktienmärkte (Abb. 3): Das Ausweiten der Kredite begünstigt Investitions- und Konsumausgaben und Unternehmensgewinne, es geht Hand in Hand mit steigenden Aktienkursen. Die Aktienkurse haben bislang gewissermaßen um den Trend geschwankt, den das Kreditwachstum vorgibt.

Wie bereits angesprochen, ist der US-Zins nicht nur bedeutsam für die US-Wirtschaft, sondern auch für das weltweite Wirtschafts- und Finanzmarktgeschehen: Der US-Zins ist gewissermaßen der Weltleitzins. Und weil in den letzten Jahren sich viele Akteure der Welt in US-Dollar verschuldet haben - das zeigt das Anwachsen der Fremdwährungskreditmärkte - wird ein Anziehen der US-Zinskosten Rückwirkungen haben auf viele andere Volkswirtschaften der Welt.(1)

So gesehen sind die Zinsmanöver der US-Fed im wahrsten Sinne des Wortes eine Geldpolitik für die Welt. Für viele Volkswirtschaften - insbesondere China, Japan und der Euroraum - kommen jedoch US-Zinssteigerungen denkbar ungelegen.

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Quelle: Thomson Financial


Zu bedenken ist weiterhin, dass das bisherige Anziehen der US-Zinsen den Außenwert des US-Dollar beflügelt hat. Steigt der US-Zins weiter, könnte dies die US-Dollaraufwertung verstärken - und damit Probleme in den internationalen US-Kreditmärkten heraufbeschwören, die wiederum auch negative Wirkungen auf die US-Konjunktur haben könnten.

All diese Überlegungen deuten an, dass der Zinserhöhungsspielraum, den die US-Zentralbank hat, relativ begrenzt zu sein scheint. Der Schlüssel zu dieser Einschätzung ist die Wirkung, die die extreme Niedrigzinspolitik der letzten Dekade auf das weltweite Wirtschafts- und Finanzmarktgeschehen gehabt hat. Die US-Zentralbank macht sich derzeit zwar auf, den Zins auf etwas "normalere" Niveaus heraufzuschleusen und noch scheinen die Finanzmärkte darin noch kein ernstes Problem zu erblicken.

Doch das kann sich ändern, wenn die Fed den Leitzins um weitere 25 oder 50 Basispunkte anhebt, das würde dann einem Leitzins von bis zu 2,5 Prozentpunkte entsprechen, der dann auch in realer Rechnung wieder über der Nulllinie liegt.

Vor diesem Hintergrund scheinen die Finanzmärkte die Risiken zu gering einzuschätzen, insbesondere die inflationären Effekte, mit denen zu rechnen ist, wenn die Zentralbanken eine erneute Rezession bekämpfen müsste. Gold ist daher - insbesondere nach dem jüngsten Preisrutsch - eine attraktive Versicherung gegen Geldwertschwund, die aktuell zudem auch noch erhebliches Wertsteigerungspotential hat.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH


(1) Siehe hierzu Degussa Marktreport, Risiken der US-Dollar-Aufwertung - Folgen für den Goldpreis, 11. Mai 2018.


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